In grauen Vorzeiten war Deutschland nicht nur bekannt für Dichter und Denker, sondern auch für Läufer und Werfer. Mögen pharmazeutische Entwicklungen auch manch Leistungssteigerung begünstigt haben, galten deutsche Athletinnen und Athleten bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen regelmäßig als Medaillenkandidaten. Mittlerweile aber sind die Sportler nicht einmal mehr der Konkurrenz der Kleinststaaten Grenada (11.300 Einwohner) und der Britischen Jungferninseln (31.000 Einwohner) gewachsen. Beide Länder rangierten bei der Leichtathletik-WM im vergangenen Jahr im Medaillenspiegel vor Deutschland – was nun so schwer auch nicht ist, schließlich wurde keinem einzigen germanischen Athleten Edelmetall um den Hals gehängt.
Nun ließe sich allerhand Treffliches über die fehlende Anerkennung des Sports hierzulande anführen. Beispielsweise, dass eher der Religions- als der Sportunterricht gefördert wird. Immerhin aber werden in einigen Jahren genug Pfarrer zu immer weniger Gläubigen predigen können. Ist eben eine Sache der Gewichtung.
Fachkräftemangel überall: Auch unter den Torhütern
Trotzdem muss es natürlich im nationalen Interesse liegen, sportlich erfolgreich zu sein. Das Gute daran: Jede und jeder kann etwas dafür tun – zumindest in einem gewissen Alter. Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern frage, was du für dein Land tun kannst. In diesem Fall ist die Antwort eine gleichfalls einfache wie schöne: Liebe machen. Hier nun aber hapert es in deutschen Betten. Um es mit entlehnten Worten greifbarer zu machen: Der Deutsche schnackselt nicht so gern. Oder aber er (oder sie) verhütet zu gut. Im vergangenen Jahr ging die Geburtenrate rapide zurück. Laut einer Statistik befand sie sich bei nur noch 1,36 Kindern pro Frau. Das ist der niedrigste Wert seit 2009 und so braucht sich auch niemand über den Fachkräftemangel zu wundern. Egal, ob in der IT-Branche, der Leichtathletik oder im deutschen Tor. Hier waren die Deutschen mal Weltmarktführer. Bei der kommenden EM wird ein dann 38-Jähriger zwischen den Pfosten stehen. Talentierter Nachwuchs: nicht in Sicht.
Wenn es immer weniger Deutsche gibt, fehlt es an der Auswahl für die Nationalauswahl. Politik und Wirtschaft fordern, gedanklich flexibel zu bleiben. Dabei wäre es für künftigen sportlichen Erfolg viel wichtiger, sich in der Hüftgegend beweglich zu zeigen. Das Land der Läufer und Werfer wird sonst zum Land der Schnabeltassen.