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Handball-Trainer Alfred Gislason setzt auf Kontinuität bei seinem WM-Kader

Handball

Handballer gehen in eine neue Phase

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    Bundestrainer Alfred Gislason hat 19 Spieler für die Handball-WM 2025 nominiert.
    Bundestrainer Alfred Gislason hat 19 Spieler für die Handball-WM 2025 nominiert. Foto: Bernd Thissen, dpa

    Die Vergänglichkeit des Ruhms ist Alfred Gislason hinlänglich bekannt. Und zwar aus eigener Erfahrung. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet der Isländer nun schon als Trainer. Er sammelte Titel, feierte Erfolge, stellte Rekorde auf. Doch recht schnell ging es auch immer wieder um neue Titel, um neue Erfolge und neue Rekorde. Keine Frage: Die Schnelllebigkeit des Sports ist bisweilen brutal und gnadenlos. Umso mehr im Handball, wo alle zwölf Monate eine Welt- oder Europameisterschaft ausgetragen wird. Und in diesem Jahr kamen auch noch die Olympischen Spiele dazu.

    Im August gewann Gislason mit der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) sensationell die Silbermedaille. Es war ein historischer Coup. Verbunden mit großen Emotionen, die der Bundestrainer am Sonntag noch einmal gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Hrund Gunnsteinsdóttir durchlebte. Bei der Gala „Sportler des Jahres“ in Baden-Baden flimmerten die Bilder der glücklichen deutschen Handballer über die Leinwand. Gislason und die DHB-Auswahl landeten bei der Wahl zur „Mannschaft des Jahres“ auf Platz drei. Womit das Thema Olympia nun aber auch abgeschlossen ist.

    Deutsche Handballer stehen mit der WM 2025 vor einer neuen Herausforderung

    Denn vom 14. Januar bis zum 2. Februar 2025 steht mit der Weltmeisterschaft in Kroatien, Dänemark und Norwegen nicht nur eine neue Herausforderung an. Es geht für die Deutschen dann auch darum, den großen Erfolg aus Frankreich zu bestätigen. Und zwar in einer neuen Rolle: als Gejagte. Auch wenn das der Bundestrainer nur zum Teil so sieht. „Es kommt ein bisschen mehr Druck auf die Mannschaft zu“, sagt Gislason, der um die Mechanismen des Geschäfts weiß: „Wir müssen lernen, damit umzugehen. Denn die Leute denken: Wenn die Handballer das bei Olympia schaffen, dann war das keine Ausnahme, sondern dann ist das jetzt der Standard.“

    Mit dem Erfolg wachsen eben die Erwartungen. Vielleicht auch die eigenen? Beim Bundestrainer eher nicht. „Unsere Rolle hat sich überhaupt nicht geändert“, meint der 65-Jährige und lässt bei einer Pressekonferenz am Donnerstag verlauten, dass Schweden, Dänemark und Frankreich die ersten Medaillenanwärter seien. Aber immerhin gibt er zu: „Wir sind deutlich näher an diese Nationen herangerückt. Und jetzt müssen wir zeigen, dass wir dazugelernt haben.“

    Rückraumspieler Juri Knorr ist einer der Leistungsträger im deutschen WM-Kader.
    Rückraumspieler Juri Knorr ist einer der Leistungsträger im deutschen WM-Kader. Foto: Tom Weller/dpa

    Das nahende Turnier geht Gislason mit einem nahezu unveränderten Kader an. Der Bundestrainer betont zwar stets, dass sich „niemand sicher“ sein könne, doch nach Jahren des Aufbaus und Experimentierens tritt die DHB-Auswahl nun in eine neue Phase ein. Es hat sich ein Mannschaftskern gebildet, mit dem weitere Medaillen gewonnen werden sollen. Bis auf die Linkshänder Kai Häfner (Ende der Nationalmannschaftskarriere) und Tim Hornke (Reha nach Verletzung) gehen alle Olympia-Teilnehmer in die WM-Vorbereitung. Hinzu kommen die Linkshänder Lukas Zerbe, Timo Kastening, Franz Semper und Nils Lichtlein. Die meisten Nationalspieler stellen erneut die Rhein-Neckar Löwen mit Juri Knorr, Sebastian Heymann, David Späth und Jannik Kohlbacher. Insgesamt stehen 19 Profis im Aufgebot.

    Formal muss der Bundestrainer bis zum Morgen des ersten deutschen WM-Spiels am 15. Januar gegen Polen das endgültige und maximal 18 Spieler umfassende Team berufen. Zu jeder Partie muss der Kader auf 16 Akteure reduziert werden. Während der WM-Endrunde kann jedes Team fünf Wechsel mit Spielern aus einem zuvor fixierten 35er-Kader vornehmen. Deutschland trifft in der WM-Vorrunde im dänischen Herning neben Polen auch noch auf die Schweiz (17. Januar) und Tschechien (19. Januar). Die letzten Testspiele vor dem Turnier stehen am 9. und 11. Januar gegen Brasilien in Flensburg und Hamburg an.

    2027 findet die WM in Deutschland statt

    „In den vergangenen zwei Jahren hat diese Mannschaft sehr viel Erfahrung gesammelt und ist zusammengewachsen. Normalerweise wird dieses Team in den nächsten fünf oder sechs Jahren immer besser“, meint Gislason, der dabei nicht nur die Altersstruktur des Kaders im Sinn hat, sondern auch die Heim-WM 2027. Spätestens dort kann es nur um Gold gehen. Oder doch nicht? „Wenn alle gesund bleiben, kann WM-Gold 2027 ein mittelfristiges Ziel werden. Dafür müssen wir es aber auch schaffen, unseren eingeschlagenen Weg fortzusetzen“, sagt DHB-Kapitän Johannes Golla im Gespräch mit unserer Redaktion.

    Zwei Jahre später richten die Deutschen die WM gemeinsam mit den Franzosen aus. Zusammen sind beide Nationen auch Gastgeber der EM 2032. Kurzum: Nach der Heim-EM 2024 stehen weitere Turniere im eigenen Land an. Was die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht und auch die Konkurrenz ein wenig neidisch nach Deutschland schauen lässt.

    „Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet von nun an alle drei, vier Jahre ein Heimturnier. Das gibt einen unglaublichen Schub für jeden einzelnen Spieler. Denn die Aussicht, immer wieder ein Turnier in vollen Hallen vor eigenem Publikum zu spielen, das dich ziemlich sicher bis ins Halbfinale trägt – das ist schon ein echter Beschleuniger“, sagt der Schweizer Nationaltrainer Andy Schmid, der von 2010 bis 2022 in der Bundesliga bei den Rhein-Neckar Löwen spielte – und der mit den Eidgenossen die Deutschen in der WM-Vorrunde ärgern will.

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