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Glück im Fußball: Leverkusens Spiele und Gerlands Weisheiten

Fußball-Bundesliga

Das Glück ist ein launisches Miststück

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    Hermann Gerland ist einer der Weisen des Fußballs.
    Hermann Gerland ist einer der Weisen des Fußballs. Foto: Robert Michael, dpa

    Es hat schon seine Richtigkeit, dass manch einer seinen Lebensunterhalt mit der Schriftstellerei erwirtschaftet, während andere als Arzt oder Fußballlehrer ihr Geld verdienen. Der Autor André Gide verstand sich beispielsweise auf wohlfeile Formulierungen, wäre als Trainer aber eine Katastrophe gewesen. „Das Geheimnis des Glücks liegt nicht im Besitz, sondern im Geben. Wer andere glücklich macht, wird glücklich“, dichtete er. Mit diesen Zeilen auf den Lippen sollte Nuri Sahin mal bei seinem Boss Lars Ricken vorsprechen. Schließlich haben die Dortmunder am Wochenende die Mainzer ganz außergewöhnlich glücklich gemacht.

    Oder der Mediziner Albert Schweitzer, der es sich mit seinen Sprüchlein zur Aufgabe gemacht hat, in sämtliche floral umrankte Großtantenkalender aufgenommen zu werden: „Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.“ Ob sie in Leverkusen wohl sehr doppelt so glücklich waren, als sie in den letzten Minuten gegen Bochum die Punkte noch teilten?

    Hermann Gerland über Fakten und Gefühle

    Da ist dann doch ein Mann vom Fach gefragt. Wobei sich Hermann Gerland nicht nur ausgezeichnet auf fußballerische Detailarbeit versteht, der Mann darf als eines der letzten lebenden Universalgenies gelten. Mit nur einem Satz fasste er dereinst den medizinischen Fortschritt und die Gefahren, die darin lauern, zusammen: „Die haben doch heute Verletzungen, die gab es bei uns damals gar nicht.“ Ein anderes Mal beschrieb er eindrücklich die Unterschiede zwischen Fakten und Gefühlen. Auf Zweitere gebe er relativ wenig. „Dreimal hatte ich das Gefühl, einen Sohn gezeugt zu haben und wir haben drei Töchter zu Hause.“

    Hier soll es nun freilich nicht um die Nachkommen eines Mannes gehen, der von seinen Spielern ehrfurchtsvoll nur „Tiger“ genannt wird. Vielmehr hat sich der Tiger schlicht sehr verdient um den Fußball gemacht. Seine Schützlinge würden ihn eher als hemdsärmligen Praktiker bezeichnen, doch bringt er es auch im oft vernachlässigten Fach der Fußball-Philosophie zur Meisterschaft. Dereinst stellte er zum Beispiel folgende gewagte These auf: Immer Glück ist Können. Darauf nahmen die Leverkusener vergangene Saison oft Bezug, als sie etliche ihre Siege in den letzten Spielminuten herausschossen.

    Am Samstag hat die Bayer-Mannschaft gegen Bochum zum wiederholten Male in dieser Spielzeit sicher geglaubte Punkte noch abgeben müssen. Mit Bezug zu Gerland ließe sich behaupten, dass häufiges Pech Unvermögen sei. Wahrscheinlicher aber ist, dass Fortuna einfach ein launisches Miststück ist. Oder aber, dass sich Glück und Pech ausgleichen. Wenn nicht in einem Spiel, dann in einer Saison. Oder einer Laufbahn. Und ganz sicher sind Glück und Pech für viel mehr verantwortlich, als es Trainer und Vereinsverantwortliche wahrhaben wollen. Das Glück ist einfach ein Vogerl.

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