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Glosse: Vorbild Bundesliga: Der Tennisball fliegt auch in England

Glosse

Vorbild Bundesliga: Der Tennisball fliegt auch in England

Marco Scheinhof
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    Ja, was ist denn das? Blackburns Torwart Aynsley Pears sammelt Tennisbälle ein.
    Ja, was ist denn das? Blackburns Torwart Aynsley Pears sammelt Tennisbälle ein. Foto: Every second media, Imago

    Da haben wohl einige Engländer ganz genau nach Deutschland geblickt. Ist ja nicht immer üblich, dass sich die Menschen von der Insel ausführlich mit den Geschehnissen auf dem europäischen Festland beschäftigen. Diesmal aber fanden sie offenbar ein Vorgehen im deutschen Profifußball so anregend, dass sie sich zu einer Nachahmung entschlossen. 

    In den vergangenen Wochen hatten einige Fans in der Bundesliga die Spiele gebremst, weil sie aus Protest gegen einen geplanten Investoreneinstieg in der Deutschen Fußball Liga (DFL) Tennisbälle auf den Rasen geworfen hatten. Das führte zu Unterbrechungen, letztlich aber auch zu dem Ergebnis, dass die DFL die Verhandlungen mit möglichen Investoren beendete. Ein Erfolg also. Zumindest für Teile der Fans, die den Fußball so behalten wollen, wie er ist. Stimmungsvoll in den Stadien, geführt von den Vereinen und nicht von irgendwelchen Geldgebern.

    Ja, was ist denn das? Blackburns Torwart Aynsley Pears sammelt Tennisbälle ein.
    Ja, was ist denn das? Blackburns Torwart Aynsley Pears sammelt Tennisbälle ein. Foto: Every Second Media, Imago

    In England ist vieles anders. Das Bier ist lauwarm, das Essen nicht immer genussvoll, der Fußball geprägt von externen Investoren. Manchester City ist im Besitz der königlichen Familie von Abu Dhabi, der saudi-arabische Staat hat weitgehend das Sagen bei Newcastle United. Und die beiden Londoner Großklubs FC Arsenal und Chelsea haben sich in die Abhängigkeit von Investoren aus den USA begeben. 

    Rovers kämpfen um Klassenerhalt in Liga zwei

    Der Einfluss der Geldgeber ist groß, allerdings hat er auch den Effekt, dass viele englische Klubs bei ihren Zahlungen an Trainer und Spieler großzügig sein können. Das führt zu einer Steigerung der Qualität. Nicht immer aber ist die Zufriedenheit in der Anhängerschaft mit solchen Gebilden in ihren Lieblingsklubs groß. 

    Bei den Blackburn Rovers häufen sich die Proteste gegen den dort agierenden Investor. 2010 gingen 99,9 Prozent der Klubanteile für rund 43 Millionen Pfund an Venky’s London Limited, das zu einem indischen Zusammenschluss von Unternehmen der Geflügelindustrie gehört. Die Hoffnung auf erfolgreiche Zeiten war groß, die Rovers aber sind ein Beispiel, dass Geld von außen nicht immer hilft. Zwischenzeitlich waren sie gar in Liga drei abgerutscht, aktuell kämpfen sie um den Verbleib in Liga zwei.

    Das FA-Cup-Spiel gegen Newcastle nahmen die Rovers-Fans als Anlass für einen Protest. Gegen die indischen Investoren. Also griffen sie zum Tennisball. Wie sie es aus der Bundesliga kannten. Rund 20 Filzkugeln flogen aufs Feld. Die Ordner griffen schnell ein, räumten die Bälle weg und schon ging es weiter. Der Protest war kurz. Und Hoffnung auf große Veränderungen sollten sich die Fans im durchkommerzialisierten englischen Fußball auch nicht machen. 

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