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Glosse: Über den neuesten Trend, das angekratzte Image aufzupolieren

Glosse

Über den neuesten Trend, das angekratzte Image aufzupolieren

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    Cristiano Ronaldos Club Al-Nassr FC wurde mit einer Transfersperre belegt.
    Cristiano Ronaldos Club Al-Nassr FC wurde mit einer Transfersperre belegt. Foto: dpa

    Spätestens seitdem Saudi-Arabien mit Macht ins internationale Fußballgeschäft drängt, sind dort alle Grenzen gefallen. Geld spielt buchstäblich keine Rolle mehr. Cristiano Ronaldo soll bei seinem Klub Al-Nassr rund 200 Millionen Euro pro Saison verdienen. Ausgeschrieben: 200.000.000. Schon ganz okay für einen Mann, der in kurzen Hosen über Kunstrasen rennt, um einen Ball ins Tor zu schießen. Umschrieben wird diese Art von Investition mit dem Begriff "Sportswashing". Er bezeichnet das Vorhaben, das Ansehen eines Landes mithilfe des Sports und die (idealerweise positive) Berichterstattung in den weltweiten Medien zu verbessern.

    Also mal angenommen, die autoritäre Regierung eines Landes würde einen missliebigen Journalisten töten und zerstückeln lassen, dann wäre das sicherlich ein Grund, anschließend ein bisschen an der Außenwirkung zu arbeiten. Ganz oben im Regal liegen hierfür Fußball-Weltmeisterschaften und Olympische Spiele, ein bisschen weiter unten sind Handball-, Leichtathletik- oder Schwimm-Weltmeisterschaften einsortiert.

    Nun ist es natürlich total absurd zu behaupten, die Gastgeber solcher Veranstaltungen hätten in jüngerer Vergangenheit mit illegalen Tricksereien, wie zum Beispiel der Übergabe von Geldkoffern an Abstimmungsberechtigte, versucht, Stimmen zu kaufen. Das an dieser Stelle zu schreiben, würde nur ganz unweigerlich zu Anrufen von Menschen führen, die in besagten Sportverbänden arbeiten und darüber wachen, dass bitte nur möglichst positiv über sie berichtet wird. 

    Der neueste (und zudem legale) Trend ist ohnehin ein anderer: prominente Fußballer einkaufen.

    Cristiano Ronaldo wird das alles, davon dürfen wir ausgehen, nicht sonderlich interessieren. Warum auch? 200 Millionen Gründe sprechen aus seiner Sicht eindeutig dafür, sich vor den Karren der saudischen PR-Maschinerie spannen zu lassen. Wer wollte es ihm verdenken? Der Kerl muss doch auch zusehen, wie er bis zur Rente durchkommt. Kann ja nix, außer Fußballspielen. 

    Zwischen all die riesigen Zahlen mit den vielen Nullen hat sich jetzt aber eine etwas kleinere geschmuggelt. 460.000, um genau zu sein. So viel schuldet Al-Nassr seit 2018 dem englischen Premier-League-Club Leicester City aus dem Transfer des Nigerianers Ahmed Musa. Die Sparfüchse von der Insel wollten nicht länger auf ihr Geld warten und haben nun beim Weltverband Fifa durchgesetzt, dass Al- Nassr keine neuen Spieler mehr für den Spielbetrieb registrieren darf – bis die Schulden bezahlt sind. 

    Man darf gespannt sein, ob es die Saudis schaffen, 460.000 Euro zusammenzukratzen. Zur Not könnten sie ja bei Ronaldo um eine kleine Spende bitten. Dessen Tagesgehalt beträgt rund 548.000 Euro. Abzüglich der benötigten Summe könnte er sich trotzdem noch ein nahrhaftes Abendessen leisten. 

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