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Glosse: Die Super League soll kommen - und viele andere tolle Ideen

Glosse

Die Super League soll kommen - und viele andere tolle Ideen

Florian Eisele
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    „Super Gier“: So protestierten Fans in England gegen die Super League. Nun gibt es einen neuen Anlauf.
    „Super Gier“: So protestierten Fans in England gegen die Super League. Nun gibt es einen neuen Anlauf. Foto: DMV hen jai

    Können Sie sich noch an die Super League erinnern? Über Jahrzehnte hinweg schien die Gründung einer Liga nur für die reichsten unter Europas Top-Klubs ein Schreckensszenario für die Verbände wie Uefa und Fifa zu sein. Bis alles im April vergangenen Jahres zuerst sehr konkret und dann sehr kaputt wurde. 48 Stunden lagen zwischen den großspurigen Ankündigungen von Real Madrid und Juventus Turin, eine Liga unter eigener Verwaltung auf die Beine stellen zu wollen und dem krachenden Scheitern dieser Idee.

    Der Imageschaden für die Vereine war enorm. Speziell in England, dessen Fans eigentlich recht leidensfähig bezüglich willkürlicher Entscheidungen ihrer Investoren sind, war der Aufschrei riesig. Fans demonstrierten, erhielten Zuspruch von Spielern und Trainern und brachten das Konstrukt zu Fall. Bis zuletzt hielten Real und Juventus, die eher nicht wegen zu geringer Einnahmen, sondern wegen ihres unseriösen Geschäftsgebarens bis zum Hals in Schulden stecken, an den Plänen fest.

    Hat Gespräche mit der UEFA aufgenommen: Bernd Reichert.
    Hat Gespräche mit der UEFA aufgenommen: Bernd Reichert. Foto: Boris Breuer/A22 Sports Management, dpa

    Kommende Woche soll es "konfrontative Gespräche" mit der Uefa geben

    Und jetzt? Eineinhalb Jahre später sind die Pläne keineswegs für immer auf Eis gelegt. Das bekräftigte Bernd Reichart. Der 48-Jährige, ehemals Geschäftsführer von RTL, ist seit einigen Wochen Chef der Sport-Agentur A22. Die wurde von Real Madrid, Juventus Turin und dem FC Barcelona engagiert, um – genau – an der Super League zu arbeiten. In dieser Funktion habe er schon einige Gespräche mit Top-Klubs geführt und wolle kommende Woche mit der Uefa mal eine Runde über eine Spitzen-idee namens Super League sprechen – derart unerschrocken auf vorherige Absagen reagieren sonst nur die Zeugen Jehovas und Staubsaugerverkäufer aus den 80ern. Die Gespräche seien ein "schönes Signal an Klubs, die sich momentan noch scheuen" mitzumachen, so der findige Manager. Es wirkt halt alles ein bisschen schmuddelig, das Geschäft mit der unverhohlenen Gier.

    Ob die Gespräche erfolgreich sind, wird die Zeit zeigen. Falls es doch wieder nichts werden sollte mit der Super League, könnte Reichart ja ähnlich ambitionierte, aber ähnlich lukrative Projekte in Angriff nehmen. Wie wäre es mit Zigarettenautomaten in Grundschulen? Einem dreistelligen Gaspreis für die Kilowattstunde? Kostenpflichtigen Trinkwasserbrunnen in Dürregebieten?

    Auf jeden Fall sollte Herr Reichart darauf bestehen, von den klammen Auftraggebern im Vorfeld bezahlt zu werden. Bald öffnet sich das Transferfenster und da muss jeder verfügbare Cent in neue Spieler gesteckt werden.

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