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Glosse: Warum England (nicht) Europameister wird

Glosse

Warum England (nicht) Europameister wird

Johannes Graf
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    Englische Fans feuern ihre Mannschaft an. Ein Computer sagt, das Nationalteam wird Europameister, der Mensch zweifelt.
    Englische Fans feuern ihre Mannschaft an. Ein Computer sagt, das Nationalteam wird Europameister, der Mensch zweifelt. Foto: Fabian Strauch, dpa

    Na, unter Arbeitskolleginnen und -kollegen schon alle Achtelfinal-Begegnungen durchgetippt? Kann man sich eigentlich sparen. Am Ende gewinnt eh wieder irgendjemand, der von sich selbst behauptet, keine Ahnung von dem Gekicke zu haben. Fußball? Schaue ich nie. Was, Georgien spielt auch bei der EM mit? Interessant. Österreicher und Schweizer? Dachte, die können nur Ski fahren.

    Während selbst ernannte Tippspiel-Experten wochenlang Aufstellungen, Taktiken und Verletztenlisten studieren und ihre Ergebnisse jetzt anhand von Turnierform und Statistiken abgeben, geht der Laie, der nur tippt, um nicht als Spielverderber dazustehen, die Sache unvoreingenommen an. Bauchgefühl schlägt Berechnung.

    Englische Fans feuern ihre Mannschaft an. Ein Computer sagt, das Nationalteam wird Europameister, der Mensch zweifelt.
    Englische Fans feuern ihre Mannschaft an. Ein Computer sagt, das Nationalteam wird Europameister, der Mensch zweifelt. Foto: Fabian Strauch, dpa

    Maschinen und KI sind dazu nicht in der Lage. Supercomputer "BETsie" hat den künftigen Europameister zahlenbasiert bestimmt. Grundlage ist ein Algorithmus, anhand dessen das Turnier 100.000-Mal simuliert wird. Einbezogen werden Tore und Gegentore, abgegebene und erhaltene Schüsse sowie Schüsse aufs Tor. Das Ergebnis: England wird am wahrscheinlichsten den Titel gewinnen (26 Prozent), dahinter folgen Deutschland (14) und Frankreich (13). 

    Mehrere Gründe sprechen gegen England als Europameister

    Was das chipgesteuerte Teil dabei vergessen haben muss, sind eherne Gesetze des Fußballs. Rehhagelsche Weisheiten (Wahrheit liegt auf dem Platz), die der KI weit überlegen sind. Aus mehreren Gründen können die Engländer gar nicht den Titel holen. 

    Erstens: Ihren bislang einzigen Triumph bei einem großen Turnier feierten sie 1966. Wembley. Ball. Torlinie. In Zeiten von Tortechnologie und Video Assistent Referee (VAR) ein Ding der Unmöglichkeit, auf diese Weise nochmals zu gewinnen. 

    Zweitens: Elfmeterschießen. Bei der WM 2018 schienen sie ihr Trauma überwunden zu haben, doch im Finale der EM 2021 waren sie wieder ganz in ihrem Element: als Versager am Punkt. 

    Drittens: Torhüter. Mögen sich auf dem Spielfeld Stars aus der Premier League tummeln, im Tor der Engländer steht stets einer, der in der Schule als Letzter gewählt wird. 

    Kennt sich aus: der englische Ex-Profi Gary Lineker.
    Kennt sich aus: der englische Ex-Profi Gary Lineker. Foto: Zac Goodwin, dpa

    Viertens: Gary Lineker. Nach dem WM-Aus des deutschen Teams 2018 ergänzte der Ex-Profi und jetzige TV-Kommentator seinen berühmten Spruch ("Fußball ist ein einfaches Spiel. 22 Männer jagen 90 Minuten einen Ball und am Ende gewinnen immer die Deutschen") um den Zusatz: "Wenn sie es durch die Gruppenphase schaffen." Genau das ist jetzt eingetreten. 

    Okay, England wird es also nicht. Aber wer dann? Mal den Wintersport-Kollegen fragen. Oder gleich den aus dem Feuilleton. Der kann mit Fußball gar nichts anfangen.

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