Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Interview: Linus Straßer: "Der Sieg ist ein Erfolg für die Ewigkeit"

Interview

Linus Straßer: "Der Sieg ist ein Erfolg für die Ewigkeit"

    • |
    Linus Straßer beendete seine Slalom-Saison auf dem Stockerl mit einem dritten Platz in Saalbach-Hinterglemm.
    Linus Straßer beendete seine Slalom-Saison auf dem Stockerl mit einem dritten Platz in Saalbach-Hinterglemm. Foto: Marco Trovati, dpa

    Ihre Slalom-Saison haben Sie auf dem Stockerl mit einem dritten Platz in Saalbach-Hinterglemm beendet. In der Disziplin-Gesamtwertung sind Sie Zweiter hinter dem Österreicher Manuel Feller. Wie fällt Ihre persönliche Winter-Bilanz aus?
    LINUS STRASSER: Sehr positiv. Der Weltcup-Sieg in Kitzbühel ist ein Erfolg für die Ewigkeit. Beim Nachtslalom in Schladming hatte ich schon mal gewonnen, aber das wiederholt man immer gerne. Denn das ist eines der coolsten Rennen wegen der Stimmung und der Kulisse. Aber auch abseits von diesen zwei ersten Plätzen freut mich am meisten, dass ich mich bei der Konstanz verbessern konnte. In den vergangenen Jahren ist es mir oft passiert, dass ich nach den Klassikern im Januar ein wenig abgefallen, ein bisschen müde im Kopf geworden bin und nur noch vereinzelt performt habe. Deswegen ist die Konstanz das Coolste in dieser Saison. Wenn du als Sportler zum Wettkampf kommst und immer um den Sieg fährst, egal welche Wetterverhältnisse herrschen oder wie der Kurs gesteckt ist, dann freut mich das. Zum Finale in Saalbach noch einmal aufs Podest zu fahren, hat das unterstrichen. Von daher hatte ich eine coole Saison.

    War es der beste Winter Ihrer Laufbahn?
    STRASSER: Von den Ergebnissen her auf jeden Fall. Letztes Jahr hatte ich auch schon eine gute Saison. Ich mache das aber nicht immer nur an den Platzierungen fest. Letztes Jahr in Kitzbühel zum Beispiel bin ich Vierter geworden. Ich lag eine Hundertstel hinter dem Dritten und zwei Hundertstel hinter dem Zweiten. Wenn man anfängt, es von zwei Hundertstel abhängig zu machen, ob man gut oder schlecht gefahren ist, dann wird man nicht froh im Leistungssport.

    Können Sie planen, genau zu den Höhepunkten der Slalom-Saison in Kitzbühel und beim Nachtslalom in Schladming die Topleistung abzurufen?
    STRASSER: Nein, natürlich nicht. Aber wenn man einen Fahrer vor der Saison fragt, welche Slaloms er gerne gewinnen würde, dann fallen genau diese zwei Rennen. In Schladming ist mir das schon im Jahr davor geglückt. In Kitzbühel ganz oben zu stehen, war ein Traum von mir. Das bleibt einem. Im Sommer erhält eine Gondel der Hahnenkammbahn den Namen von mir. Damit kann mal meine Tochter hochfahren.

    Linus Straßer gewann erstmals den Slalom von Kitzbühel. Drei Tage später gewann er auch den Nachtslalom von Schladming.
    Linus Straßer gewann erstmals den Slalom von Kitzbühel. Drei Tage später gewann er auch den Nachtslalom von Schladming. Foto: Ralf Lienert

    In Kitzbühel haben Sie als Kind das Skifahren gelernt. Erzählen Sie bitte.
    STRASSER: Ich komme aus München, meine Eltern sind schon immer nach Kitzbühel zum Skifahren gegangen und dort habe ich es gelernt. Am Ganslernhang bin ich auch tatsächlich mein allererstes Skirennen gefahren. Ich habe im Kitzbüheler Skiclub trainiert. Mein damaliger Trainer Mario Weinhandl ist jetzt der Rennleiter des Hahnenkammrennens. Mario hat mir zusammen mit dem Bürgermeister die Gams als Siegtrophäe überreicht. Das ist jetzt eine richtig runde Geschichte.

    Wie geht es nach der Saison weiter?
    STRASSER: Jetzt habe Zeit für Termine wie in dieser Woche in Gurgl, als ich zusammen mit meinem britischen Slalom-Kollegen Dave Ryding den neu designten Lamborghini des Kemptener Abt-Rennstalls für das 24-Stundenrennen auf dem Nürburgring präsentieren durfte. Ich bin zwar kein Repräsentant für Abt, aber wenn Harry Unflath (Sportmarketing-Chef von Abt/Anm. d. Red.) anruft, dann komme ich, weil ich ihn schon viele Jahre kenne. Am kommenden Wochenende folgen die deutschen Ski-Meisterschaften. Da ist wichtig, dass Läufer wie Lena Dürr und ich uns zeigen. Das motiviert hoffentlich auch die jungen Fahrerinnen und Fahrer. Natürlich habe ich den Anspruch, dort zu gewinnen. Aber das ist gar nicht so einfach. Danach folgen noch einige Sponsorentermine, bevor es in den Urlaub geht.

    Skirennfahrer zu sein, ist längst keine Aufgabe nur für den Winter. Wie sieht Ihr Jahresrhythmus aus?
    STRASSER: Ich gehe jetzt noch bis Ende April Skifahren. Dann folgen drei schneefreie Wochen, in denen es auch keine Pläne für das Trockentraining gibt. Ich gehe dann Radfahren auf dem Mountainbike oder Rennrad. Wenn man Leistungssportler ist, dann macht man das gerne.

    In knapp zwei Jahren finden die Olympischen Spiele nach zwei Asien-Auftritten in Pyeongchang 2018 und Peking 2022 wieder in Europa, in Italien, statt. Haben Sie das bereits im Fokus?
    STRASSER: Nein, das habe ich noch gar nicht im Kopf. Ich beginne bald wieder mit der Vorbereitung auf die nächste Weltcup-Saison mit den Höhepunkten in Kitzbühel, Wengen, Schladming oder Adelboden. Mein Fokus liegt auf der kommenden Saison.

    Im Slalom kann der Deutsche Skiverband mit ihren Resultaten sehr zufrieden sein. In den Speed-Disziplinen läuft es lange nicht so gut. Wo sehen Sie die Gründe dafür?
    STRASSER: Man hat immer die Zyklen mit mageren und fetten Jahren. Davor hatten wir in diesem Bereich gute Zeiten. Aber jetzt hat Thomas Dreßen körperlich bedingt aufhören müssen. Bei Sepp Ferstl ist der Zenit erreicht gewesen. Und es ist auch gut, wenn man das für sich erkennt. Für den DSV beginnt in der nächsten Saison ein neuer Zyklus. Man wird sich neue Sachen einfallen lassen, und deswegen mache ich mir keine Sorgen, dass es in dem Bereich auch wieder aufwärtsgehen wird.

    Wo bewahren Sie die vielen Pokale dieser Saison auf?
    STRASSER: Zu Hause habe ich einen Bauernschrank, da kommen sie obendrauf, und da kann ich sie beim Abendessen sehen.

    Hat die riesige Gams von Kitzbühel dort ebenfalls Platz?
    STRASSER: Nein, die ist leider zu groß. Aber auch diese Trophäe bekommt noch einen Ehrenplatz bei mir zu Hause.

    Zur Person

    Linus Straßer fährt für die Skiabteilung des TSV 1860 München. Bisher feierte der 31-Jährige vier Weltcupsiege im Slalom, zwei davon (Kitzbühel, Schladming) alleine in der gerade abgelaufenen Saison. Straßer ist verheiratet und hat eine Tochter.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden