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Handball-EM: Die EM-Rekordkulisse soll beflügeln und nicht ängstigen

Handball-EM

Die EM-Rekordkulisse soll beflügeln und nicht ängstigen

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    Die Spieler der deutschen Handball-Nationalmannschaft trainieren in der Düsseldorfer Arena. Am Mittwoch wird dort vor einer Weltrekord-Kulisse der EM-Auftakt gegen die Schweiz stattfinden.
    Die Spieler der deutschen Handball-Nationalmannschaft trainieren in der Düsseldorfer Arena. Am Mittwoch wird dort vor einer Weltrekord-Kulisse der EM-Auftakt gegen die Schweiz stattfinden. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Ob Alfred Gislason die Höhner und deren Gassenhauer „Wenn nicht jetzt, wann dann“ kennt, ist nicht überliefert. Der Bundestrainer trägt zugleich keinen so auffälligen Bart wie Heiner Brand, der dazu taugt, ihn sich als Kopie ins Gesicht zu kleben. Sowohl das ohrwurmsche Liedgut als auch die Gesichtsbereicherung wecken Erinnerungen an die WM 2007, die im Titelgewinn ihren krönenden Abschluss fand. Die deutsche Nationalmannschaft und deren Fans begaben sich auf eine mehrwöchige Party. 2016 gab es noch ein kleines Zwischenhoch, erst den EM-Titel, dann Bronze bei den Olympischen Spielen. Doch wirklich zur Weltspitze zählen die Handballer seit Jahren nicht mehr, Favoriten sind bei dieser Europameisterschaft Franzosen, Spanier, Dänen oder Schweden.

    Dennoch sind die Erwartungen an die deutsche Mannschaft riesig. Fans blenden bereitwillig aus, welch schwierige Phasen die Mannschaft zuletzt durchlaufen hat. Wenn Deutschland gegen die Schweiz ins Turnier startet (Mittwoch, 20.45 Uhr/ZDF), soll der Funke sogleich überspringen. Die Kulisse wird einmalig sein. Zwar könnte der Lokführer-Streik die Anreise erschweren, der DHB hofft dennoch auf seinen Weltrekord mit über 53.000 Zuschauerinnen und Zuschauern. Der europäische Handballverband EHF spricht von einem "Meilenstein" in der Geschichte des Sports. Für die Mannschaft, die Fans und auch für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der sich die Show nicht entgehen lassen will, dürfte es äußerst eindrücklich werden. 250 Lautsprecher, 50 Verstärker, 500 bewegliche Lampen und 30 Lasersysteme sollen für ein einmaliges Erlebnis sorgen. 

    DHB-Spielmacher Juri Knorr: "Niemand weiß, was auf uns zukommt"

    Ob in der weitläufigen Spielstätte Atmosphäre wie in einem Hallen-Hexenkessel aufkommen wird, kann Spielmacher Juri Knorr schwerlich einschätzen. "Niemand weiß, was da so richtig auf uns zukommt", sagt der 23-Jährige. Mitunter wirkt es, als würden sich die Spieler Mut zureden. Hinter den Toren bleibt viel Raum, das Spiel ist schnell, auf den obersten Plätzen wird wenig ankommen. Kapitän Johannes Golla meint: "Es wird schon spannend sein, zu sehen, wie lange es dauert, bis die Reaktion der Zuschauer bei uns auf dem Feld unten ankommt." Auf sich sieht er keine Probleme zukommen, meint er nach dem Training am Dienstag. "Man ist auf das fokussiert, was auf dem Feld passiert."

    Knorr und Golla sind Stützen des Teams, ebenso Torhüter Andreas Wolff. Gislason hat eine Achse gebildet, um die herum sich das Gerüst gebildet hat. Allerdings benötigen Spieler wie Knorr, Golla, Fabian Köster oder Timo Kastening Pausen. Bislang waren diese mit einem spürbaren Leistungsabfall auf dem Parkett verbunden. Gislason weiß das. Auf der abschließenden Pressekonferenz im Bauch der Düsseldorfer Arena hat er in seiner Mannschaft eine "außergewöhnlich gute Stimmung" ausgemacht, strahlt Optimismus aus. Die Halle sei "sehr gut" gelungen, meint er. Nun müssten seine Spieler den Rest besorgen. "Für die Interaktion zwischen Mannschaft und Zuschauer müssen die Spieler in Vorleistung gehen. Der Funke muss vom Parkett auf die Tribüne überspringen", sagt Gislason und fordert: "Wir müssen uns auf unseren Handball konzentrieren und gut spielen. Dann kommt die Stimmung von selbst."

    Bundestrainer Alfred Gislason punktet mit seiner Art

    Der Isländer ruht in sich, punktet mit seiner unaufgeregten Art in Mannschaft und Öffentlichkeit. Als Vereinstrainer hat er bedeutende Erfolge gefeiert, schwierige Situationen schrecken ihn nicht. Nach dem Ende in Kiel versuchte er sich daran, ohne Handball auszukommen. Gelungen ist ihm das nicht. Vielleicht braucht er sogar den Druck und die Herausforderung. Der Auftakt gegen die Schweiz ist eine solche. Gelingt ein überzeugender Erfolg, wächst einerseits das Selbstvertrauen, andererseits stellt die Mannschaft die Weichen für die Hauptrunde und das Ziel Halbfinale. Sollten Deutschlands Handballer hingegen verlieren, bliebe nicht nur die Euphorie aus; zugleich müssten die folgenden Spiele gegen Nordmazedonien (Sonntag, 20.30 Uhr/ZDF) und Frankreich (Dienstag, 20.30 Uhr/ARD) gewonnen werden.

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