Für den 1. FC Heidenheim war es das größte Spiel der Vereinsgeschichte oder einfach ein „Traum für alle“, wie es Cheftrainer Frank Schmidt bezeichnete: Der FC Chelsea gastierte am Donnerstagabend beim Klub von der Ostalb. Knapp 2000 Fans von der Insel waren schon in den Tagen zuvor gekommen, nicht alle hatten eine Karte für das Spiel ergattert. Vor den Augen von DFB-Präsident Bernd Neuendorf verkaufte sich der FCH teuer. Eine „Riesensensation“ wäre es laut Schmidt gewesen, etwas Zählbares zu holen. Sein Team war knapp dran, verkaufte sich teuer, verlor aber 0:2.
Die Partie war ein Spitzenspiel: Ebenso wie Heidenheim hatten die Blues bisher alle drei Begegnungen dieser Europapokalsaison gewonnen. Gäste-Trainer Enzo Maresca hatte die Komplettrotation im Vergleich zum letzten Ligasieg gegen Leicester angeworfen: Zehn neue Profis standen in der Startelf, einzig Beniot Badiashile behielt seinen Platz in der Innenverteidigung. Das neue Personal genügte aber durchaus höheren Ansprüchen: Der Ex-Dortmunder Jadon Sancho, Christopher Nkunku (früher Leipzig) und der ukrainische Star Mykhailo Mudrik standen auf dem Platz. Frank Schmidt hatte fünfmal gewechselt. Die Fans des FC Heidenheim hatten einen klaren Auftrag an ihre Mannschaft: „Let‘s get Brexit done – send Chelsea home tonight“ war auf einem Banner zu lesen. Zum Anpfiff wandelte sich das Bild und Frank Schmidt wurde mit Krone und Zepter dargestellt. Dazu war zu lesen: „God save the king“. Wann, nicht bei diesem Spiel?
Heidenheim gegen Chelsea: FCH tritt mutig auf, Wanner mit der Riesenchance
Tatsächlich war Heidenheim nicht gewillt, das Hoheitsgebiet des Rasens einfach den Gästen zu überlassen und presste mutig nach vorne. Das führte zu guten Situationen in der Chelsea-Hälfte, ermöglichte den Londoner aber permanent Chancen. Die bis dato größte hatte der Spanier Marc Guiu Paz. Dessen ersten Versuch hielt Kevin Müller, der Nachschuss landete am Außennetz (11.). Mikkel Kaufmann hatte umgehend aber die nächste Gelegenheit, diesmal für den FCH (14.) Ein Klassenunterschied war nicht zu erkennen, das Spiel bot beste Unterhaltung. Kiernan Dewsbury-Hall prüfte Müller (20.), wenig später hätte Paul Wanner frei vor Keeper Filip Jörgensen die Führung besorgen können (26.), scheiterte aber am Keeper. Aufreger vor der Halbzeit: Nach einem vermeintlichen Kontakt von Patrick Mainka an Mudryk gab Schiedsrichter Serdar Gözübüyük zunächst Elfmeter, nahm ihn aber nach Sichtung der VAR-Bilder zurecht zurück (35.).
Nach Wiederanpfiff setzte sich die oft zitierte individuelle Klasse Chelseas durch: Nkunku verwertete eine Sancho-Hereingabe im Fünfmeterraum zur Führung (51.). Und Heidenheim? Schüttelte sich kurz und machte genauso forsch weiter. Ein Schlenzer von Leo Scienza von der Strafraumgrenze ging nur knapp am Pfosten vorbei (63.). Paul Wanner hatte sogar eine Chance der Marke „100 Prozent“: Im Strafraum stand die Bayern-Leihgabe frei, scheiterte aber erneut. Auch Scienzas Nachschuss ging nicht rein (69.). Mudryk beseitigte mit einem humorlosen Treffer nach einem Gegenstoß zum 0:2 die letzten Zweifel (86.). Die Gelb-Rote Karte für Chelseas Cesare Casadei in der Nachspielzeit war nur noch eine Randnotiz.
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