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Glosse: Wenn die Russen wegen einer Werbebande früher abpfeifen

Glosse

Wenn die Russen wegen einer Werbebande früher abpfeifen

Tilmann Mehl
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    Die Partie Bielefeld gegen die Bayern wurde im russischen TV nicht bis zum Ende übertragen.
    Die Partie Bielefeld gegen die Bayern wurde im russischen TV nicht bis zum Ende übertragen. Foto: Friso Gentsch, dpa

    An Fürsorge gebricht es dem russischen Staat nicht. Natürlich werden Hunderttausende junger Männer in einen sinnlosen Angriffskrieg geschickt, auf dass sie ihr Leben verlieren oder Traumata erlangen. Unmöglich, das zu relativieren. Aber was heißt schon „unmöglich“, wenn der Feldversuch läuft, eine ganze Nation vor den schädlichen Einflüssen imperialistischer Schurkenstaaten zu schützen?

    Russland will Sport und Politik tunlichst getrennt halten

    Der Sport spielt hier nur eine kleine Rolle. Eigentlich sollte er gar keine spielen, ginge es nach den Russen. Schließlich sollen alleine dazu nutzte, die Jugend der Welt zusammenzubringen und großartige Sportfeste zu feiern.

    Nun also ergab es sich, dass die Genossen am Institut für Fernmeldewesen und Telekommunikation ihrer vaterländischen Pflicht nachkamen und Arminia Bielefeld den Stecker zogen. Den Fans der besten Liga der Welt (zwei Europa-League-Halbfinalisten!) in Russland war das Treiben auf der Alm nicht mehr zuzumuten. Nicht etwa wegen ästhetischer Verfehlungen – ansonsten wäre die Partie zwischen Hoffenheim und Fürth weltweit in den Giftschränken verschwunden –, sondern wegen einer Werbebande.

    Eine Werbebande mit "Stop war, Putin" bedeutete den Abpfiff in Russland

    Von ihr leuchtete die Aufforderung „Stop war, Putin“ bis in den hinteren Ural, so sich dort Anhängerinnen der Bielefelder Arminia oder der Münchner vor dem Fernseher versammelten. Geht natürlich gar nicht. Weiß doch jedes medienmanipulierte Kind, dass es sich in der Ukraine lediglich um eine Militäroperation, keinesfalls aber um einen Krieg handelt. Also: Abpfiff für die russischen Fans bereits nach 30 Minuten. Sie sahen nicht den wackeren Kampf der Arminen. Vielleicht besser so, schließlich blieb er erfolglos.

    Englische und französische Partien werden schon länger nicht mehr in Russland ausgestrahlt, die deutsche Liga aber hielt bislang an ihrem Vertrag mit dem russischen Medienunternehmen Match TV  fest und spendet die Einnahmen daraus für humanitäre Hilfe in der Ukraine. Ein Fußball-Embargo würde die Falschen treffen. Sollen lieber die Russen ihrer Fürsorgepflicht nachkommen. 90 Minuten aufmerksam Bundesligafußball zu verfolgen schmerzt manchmal mehr als jeder Boykott.

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