Jean Löring, langjähriger Präsident von Fortuna Köln, hatte genug gesehen an diesem 15. Dezember des Jahres 1999. Mit den Worten "Hau app in de Eiffel. Du määs minge Verein kapott. Du häss he nix mie zu sare" (zu Deutsch: "Entferne dich in die Eiffel. Du machst meinen Verein kaputt. Du hast hier nichts mehr zu sagen") teilte er seinem damaligen Trainer, de, Kölner Torwart-Idol Toni Schumacher mit, dass er von seinen Aufgaben entbunden ist. Soweit kein besonderer Vorgang – der Zeitpunkt war dann aber doch etwas kurios. Denn Löring wartete nicht den Abpfiff des Zweitligaspiels gegen Waldhof Mannheim ab, sondern stellte Schumacher schon in der Halbzeitpause vor vollendete Tatsachen.
Für manche mag diese Personalentscheidung verfrüht bis nervös wirken. Doch aus Sicht der Entscheider belegt der Fall eine Erkenntnis, die nur die weisen Lenker von Sportvereinen einsehen können. Die lautet: Es ist nie zu spät für einen Trainerwechsel. Zu sehen ist das nun in der DEL2, der zweithöchsten Spielklasse im deutschen Eishockey gewesen. Dort vermeldeten die Kassel Huskies am Montag, dass Trainer Bill Stewart von seinen Aufgaben entbunden ist. Das kam etwas unerwartet, schließlich trat der Coach erst am 29. Februar seinen Dienst an und in dieser Saison stehen maximal noch zwei Spiele für die Hessen an: In der Finalserie liegen die Huskies mit 2:3 nach Siegen zurück, vier Siege werden für den Meistertitel benötigt.
Trainer für ein Spiel? Das gab es in der Fußball-Bundesliga schon öfter
Trainer für ein Spiel? Das wirkt aber dann doch etwas nervös, panisch und konzeptlos – mag manch Beobachter einwerfen. Irgendwann ist aber der Zeitpunkt erreicht, an dem man als Verein handeln muss. Das wussten auch zum Beispiel Arminia Bielefeld oder Werder Bremen, die jeweils sogar vor dem letzten Spieltag den Trainer wechselten: Im Sommer 2009 stellte die Arminia Jörg Berger an die Seitenlinie, vor drei Jahren kehrte Thomas Schaaf für eine Partie auf die Werder-Trainerbank zurück. Dass die Mission – Bundesliga-Klassenerhalt – in beiden Fällen scheiterte: geschenkt. Ab und an muss man was riskieren. Und wer wüsste das besser als Sportmanager, die bekannt sind für ihre bedachte Sicht auf die Dinge.
Auch die neuen Trainer in Kassel – Sven Valenti und Daniel Kreutzer – sollten sich ihrer Sache nicht zu sicher sein, ob sie wirklich das Saisonende in ein oder zwei Partien auf der Trainerbank der Huskies erleben werden. Denn im Gegensatz zum Fußball wird Eishockey in Dritteln und nicht in Halbzeiten gespielt. Das bedeutet: eine Möglichkeit mehr, um als Verein reagieren zu müssen.