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Interview: Günzburger gewinnt härtestes Mountainbike-Rennen der Welt: "Abartige Schinderei"

Interview

Günzburger gewinnt härtestes Mountainbike-Rennen der Welt: "Abartige Schinderei"

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    Ein Erfolg, der mit viel Schweiß und Schinderei bezahlt wurde: Georg Egger aus dem Landkreis Günzburg gewann das Cape Epic, das härteste Mountainbike-Rennen der Welt.
    Ein Erfolg, der mit viel Schweiß und Schinderei bezahlt wurde: Georg Egger aus dem Landkreis Günzburg gewann das Cape Epic, das härteste Mountainbike-Rennen der Welt. Foto: Moritz Sauer

    Herr Egger, Sie haben vor einer Woche mit Ihrem Partner Lukas Baum das Cape Epic in Südafrika gewonnen, eines der härtesten Mountainbike-Etappenrennen der Welt. Wie schwer sind die Beine noch?

    Georg Egger: Man merkt schon noch was (lacht). Das war eine abartige Schinderei während der acht Tage, weil es für uns am Ende auch so knapp war. Wir mussten auf den letzten beiden Etappen die Lücke zum Gelben Trikot zumachen. Deswegen haben wir uns da noch mal richtig einen eingeschenkt. Dementsprechend sind wir körperlich gerade schon angeschlagen. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

    Sie haben im vergangenen Jahr angekündigt, Ihr oberstes Ziel für 2022 sei, Deutscher Meister zu werden. Das hat sich damit wohl erledigt, oder?

    Egger: Lukas und ich haben beide nicht gedacht, dass unser Frühjahr so überragend gut läuft. Eigentlich stand das Cape Epic gar nicht auf unserem Plan. Wir haben ja unser eigenes Team gegründet, Speed Company Racing, und dachten, es wäre vielleicht zu überzockt, im ersten Jahr direkt das größte Mountainbike-Etappenrennen der Welt als Ziel anzustreben. Allerdings waren wir beide so gut in Form, dass wir gesagt haben: das müssen wir fast probieren. Wir haben uns dann kurz vor knapp für das Cape Epic angemeldet. Gerade sind wir fast ein bisschen geflasht, wie gut wir da performt haben, und müssen uns erst mal wieder neu orientieren. Aber nach wie vor sind die Deutschen Meisterschaften auf jeden Fall ein großes Ziel von uns.

    Konnten Sie den Erfolg beim Cape Epic überhaupt schon richtig realisieren?

    Egger: Es war viel Trubel nach dem Rennen. Die Fans waren echt außer sich und fanden es megageil, wie wir das Rennen gewonnen haben. Das gab es sehr selten, dass ein Team bei der ersten Teilnahme mit einem kleinen Budget direkt abgesahnt hat. Die Geschichte war megaklasse und dementsprechend waren die Leute auch megabegeistert. So richtig habe ich es für mich selbst noch gar nicht realisieren können.

    Beim Cape Epic mussten Sie insgesamt 681 Kilometer und fast 17.000 Höhenmeter innerhalb von acht Tagen zurücklegen. Wie trainiert man sich solch eine Kondition an?

    Egger: Von heute auf morgen kann man sich das nicht antrainieren. Im Endeffekt ist es einfach täglich harte Arbeit. Unsere Saison geht fast das ganze Jahr über, eigentlich sind wir Mountainbiker mehr oder weniger das ganze Jahr am Trainieren. Es ist viel Ausdauertraining. Da können schon mal zwischen 20 und 30 Trainingsstunden in der Woche anfallen.

    Der Verzicht auf die Heimrennen im Landkreis Günzburg fiel Egger schwer

    Wie schwer ist es Ihnen gefallen, für das Cape Epic auf Ihre beiden Heimrennen in Krumbach und Obergessertshausen zu verzichten?

    Egger: Das hing mir anfangs schon nach und ich bin ungern in den Flieger gestiegen. Auf der anderen Seite wusste ich, dass ich in einer sauguten Verfassung bin. Ich habe natürlich gehofft, dass wir es gewinnen, aber richtig realistisch war das natürlich nicht. Nachdem es mit dem Sieg funktioniert hat, war es genau die richtige Entscheidung. Klar ist es schade, dass ich die Heimrennen verpasst habe, aber nächstes Jahr werden wir es so planen, dass ich beide Rennen mitfahren kann.

    Sie sind mit 13 Jahren Ihr erstes Rennen gefahren. Hätten Sie sich damals vorstellen können, einmal so weit zu kommen?

    Egger: Damals habe ich es ja ‚just for fun‘ gemacht. Da hatte ich auch noch gar keine Ahnung, was überhaupt das Cape Epic oder eine Mountainbike-WM ist. Mit der Zeit und mit den sportlichen Erfolgen habe ich natürlich mehr Selbstvertrauen gewonnen und meine Ziele immer höhergesteckt. Aber dass es so bald schon mit so einem Riesenerfolg funktioniert, damit habe ich mich selbst überrascht. Auch die ganze Cape-Epic-Woche war für uns eine Riesenachterbahnfahrt: Wir sind da angekommen als Newcomer mit einem Minimal-Setup. Alle anderen Teams haben eine riesengroße Burg aufgebaut mit drei bis vier Campervans und einer riesengroßen Zelt-Area. Und wir kamen an mit unserem Camper und haben Klappstühle vorne hingestellt. Was wir dabei hatten, war alles eher hobbymäßig. Aber im Endeffekt hat es gereicht, um zu gewinnen.

    Nach dem Cape Epic ist eines Ihrer nächsten Ziele Olympia 2024. Im vergangenen Jahr haben Sie die Olympiateilnahme noch knapp verpasst. Wie sehr hat Ihnen das wehgetan?

    Egger: Ich bin realistisch und habe es schon erkannt, dass ich unmittelbar vor Olympia einfach nicht auf dem Level war, auf dem ich eigentlich hätte sein können. Mir war dann ab einem gewissen Punkt klar, dass ich nicht dabei sein kann. Deswegen war ich nicht so sehr enttäuscht nach der Entscheidung. Ich muss auch sagen, ich hatte eine gute Ablenkung – ich bin nämlich in der Olympia-Vorbereitungsphase Papa geworden. Vielleicht war das auch der Grund, warum der Fokus zu dem Zeitpunkt nicht mehr ganz so auf dem Sport lag. Es war zwar schade, aber ich werde jetzt den vollen Fokus auf Paris legen, damit ich da dabei sein werde. Ich weiß, ich habe das Zeug dazu.

    Georg Egger (links) und Lukas Baum kamen sich im Vergleich zum Equipment der anderen Teams eher wie Hobbyradler vor. Am Ende aber gewannen sie das Cape Epic.
    Georg Egger (links) und Lukas Baum kamen sich im Vergleich zum Equipment der anderen Teams eher wie Hobbyradler vor. Am Ende aber gewannen sie das Cape Epic. Foto: Moritz Sauer

    Wann sieht man Sie das nächste Mal wieder auf dem Rad?

    Egger: Sobald ich daheim bin, geht es eigentlich schon wieder direkt weiter. Das nächste große Ding ist der Weltcup in Albstadt Anfang Mai.

    Bis dahin dürften auch die Füße wieder ein bisschen leichter werden.

    Egger: Ich hoffe es. Sonst habe ich ein Problem (lacht).

    Zur Person: Georg Egger, 27, kommt aus Obergessertshausen im Landkreis Günzburg. Nach seinem Maschinenbau-Studium an der Hochschule Augsburg wurde er Sportsoldat. Von der Bundeswehr ist er allerdings fast das ganze Jahr über freigestellt. Im vergangenen Jahr gründete Egger mit seinem Freund Lukas Baum sein eigenes Rennteam. Das Cape Epic gilt als die "Tour de France der Mountainbiker" und findet jährlich in Südafrika statt.

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