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Glosse: Was Sport über den Zustand der Demokratie aussagt

Glosse

Was Sport über den Zustand der Demokratie aussagt

Tilmann Mehl
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    Recep Tayyip Erdoğan spielt mit einer Schlägerhaltung, die in Fachkreisen als "Griff nach der Macht" bekannt ist.
    Recep Tayyip Erdoğan spielt mit einer Schlägerhaltung, die in Fachkreisen als "Griff nach der Macht" bekannt ist. Foto: Turkish Presidency/APA Images via ZUMA Press Wire/dpa

    Ein etwas eigenwilliges Verhältnis zur Demokratie schadet offenbar nicht, wenn man es in der Welt des Sports zu etwas bringen will. Ausnahmsweise sei hier ausdrücklich nicht an Thomas Bach oder Gianni Infantino erinnert.

    Kim Jong-il beispielsweise soll ein ausgewiesenes Golf-Talent gewesen sein. Seinem Haupterwerb ging er als grausamer Diktator Nordkoreas nach. Doch auch ein Despot höchster Güte benötigt ab und an ein wenig Zerstreuung von all den Hinrichtungen und Androhungen eines Dritten Weltkriegs. So begab es sich, dass Kim 1994 erstmalig einen Golfschläger zur Schlächterhand nahm und ihm auf seiner Premierenrunde elf Asse gelangen. So berichtete es zumindest das der Wahrheit verpflichtete nordkoreanische Informationsministerium.

    Putin wurde der Schwarze Gürtel aberkannt

    Wladimir Putin wiederum hat ein Faible für Kampfsport, wenn er nicht gerade in benachbarte Länder einmarschiert. Er nannte sowohl im Judo als auch im Taekwondo einen Schwarzen Gürtel sein Eigen. Allerdings erkannte ihm der internationale Taekwondo-Verband die Insigne seines Könnens wieder ab. Auch diese Sanktion aber konnte den russischen Präsidenten nicht zum Umdenken bewegen.

    Als Letztes machte nun Recep Tayyip Erdoğan auf sich aufmerksam. Im Rahmen seines Besuchs in Astana spielte er eine Runde Tischtennis mit Kasachstans Präsident Tokajew. Wie die Partie ausgegangen ist, ist nicht überliefert – gleichwohl aber die eigenwillige Schlägerhaltung des Türken. Statt am Griff packte er das Schlägerblatt und spielte seinem Amtskollegen derart die Bälle zu. Wer kann (Journalisten und Journalistinnen festnehmen, die EU an der Nase herumführen), der kann (Pingpong).

    Deutsche Politiker sind keine guten Sportler – was wiederum Gutes für die Demokratie erwarten lässt. Ein ehemaliger Bundeskanzler hat es mal unter dem Spitznamen "Acker" immerhin in die Bezirksliga geschafft. Später machte er sich als Aufsichtsrat bei Gazprom um den europäischen Vereinsfußball verdient. Gedankt wird es Gerhard Schröder nicht. Möglicherweise kann er sich bei einem Freund darüber beklagen, den er dereinst als lupenreinen Demokraten bezeichnete.

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