Sportler können sich eigentlich gänzlich auf ihre Stärke verlassen. Wer Leistung bringen möchte, der trainiert. Bestenfalls täglich, dazu extrem hart, damit er seinen Körper an die Grenze des Machbaren treibt. Letztlich eine ganz einfache Rechnung: Nur wer den Körper schindet, bereit ist, sich zu quälen und Schmerzen zu ertragen, der wird sich in der unerbittlichen Selektion des Profisports durchsetzen. Ungeachtet dessen gewinnen nicht immer jene, die die Vorbereitung perfektioniert haben. Glück, Pech, Schicksal. Warum der selbst getretene Ball den Weg ans Gestänge, der des Gegners hingegen den ins Netz findet? Unerklärlich.
Wenn der Mensch nach Erklärungen sucht, diese aber nicht findet, bemüht er geflissentlich das Übernatürliche. Das Unfassbare. Das Unvorstellbare. Jemand anderes muss seine Finger im Spiel gehabt haben. Vielleicht jemand, der oben im Himmel sitzt, der allmächtig darüber entscheidet, wer die Ziellinie als Erster quert. Gott also. Auf dem Weg zum Triumph kann es folglich nicht schaden, einen guten Draht zu ihm zu haben. Das bedingt nicht, dass jeder Fußballer, der sich bekreuzigt, ehe er die Wiese betritt, mit dem Segen eines Dreierpacks diese wieder verlässt. Fußballgötter gibt es deren viele.
Vatikanischer Radsportverband darf an WM und EM teilnehmen
Wer aber direkt im Team Gott steht, dem scheint ein segensreiches Dasein sicher. Und wo sonst als in Vatikanstadt sollte diese Mannschaft ihren Sitz haben? Dachte sich wohl auch Radrennfahrer Rien Schuurhuis. Der 42-Jährige ist in den Niederlanden geboren, aber mit der australischen Botschafterin im Vatikan verheiratet. Da der Vatikanische Radsportverband seit 2021 offizielles Mitglied des Weltverbandes UCI ist, darf Schuurhuis an Europa- und Weltmeisterschaften teilnehmen. Bei der WM 2022 in Australien, der WM 2023 in Schottland und der jüngsten EM in Belgien ging er seitdem an den Start.
Siegessicher, im Bewusstsein göttlichen Beistands, radelte er in der Ausreißergruppe. Musste aber erkennen, dass seine Nähe zum Schöpfer ihm keine übernatürlichen Kräfte verliehen hatte. Parallelen zu Gottes Sohn drängten sich auf. Qualvolle Wege, die kein gutes Ende nahmen. Ob Gott Schuurhuis verlassen hatte? Ob dem Niederländer der Glaube fehlte? Jedenfalls war der Radfahrer nicht in der Lage, irdische Grenzen zu überschreiten. Er gab auf, stieg vorzeitig vom Rad. Womit bewiesen wäre: Training hat seine Berechtigung. Glaube allein führt nicht zum Ziel.
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