Es wurden noch zahllose Schlachten geschlagen, Bälle krachten wie Granaten gegen ein Gebälk, das ja auch wirklich noch ein Gebälk war. In den 70er- und 80er-Jahren hatten es aus dem Kriegswesen stammende Floskeln noch leichter als heute. Da trugen auch Proteste noch sprechende Namen. Beispielsweise die Pfingstschlacht von Wackersdorf 1986. Eine zu errichtende Wiederaufbereitungsanlage, Polizisten und Demonstranten ergaben eine reichlich gewaltvolle Melange. Lang ist's her.
Wenige Wochen zuvor hatte Friedhelm Funkel mit Bayer Uerdingen im sogenannten Wunder von der Grotenburg Dynamo Dresden im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger ausgeschaltet. Das Stadion der Uerdinger war bekannt als Grotenburg-Kampfbahn. Andere Zeiten. Funkel war dabei. Er spielte zu Zeiten des Nato-Doppelbeschlusses für den 1. FC Kaiserslautern, als in der DDR Millionen Bürgerinnen und Bürger auf die Straße gingen, bog Funkels aktive Karriere auf die Zielgerade ein.
Friedhelm Funkel ist auch alte BRD
Die Castor-Transporte nach Gorleben erlebte er 1995 schon als Trainer von Bayer Uerdingen. Ein Leben lässt sich nicht nur anhand eines Zeitstrahls erzählen. Friedhelm Funkel ist alte BRD und neues Deutschland. Als der Spieler Funkel 1975 mit Uerdingen in die erste Bundesliga aufstieg, war Walter Scheel der erst vierte Bundespräsident der – nun bitte Dokumentarfilmstimme vorstellen – damals noch jungen Bundesrepublik. Mit der Frankfurter Eintracht verlor Funkel als Trainer 2006 das Pokalfinale und Horst Köhler richtete als nun schon neunter Präsident aufbauende Worte an den damals bereits erfahrenen Coach.
Möglicherweise nimmt Funkel am 25. Mai dieses Jahres den Pokal aus den Händen von Frank-Walter Steinmeier (Nummer zwölf) entgegen. Den 1. FC Kaiserslautern trennt nur noch ein Spiel vom Finale. Am Mittwoch übernahm Funkel den Zweitligisten vom – außerhalb des Pokal-Wettbewerbs – recht unglücklichen Dimitrios Grammozis.
Funkel war auch Trainer der Münchner Löwen
Seit 1990 ist Funkel beinahe ununterbrochen als Profitrainer tätig. Das sind etwa 40 Jahre (der Mann war auch acht Monate beim TSV 1860 München angestellt – das zählt für etliche Berufsjahre). Nur die vergangenen beiden Spielzeiten pausierte der mittlerweile 70-Jährige. Groß umstellen muss er sich aber nicht. Rundes in Eckiges. Gilt immer noch. Lediglich die Art des Protestes hat sich ein wenig verändert. Mittlerweile werden Kunstwerke mit Farbe beschmiert und Tennisbälle durch Fußballarenen geworfen.