"Ich werde beide Nationalhymnen singen", hatte der deutsche Handball-Bundestrainer Alfred Gislason vor dem EM-Gruppenspiel gegen die Auswahl seines Heimatlandes Island versprochen. Nichts ahnend, welch komplizierte Angelegenheit das werden würde. Denn ausgerechnet in jenem stimmungsvollen Moment, als die deutsche Hymne ausgesungen war und die isländische erklingen sollte – die immerhin unter dem Originalnamen Lofsöngur (Lobgesang) firmiert –, hallten ziemlich schräge Töne durch das weite Rund.
Die isländischen Handballer wie auch ihre Fans stutzten irritiert, und auch Alfred Gislason signalisierte sichtlich verstimmt, dass es sich bei dieser Musik nicht um die richtige Hymne handeln würde. War sie es letztendlich doch, aber aufgrund eines technischen Defekts am Laptop des Hallen-Discjockeys nicht in der richtigen Geschwindigkeit und dazu noch überlappend mit Aussetzern. Ein bedauerlicher Fehler, der neben einigen Pfiffen von der Tribüne auch eine ungeplante Pause nach sich zog, bis der hängende Rechner wieder ordentlich seinen Dienst verrichtete.
Handballfans klatschen und skandieren lautstark "Island, Island"
Währenddessen hätte nun eine äußerst peinliche Stille in der Halle entstehen können, doch die Handballfans zeigten inmitten dieser Panne beispiellose Empathie. Mit Klatschen und lautstarken "Island, Island"-Rufen überbrückten sie die Wartezeit, bis die Hymne dann doch noch korrekt abgespielt wurde und Gislason sein Versprechen stimmgewaltig und textsicher einlösen konnte.
Ein recht versöhnliches Ende, denn Eklat-Potenzial gibt es beim missglückten Hymnen-Abspielen und -Absingen reichlich. Und dabei wollen wir nicht wieder auf der Sängerin Sarah Connor herumreiten, die bei der Einweihung der Münchner Fußball-Arena einen kurzen Texthänger in der Nationalhymne hatte und statt "blüh' im Glanze" inbrünstig "brüh' im Lichte" sang. Absurde Momente, die in die Geschichte eingehen.
Auch im Fußballtestspiel zwischen Tschechien und Litauen wird die falsche Hymne gespielt
Ähnlich wie jener vor der Fußball-EM 2008, als in einem Testspiel zwischen Tschechien und Litauen ebenfalls falsche Musik erklang. Statt der litauischen Hymne ertönte dort die des Nachbarstaats Lettland. Peinlich dabei war, dass ein Mitarbeiter wohl die englischen Ländernamen Litva (Litauen) und Latvia (Lettland) verwechselt hatte. Ein teurer Fauxpas, der nicht nur ihm, sondern auch dem verantwortlichen Sprecher des tschechischen Fußballverbands den Job kostete.
Solche Folgen sind hierzulande trotz der ärgerlichen Hymnenpanne beim Handball-Gruppenspiel nicht zu erwarten. Zumindest bis jetzt gilt: Sowohl der Discjockey als auch sein widerspenstiges Laptop dürfen ihre Dienste während der Europameisterschaft fortsetzen.