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Handball: Die große Gislason-Frage

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Die große Gislason-Frage

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    Noch ist offen, ob Alfred Gislason die Handball-Nationalmannschaft auch weiter betreuen wird.
    Noch ist offen, ob Alfred Gislason die Handball-Nationalmannschaft auch weiter betreuen wird. Foto: Tim Groothuis, Witters

    Am Morgen nach der großen Enttäuschung verteilten sich die deutschen Handballer in alle Himmelsrichtungen. "Ich bin sehr dankbar für das, was wir hier gemeinsam erlebt haben. Aber ich freue mich jetzt auch auf meine Familie", sagte Kapitän Johannes Golla. Der Kreisläufer und viele seiner Kollegen sind nach einem intensiven Monat mit zwei Freundschafts- und neun Pflichtspielen bei der Heim-Europameisterschaft bereits am Wochenende wieder mit ihren Vereinen gefordert. Dann stehen die Viertelfinalbegegnungen im DHB-Pokal an. Es bleibt also wenig Zeit für Erholung. Und um das Erlebte zu verarbeiten.

    Das Turnier endete für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) nach der 31:34-Niederlage gegen Schweden im Spiel um Platz drei ohne Medaille. Das vor EM-Beginn ausgerufene Halbfinalziel wurde aber erreicht. Wenngleich sich die Bilanz mit vier Siegen, vier Niederlagen und einem Unentschieden nicht so gut liest wie die Abschlussplatzierung. Das sprach auch Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin, sehr deutlich in seiner Kicker-Kolumne an: "Wir haben viel zu viele Spiele verloren. Gegen Schweden hätten wir gewinnen müssen, genauso gegen Kroatien und Österreich. Man kann nicht alles rosarot sehen."

    Rang vier bedeutet zudem, dass die deutsche Mannschaft Mitte März noch ein Olympia-Qualifikationsturnier bestreiten muss. Gespielt wird vermutlich in Hannover. Die Gegner heißen dann Österreich, Kroatien und Algerien. Die ersten beiden Teams sichern sich die Reise nach Paris.

    "Da sind wir nicht chancenlos. Das wird interessant", sagte Bundestrainer Alfred Gislason. Sein Vertrag beim DHB endet sofort, wenn die deutsche Mannschaft die Olympia-Teilnahme verpasst. Bei einer erfolgreichen Qualifikation verlängert sich das Arbeitspapier bis nach den Spielen in Frankreich.

    Macht Handball-Bundestrainer Alfred Gislason nach Olympia weiter?

    Doch wie geht es nach einer möglichen Olympia-Teilnahme weiter? Mit Gislason? Oder einem anderen Bundestrainer? Der Isländer hat sich auf jeden Fall schon einmal eindeutig positioniert: "Ich habe signalisiert, dass ich das gerne weiter machen möchte. Natürlich macht mir das richtig Spaß, aber letztlich entscheide ich das nicht."

    Bei der DHB-Präsidiumssitzung am 9. Februar wird Gislason seine EM-Analyse vorlegen. Ob dann allerdings schon ein Ergebnis in der Bundestrainerfrage über Olympia hinaus bekannt gegeben wird, ist eher unwahrscheinlich. "Es gibt immer die Erwartung, dass da etwas verkündet wird", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Der Verband werde zwar nach der EM "hundertprozentig" mit Gislason in die Gespräche gehen, auf etwas festlegen wollte sich der Sportvorstand aber nicht. Und das aus gutem Grund.

    2020 stärkte Kromer dem damaligen Bundestrainer Christian Prokop noch während der EM demonstrativ den Rücken. Wenige Wochen später und nach EM-Platz fünf erhielt aber Gislason den Job. Mit dem Isländer wurde das DHB-Team zunächst WM-Zwölfter (2021) und EM-Siebter (2022). Beide Turniere wurden massiv von der Coronapandemie beeinflusst. Dazwischen lag das Viertelfinal-Aus bei Olympia, vor einem Jahr belegte das DHB-Team den fünften WM-Rang, jetzt folgte EM-Platz vier.

    Gislason sieht viel Potenzial in der Handball-Nationalmannschaft

    "Wir sind diesen steinigen Weg des Umbruchs gegangen und es sieht sehr gut aus mit den Jungs. Wir haben jetzt eine komplett neue und sehr junge, talentierte Mannschaft aufgebaut", so der Bundestrainer, der nicht nur eine Entwicklung, sondern auch noch Potenzial sieht: "Der Mannschaft fehlt ein bisschen Erfahrung, aber sie ist sehr talentiert." Durch diese EM sei das Team der Weltspitze wieder ein Stück "näher gekommen", glaubt Gislason. Und er ist sich sicher: "Wer immer die Mannschaft künftig betreut, wird viel Spaß haben."

    Im EM-Kader standen sieben Spieler, die lediglich 23 Jahre alt oder noch jünger sind. Juri Knorr und Julian Köster sind bereits Leistungsträger. Renars Uscins – neben Nils Lichtlein, Justus Fischer und David Späth einer von vier Junioren-Weltmeistern im Kader – trumpfte im Halbfinale und im Spiel um Platz drei auf. Er wurde aber auch erst konsequent eingesetzt, als Kai Häfner aus privaten Gründen abreisen musste und Gislason zu seinem Glück gezwungen wurde.

    Nach Hannings Geschmack hat der Bundestrainer ohnehin zu wenig gewechselt. "Viele Spieler waren hintenraus platt. Das hat man gesehen im Spiel um Platz drei. Wir haben die zweite Reihe nicht genügend genutzt", sprach der Berliner wieder einmal Klartext und schaute in die Zukunft: "Wir haben viel Potenzial. Wir haben es gesehen an Renars, wozu er in der Lage ist, wenn er spielen kann. Wir müssen jetzt weiter den Umbruch konsequent fortsetzen." Es stellt sich nur noch die Frage, welcher Trainer eben diesen gestalten wird.

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