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Handball-WM: Diese deutschen Schwestern pfeifen bei der Handball-WM

Handball-WM

Diese deutschen Schwestern pfeifen bei der Handball-WM

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    Die Schwestern Tanja Kuttler (links) und Maike Merz leiten bei der Handball-WM Spiele.
    Die Schwestern Tanja Kuttler (links) und Maike Merz leiten bei der Handball-WM Spiele. Foto: Axel Kammerer, Imago-Images

    Maike Merz erinnert sich noch gut. Wenn ihre Schwester Tanja und sie früher eine Handballhalle betraten, ließen die Sprüche der Männer nicht lange auf sich warten. "Zum Volleyball", frotzelten die dann, "müsst Ihr in die Nachbarhalle." Zwei Frauen, die ein höherklassiges Männerspiel pfeifen? Undenkbar noch vor einigen Jahren. Bis

    Seit dem vergangenen Mittwoch gehören die beiden zur Schiedsrichterriege der Männer-WM in Polen und Schweden. Nicht als erste Frauen überhaupt, das waren 2017 zwei Französinnen, aber als die ersten deutschen. "Das Turnier ist der Höhepunkt unserer Karriere", schwärmt Tanja Kuttler denn auch in einem Interview mit dem Mannheimer Morgen. Prestigeträchtiger als das Frauen-Finale der Champions League, das sie im vergangenen Jahr gepfiffen haben, und der Lohn für eine Kombination aus Ehrgeiz und Selbstorganisation, wie es sie auch im Spitzensport nicht alle Tage gibt.

    Sogar ihre Familienplanung haben die Schwestern aus dem baden-württembergischen Tettnang, hauptberuflich beim Autozulieferer ZF Friedrichshafen beschäftigt und im Moment in Elternzeit, ganz auf ihre Karriere ausgerichtet. "Nehmen wir mal an", sagt die 31-jährige Tanja Kuttler, "wir wären hintereinander schwanger geworden – in diesem Fall wären wir mehr als zwei Jahre raus aus dem Schiedsrichtergeschäft gewesen." So aber kamen ihre zweite Tochter Madita und Tanjas Sohn Korbinian wie bestellt innerhalb von nur drei Monaten zur Welt. Da die beiden schon früh eine Privattrainerin engagiert hatten, um schnell wieder fit zu werden, dauerte es auch nur ein paar Wochen, bis sie wieder auf der Platte standen, wie die Handballer gerne sagen – möglich gemacht durch die Väter, die Eltern und die Schwiegereltern, die sich um die Kinder kümmern, wenn die Mütter zu ihren Pfeifen greifen.

    Handball-WM: Der Geburtstag des Sohnes wird eine Woche verschoben

    Der Preis, den sie dafür zahlen, ist ihnen nicht zu hoch, wie beide unisono betonen. Ihren 30. Geburtstag etwa hat die 34-jährige Maike auf dem Spielfeld in Leipzig gefeiert, und als ihre Tochter Leonie ihren ersten Geburtstag hatte, pfiff sie das Pokalfinale der Frauen. Und ausgerechnet jetzt, im WM-Monat Januar, wird der kleine Korbinian von Schwester Tanja ein Jahr alt. "Aber er kann ja den Kalender noch nicht lesen", schmunzelt die, "da können wir problemlos eine Woche später feiern."

    In der Männer-Bundesliga sind sie bereits seit 2019 am Start – und Sprüche wie der mit dem Volleyball in der Nachbarhalle längst verstummt. Wäre es nach den Funktionären des Deutschen Handballbundes gegangen, der Frauen seit gut einem Jahrzehnt sehr gezielt fördert, wäre für die schwäbischen Schiri-Schwestern allerdings in der ersten oder zweiten Frauen-Liga in Deutschland Schluss gewesen. Am Ende aber zählt wie im Sport selbst auch an der Pfeife die Leistung – und die war irgendwann männerbundesligareif. Trotzdem mussten die beiden, die schon mit 16 ihre Schiedsrichterprüfung abgelegt und anfangs auch noch selbst für die SG Argtental gespielt haben, sich erst einmal durchbeißen in einer für sie noch fremden und skeptischen Welt. "Wir mussten besser sein als Männer", sagt Tanja Kuttler. "Viele Funktionäre haben uns das einfach nicht zugetraut."

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