Über manche Dinge spricht niemand gerne. Ist das eigene Gehalt nicht durch Tarif fixiert oder anderweitig gedeckelt, bleibt im Verborgenen, welcher Betrag am Monatsende aufs Konto wandert. Körpergewicht ist auch so eine Sache, über die gerne geschwiegen wird. Der Unterschied ist augenscheinlich: Das Pfund auf der Bank sieht man nicht, die Pfunde, die an Knochen haften, sehr wohl. Diese wegzudiskutieren – ein schwieriges Unterfangen.
Wer berufsmäßig Sport treibt, den plagen derartige Sorgen selten, möchte man meinen. Doch weit gefehlt, schließlich ist die Athletenschar nichts weniger als menschlich. Mit all ihren Fehlern und Lastern. Und Körper ist nicht gleich Körper. Der eine hat längere Arme, der andere kürzere Beine, der eine ist dünner, der andere breiter. Zwar lässt sich mit Hanteln und Trainingsplänen einiges verändern, doch die Modellierung des Menschen gerät mitunter an Grenzen.
Andreas Herzogs Genialität entstammte manchem Mozartkugerl
Perfekt muss der Körper indes nicht sein, wie einige Beispiele zeigen. "Kleines dickes Müller" war weder schlank noch sonderlich groß, sein tiefer Schwerpunkt erlaubte ihm aber blitzschnelle Drehungen und tolle Tore. Der Brasilianer Ailton hob sich mit seinen Wohlstandskilos beim Freibadbesuch nicht von der breiten Masse ab, war vor des Gegners Gebälk allerdings zu Außergewöhnlichem fähig. Mit dem Bällchen am Fuß war der Österreicher Andreas Herzog ein Künstler, seine Genialität entstammte womöglich manchem Mozartkugerl. Wer seinen Körper laufend fortbewegen muss, dem erschwert Hüftgold prinzipiell natürlich schon die Arbeit. Allerdings wären Bobfahrer, Kugelstoßer oder Sumoringer extrem benachteiligt, könnten sie nicht dank ihrer kolossalen Konstitution gewaltige Kräfte wirken lassen.
Ein Schwergewicht zu sein, kann also auch erstrebenswert sein. Borussia Dortmund zählt in der Fußball-Bundesliga dazu, der Kraftakt, die Meisterschale zu stemmen, gelang aber nicht. Verspielte Titel – wiegen auch schwer. Wie kurz der Weg vom Schwer- zum Übergewicht sein kann, zeigen Daten, die sich mit dem Body-Mass-Index (BMI) der Bundesligisten beschäftigen. Auch dort ist Dortmund gewichtig. Mit durchschnittlich 80,1 Kilogramm und einem BMI von 23,35 pro Kicker wuchtete sich der BVB an die Spitze. Mancher munkelt, das liege allein an Abwehr-Bär Süle. Kann aber gar nicht sein: War er beim FC Bayern zuvor doch für zu leicht befunden worden.