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Handball-EM: Wenige Tage vor der Heim-EM steht das deutsche Gerüst

Handball-EM

Wenige Tage vor der Heim-EM steht das deutsche Gerüst

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    Juri Knorr war gegen Portugal der auffälligste deutsche Spieler.
    Juri Knorr war gegen Portugal der auffälligste deutsche Spieler. Foto: Frank Molter, dpa

    Die Familie ging vor. Bundestrainer Alfred Gislason legte in der Halbzeitpause im EM-Testspiel gegen Portugal erst einmal einen Zwischenstopp ein. Auf dem Weg in die Kabine bekam ein Enkelkind einen Kuss auf die Wange, dann verschwand der Isländer in den Katakomben der Kieler Ostsee-Halle. Dort gewann die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Samstag mit 35:31, zwei Tage zuvor hatte der WM-Fünfte den ersten Vergleich mit 34:33 für sich entschieden. Am Mittwoch (20.45 Uhr) starten die Deutschen im Düsseldorfer Fußballstadion gegen die Schweiz in die Heim-EM. Vor dem Turnier-Auftakt sorgten die letzten beiden Testspiele bei manch einer Frage für Klarheit. Aber nicht alle Themen sind erledigt.

    Wie wollen die Deutschen spielen?

    Die Marschrichtung ist klar. "Torwart, Abwehr, Tempo. Das muss unsere Stärke sein, denn das gibt uns eine Euphorie, die auf die Zuschauer überschwappt", sagt Kapitän Johannes Golla. Kurzum: Nach Ballgewinnen wollen die Deutschen das Feld schnell überbrücken und sich nicht im Positionsangriff aufreiben. Teilweise ließ Bundestrainer Gislason deshalb auch komplett ohne Abwehr-Angriff-Wechsel agieren.

    Wie fiel das Fazit nach den Spielen und der Trainingswoche aus?

    "Sehr gut" seien die Tage im hohen Norden gewesen, bilanzierte Gislason. Der Isländer schränkte aber ein: "Beide Spiele waren nicht über 60 Minuten Weltklasse von uns, auch weil wir viel gewechselt haben." Die Startformation ist praktisch klar, ein funktionierendes Gerüst steht: Im Tor beginnt Andreas Wolff, am Kreis und auf den Außenpositionen sind Johannes Golla, Timo Kastening und Lukas Mertens gesetzt. Der Rückraum besteht aus Kai Häfner, Julian Köster und Spielmacher Juri Knorr, der beim 35:31 am Samstag einmal mehr als Torschütze, Dirigent und Ideengeber glänzte. "Er hat überragend gespielt", lobte Gislason. 

    Was bereitet Sorgen?

    Die Erkenntnis ist nicht neu. Aber in der Breite fehlt es der DHB-Auswahl an Qualität. Besonders im Mittelblock, wo Köster und Golla schwer schuften und noch dazu im Angriff gefordert sind. Das kostet Kraft. Und ist nicht über ein ganzes Turnier ohne einen eklatanten Substanzverlust zu schaffen. "Wir müssen die Last besser verteilen", mahnt Knorr. Am Samstag bekam Sebastian Heymann, der im Sommer zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt, viel Einsatzzeit im Abwehrzentrum. "Wir trainieren Heymann da rein, aber das hat noch nicht das Niveau von Köster auf dieser Position", stellte Gislason klar.

    Wie geht es Andreas Wolff nach seinem Bandscheibenvorfall?

    Bei "85 Prozent" seines Leistungsvermögens sei er, meinte der Torwart und räumte ein: "Es ist noch Luft nach oben. Viele Sachen sind okay. Viele Sachen sind noch nicht ganz zufriedenstellend." Im ersten Duell mit Portugal kam er auf neun Paraden, eine ordentliche Bilanz. Es folgten zwölf abgewehrte Bälle in der zweiten Partie, in welcher der 32-Jährige besonders in der Schlussphase auftrumpfte. "In den letzten Minuten hilft er uns sehr, Andi rettet uns das Spiel", sagte Gislason. Kurzum: Es besteht berechtigte Hoffnung, dass der zum besten Torwart der WM 2023 gewählte Wolff seine Bestform erreicht.

    Wer ist die Überraschung?

    Ganz klar Martin Hanne. Auf dem linken Flügel überraschte Gislason mit einer taktischen Variante und ließ dort den etatmäßigen Rückraummann von dem TSV Hannover-Burgdorf ran, der dann von der Außenposition in die Mitte ziehen soll und aus der Distanz werfen kann. Zudem ist er in der Abwehr auf der Halbposition eine wichtige Option. Der Vorteil: Spielmacher Knorr kann sich in diesem Fall bei der Deckungsarbeit ein wenig auf der Außenposition ausruhen.

    Wer sind die Streichkandidaten fürs Auftaktspiel?

    Mit 19 Spielern startete Gislason in die EM-Vorbereitung, nach Marian Michalczik verabschiedete sich auch Patrick Groetzki verletzungsbedingt. 16 Profis dürfen am Mittwoch auf dem Spielberichtsbogen stehen, 17 Akteure sind dem Bundestrainer geblieben. Linksaußen Rune Dahmke vom THW Kiel verpasste wegen einer Muskelverhärtung beide Testspiele und ist allein schon deshalb ein Streichkandidat, zumal es auf seiner Position auch die Variante mit Hanne gibt. Denkbar ist ebenfalls, dass es einen aus dem Duo Philipp Weber und Nils Lichtlein erwischt. Beide Rückraumspieler sind nämlich nur Optionen für den Angriff.

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