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Glosse: Wenn San Marino die Muskeln spielen lässt

Glosse

Wenn San Marino die Muskeln spielen lässt

Andrea Bogenreuther
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    San Marino ist ein Mini-Staat auf 60 Quadratkilometern Fläche in Norditalien. Seine Fußballer feierten nun den ersten Sieg seit 20 Jahren.
    San Marino ist ein Mini-Staat auf 60 Quadratkilometern Fläche in Norditalien. Seine Fußballer feierten nun den ersten Sieg seit 20 Jahren. Foto: Klaus Blume, dpa

    Im Fußball ist es ja immer schwierig mit diesen „Kleinen“. Mit diesen unberechenbaren Underdogs, die ganz hinten in der Nahrungskette stehen und dort möglichst auch verbleiben sollen. Aufgemuckt wird gern mal im Pokal, der ja bekanntlich von der Spannung der ungleichen Duelle „David gegen Goliath“ lebt, oder auch auf der großen Länderspielbühne. Für die sportlichen Schwergewichte ist es immer peinlich, gegen die „Kleinen“ zu verlieren.

    So sei an dieser Stelle noch einmal an das blamable 0:1 von Österreich gegen die Färöer-Inseln 1990 erinnert. Damals verlor das ÖFB-Team mit namhaften Spielern wie Toni Polster, Andreas Herzog oder Peter Pacult gegen ein Team aus Fischern, Schäfern und Postboten. Dabei gehört es eher zum Selbstverständnis der Etablierten, diese Kandidaten am liebsten zweistellig in die Schranken zu weisen, während die meist froh sind, wenn sie überhaupt elf halbwegs passable Kicker für ein Match zusammenbringen.

    San Marino ist klein, muckt aber im Fußball auf

    San Marino kann davon ein Lied singen. Der Zwergenstaat aus dem Mittelmeerraum gilt als der beliebteste „Kleine“ in der Fußballszene. Schließlich hat das Team 20 Jahre lang nicht gewonnen. Die unrühmliche Folge: der 210. und damit letzte Platz der Fifa-Weltrangliste. Ist aber ja auch schwierig, unter lediglich 30.000 Einwohnern die besten Fußballer zu finden, wenn sich Deutschland bei seiner Bevölkerungsdichte von 80 Millionen schon schwertut.

    Doch San Marino schöpft brav aus dem, was es zur Verfügung hat. Und das scheint gerade so gut zu sein, dass es nun tatsächlich mit dem ersten Sieg seit 2004 geklappt hat. In der Nations League gelang dem Team von Trainer Robert Cevoli ein 1:0 gegen Liechtenstein. Bei dem Riesenjubel, der folgte, darf man großzügig darüber hinwegsehen, dass Gegner Liechtenstein selbst zum fußballerischen Zwergen-Genre gehört und auf Weltranglistenplatz 199 nur marginal von San Marino entfernt ist.

    Sieg gegen Liechtenstein sportliche Zäsur für San Marino?

    Für die kleine Republik auf 60 Quadratkilometern im Norden Italiens war der Sieg auf jeden Fall eine gefühlte Zeitenwende. „Sie wollten diesen Sieg so sehr, und sie haben ihn mit großen Opfern geschafft“, schwärmte Cevoli von seinen Kickern. Auch Torschütze Nicko Sensoli war außer Rand und Band. „Das Tor ist ein unglaubliches Gefühl“, sagte er und widmete den Treffer jedem, den er kennt.

    Könnte es sein, dass dieser Sieg in San Marino eine sportliche Zäsur bringt? Dass die Mini-Republik, die neben Liechtenstein, Andorra, Monaco, Malta und Vatikanstadt auch geografisch zu den Zwergstaaten zählt, ab sofort die Muskeln spielen lässt und irgendwann vielleicht auch ein Schwergewicht stolpern lässt? Der weitere Verlauf in der Nations League wird das zeigen. Als Nächstes stehen für San Marino zwei Partien gegen das flächenmäßig noch kleinere Gibraltar an. Und wer als Zweihundertzehnter die Weltranglisten-Nummer 199 bezwungen hat, wird vor der Nummer 190 auch keine Scheu haben.

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