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Hannover 96: Markus Miller lässt sich stationär behandeln

Hannover 96

Markus Miller lässt sich stationär behandeln

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    Markus Miller (links) wollte eigentlich mit seinen Kollegenen bei Hannover 96 hoch hinaus. Doch erst stoppten ihn Verletzungen und jetzt eine mentale Erkrankung.
    Markus Miller (links) wollte eigentlich mit seinen Kollegenen bei Hannover 96 hoch hinaus. Doch erst stoppten ihn Verletzungen und jetzt eine mentale Erkrankung. Foto: dpa

    Erinnerungen werden wach. Torhüter Markus Miller, Fußballprofi bei Hannover 96, geht an die Öffentlichkeit mit einem Tabu-Thema. Er ist krank. Miller ist mental erschöpft. Ihm droht ein Burnout-Syndrom. Deswegen wendete sich der in Lindenberg im Allgäu geborene Keeper nun über seinen Verein an die Öffentlichkeit: "Ich habe mich dazu entschlossen, meinen Klub, unsere Fans und die Medien über meine Erkrankung zu informieren. Wegen meiner mentalen Erschöpfung werde ich mich ab sofort stationär behandeln lassen."

    Es ist ein Kraftakt für Miller; Kraft, die der ehemalige Nationaltorhüter Robert Enke nicht mehr hatte. Enke stand zu dieser Zeit bei Hannover 96 unter Vertrag. Der in der Öffentlichkeit überall geschätzte und hoch veranlagte Torhüter nahm sich im November 2009 von Depressionen geplagt das Leben. Die ständige Angst vor einer Entdeckung seiner Krankheit durch die Öffentlichkeit hatte den damals 32-Jährigen scheinbar innerlich zerrissen.

    Die Parallelen zu Miller sind vorhanden. Denn wie bei Enke hatte auch bei Markus Miller bisher nur dessen direktes Umfeld etwas von den großen persönlichen Problemen mitbekommen. Miller gelang es, seine Situation zu verbergen - bis er selber nicht mehr konnte und sich Hannovers sportlicher Leitung um Trainer Mirko Slomka und Sportdirektor Jörg Schmadtke offenbarte. "Seit einiger Zeit habe ich immer seltener das Gefühl, dass ich der Mannschaft wirklich helfe oder etwas Wesentliches bewirke. Dabei erlebte ich zunehmenden, großen inneren Druck und Anspannungen, die mich begannen zu blockieren", erklärte Miller und betonte, den Weg in die Öffentlichkeit ganz bewusst gewählt zu haben.

    Von Hannover 96 kommt jegliche Unterstützung für Miller

    Die Verantwortlichen von Hannover 96 stehen hinter ihrem Schlussmann, der auch schon für den FC Augburg in der Regionalliga die Schuhe geschnürt hat. 96-Geschäftsführer Martin Kind bezeichnete die Offenbarung Millers als Schritt, der "allerhöchsten Respekt" abverlangt. "Er hat in einem Klub, der ein furchtbares Erlebnis mit einem persönlichen Schicksal durchgemacht hat, bewusst den Gang an die Öffentlichkeit gewählt und klare Fakten geschaffen", sagte Kind. Dieser Schritt sei ein großes Zeichen von Mut." Der Verein sagte dem noch bis 2013 vertraglich gebundenen Miller umgehend "alle Unterstützung" zu.

    Intensive Arbeit in einer Privatklinik

    Derzeit wird der Schlussmann in einer Privatklinik behandelt und vom Gelsenkirchener Psychologen Martin Braun unterstützt. Beide haben bereits in zahlreichen ambulanten Gesprächen gemeinsame Lösungsansätze entwickelt. "Bei Markus Miller ist von einer deutlich positiven Behandlungsprognose auszugehen", sagte Braun. Dem Torhüter werde geholfen, indem man mit ihm "gesündere und positivere Umgehensweisen mit sich selber" erarbeite. Dann könne Miller möglicherweise "mit noch größerer Stärke" aus der Situation hervorgehen.

    Mannschaft hat von den Problemen Millers nichts gewusst

    Die Mannschaft von Hannover 96, Tabellenvierter und Teilnehmer der Gruppenphase der Europa League, wurde von Slomka vor dem Training am Montagnachmittag über die Erkrankung ihres Kollegen informiert. "Die Spieler waren natürlich erst einmal betroffen. Aber auch sie werden Markus alle Unterstützung geben. Auf die Trainingsarbeit hat die Situation keinen Einfluss. Wir konzentrieren uns auf das Sportliche und wollen weiter Punkte sammeln. Das wäre auch im Sinne von Markus", sagte Slomka nach der Einheit.

    Die Berufung eines Sportpsychologen zur Betreuung der Spieler ist derzeit nicht vorgesehen, wird im Verein aber noch geprüft. Nach dem Tod von Enke hatten die Profis selbst erklärt, auf derartige Unterstützung verzichten zu wollen. Im Vordergrund steht derzeit ohnehin die Hoffnung auf eine baldige Genesung von Miller, der seinem Team für unbestimmte Zeit fehlen wird.

    Trainer Mirko Slomka lässt Miller nicht fallen

    "Wir stärken und schützen ihn, weil er sich mit aller Offenheit seinen psychischen Schwierigkeiten stellt, die unverändert in unserer Gesellschaft als Tabu-Thema behandelt werden", sagte Schmadtke. Slomka bezeichnete Millers Schritt an die Öffentlichkeit als "imponierend" und ergänzte: "Ich traue Markus absolut zu, diese Behandlung für sich zu nutzen und gestärkt sowie mit neuer Zielsetzung seine Karriere als Fußballprofi erfolgreich fortzusetzen."

    Jogi Löw findet Millers Entscheidung richtig

    Bundestrainer Joachim Löw begrüßte das Vorgehen Millers: "Ich finde es gut, dass er diesen Schritt getan hat", sagte er bei der Pressekonferenz der Nationalelf am Montag in Danzig. Mit Millers Teamkollegen Ron-Robert Zieler, der am Dienstag beim Länderspiel gegen Polen erstmals als Ersatzkeeper auf der Bank der Nationalelf sitzen wird, wollte der Bundestrainer nach dem Training am Montag sprechen.

    Auch die nach dem Tod von Robert Enke ins Leben gerufene Robert-Enke-Stiftung zollte Miller für seinen Umgang mit der Erkrankung "höchste Anerkennung". Gerade im Leistungssport stelle sich der Umgang mit psychischen Erkrankungen nach wie vor als schwierig dar, was das beschriebene Vorgehen umso eindrucksvoller wirken lasse, urteilte die Stiftung.

    Miller ohne Punktspieleinsatz für Hannover

    Miller war 2010 vom Karlsruher SC nach Hannover gewechselt, zog sich bei seinem neuen Arbeitgeber jedoch sofort eine Knieverletzung zu und ist noch ohne Punktspieleinsatz für die Niedersachsen. Während seiner Karriere beim KSC war Miller zeitweilig mit einem Wechsel zu Bayern München und Werder Bremen in Verbindung gebracht worden. 2007 stoppte den Familienvater jedoch ein Kreuzbandriss. Neben Karlsruhe und Hannover stand der Keeper auch beim VfB Stuttgart auf dem Platz. Er absolvierte 61 Spiele in der Bundesliga und 122 Zweitliga-Spiele für den KSC. 18 Mal lief Miller in der Regionalliga Süd für den FC Augsburg auf. AZ/dpad

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