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Glosse: Kicken und Software: Wo die Deutschen noch Weltklasse sind

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Kicken und Software: Wo die Deutschen noch Weltklasse sind

Tilmann Mehl
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    Beim RoboCup treten inzwischen Roboter in vielen Disziplinen an.
    Beim RoboCup treten inzwischen Roboter in vielen Disziplinen an. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Nirgendwo sind wir mehr Weltklasse. Nicht einmal Biertrinken können wir vernünftig. Beziehungsweise unvernünftig. Die Tschechen hingegen: Gib ihm! Rund 130 Liter flößt sich im Schnitt jeder Tscheche (und jede Tschechin) pro Jahr ein. Prostmahlzeit. Obwohl wir auf der Münchner Theresienwiese im Herbst die größte Leistungsschau in der Einliterklasse beherbergen, nimmt der Konsum Jahr für Jahr ab. 40 Liter weniger als der Durchschnittstscheche trinkt der Durchschnittsmichel (oder die Durchschnittspetra). Das sind 50 Maß auf der Wiesn.

    Was damit verdeutlicht werden soll: In ehedem germanischen Topleistungs-Feldern fällt das Land immer weiter zurück. Gewinnrückgänge bei BMW und VW. Das letzte Mal, als die deutschen Ingenieure eine wettbewerbsfähige Neuerung auf dem Kfz-Markt platzierten, wurden sie von Wettbewerbshütern zurückgepfiffen. Die Manipulationssoftware hatte es zur Marktreife gebracht und durfte dann doch nicht genutzt werden.

    Die Deutschen brauchen Hilfsmittel

    Im Sport geht es den deutschen Athletinnen und Athleten genauso. Abgehängt von der Weltspitze. Medaillen gibt es nur noch bei den drei großen B: Boote, Bobs, Bferde. Die Deutschen brauchen Hilfsmittel, dann sind sie immer noch zu Großem fähig. Möglicherweise liegt es auch an der verminderten Konkurrenzsituation. In der Sahara werden beispielsweise nur selten exzellente Kanuten oder Rodler ausgebildet. Wenn aber der teutonische Sportler auf seine eigene Muskelkraft oder Geschicklichkeit zurückgeworfen wird, scheitert er wie Uli Hoeneß an der Steuererklärung. Leichtathletinnen, Boxer oder Turnerinnen bereichern nur selten den Medaillenspiegel.

    Die Fußballer bilden noch eine kleine Ausnahme. Wobei die großen Erfolge auch schon wieder einige Zeit zurückliegen. Vom liebsten Kind wendet sich allerdings niemand ab. Wenn aber Kicken und Ingenieurswesen aufeinandertreffen, dann herrscht hierzulande Euphorie wie beim Currywursttag in der Kantine. Seit wenigen Tagen laufen die RoboCup German Open in Nürnberg. Dabei treten Roboter auf dem Fußballfeld gegeneinander an. Bei dem für internationale Teams offenen Turnier sind deutsche Mannschaften seit jeher erfolgreich. Auch diesmal gelten sie als Favoriten. Das also können wir immer noch: Software in Maschinen verbauen und versuchen, andere zu narren. Darauf ein Bier. Oder zwei. Oder zehn. Alles für die Weltspitze.

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