Uri Geller ist nicht vorzuwerfen, dass er sich mit Kleinigkeiten aufhalten würde. Der Mann ist dadurch bekannt geworden, dass er mit Gedankenkraft Löffel verbiegen kann. Nun aber wagt der 75-Jährige den Schritt vom Premium-Kirmes-Mentalisten auf die große weltpolitische Bühne. Geller droht Putin. Sollte der russische Knilch einen Atomkrieg beginnen wollen, werde er (also Geller) diesen mit seinen Hirnströmen zu verhindern wissen. Übersinnliches gegen Nuklearwaffen. Kann klappen, Tayfun Korkut hat schließlich auch mal den VfB gerettet.
Dezente Zweifel an Gellers Kunst sind allerdings angebracht. An seiner Fähigkeit, Besteck unbrauchbar zu machen, wird nicht gerüttelt, aber sollte es Geller wirklich so genau nehmen mit der Gerechtigkeit, warum hat er dann nicht schon viel früher eingegriffen? Warum ließ er nicht die Fäuste sämtlicher Schulhofschläger am eigenen Kinn landen? Warum sind die nettesten Mädchen mit den übelsten Typen abgezogen? Warum landete der Elfmeter von Kutzop am Pfosten und nicht im Tor? Warum, Uri Geller, hat sich George Foreman gegen Axel Schulz nicht wie von Geisterhand getroffen in den Ringstaub geworfen?
Alle Bayern-Schüsse springen an den Pfosten
Sport ist ungerecht. War er schon immer. Muss er aber nicht mehr sein. Vielleicht hat Geller ja erst spät im Leben seinen Gerechtigkeitssinn entdeckt. Sollte er aber tatsächlich erst mal diesen Atomkrieg verhindert haben (und wer würde nicht glauben, dass nuklearer Frieden von Gellers Kräften ausgehe), kann er sich ähnlich wichtigen Thematiken widmen. Der Welthunger, klar.
Aber eben auch einer spannenden Bundesliga. Dann prallen eben mal eine Saison sämtliche Schüsse der Bayern gegen den Pfosten. Der Großteil der deutschen Fußballfans hielte das jedenfalls für gerecht. Oder zumindest für ausgleichende Ungerechtigkeit für die vergangenen Jahrzehnte. Neymar könnte sich durch einen seiner Flugversuche den Knöchel zumindest stauchen, Zverevs Schläger springt bei einem Wutanfall zurück ans Kinn, das Urin von Dopern ist plötzlich lila.
Auf Uri Geller kommen zahlreiche Aufgaben zu, wenn er erst mal den Atomschlag verhindert hat. Er kann es schaffen. Wir müssen nur ganz fest an ihn glauben – und davor am besten die Löffel in Sicherheit bringen.