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Glosse: Der Fußball hat seinen ersten „Cable Guy“

Glosse

Der Fußball hat seinen ersten „Cable Guy“

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    Gezeichnet von sechs sieglosen Spielen in Folge: Man hätte gerne gehört, was Pep Guardiola so alles gesagt hat, als er sich während des Spiels vor lauter Verzweiflung selbst verletzte.
    Gezeichnet von sechs sieglosen Spielen in Folge: Man hätte gerne gehört, was Pep Guardiola so alles gesagt hat, als er sich während des Spiels vor lauter Verzweiflung selbst verletzte. Foto: dpa

    Die „Cable Guys“ erobern den Fußball. Was klingt, wie der verzweifelte Versuch, die Mainzer „Bruchweg Boys“ wieder aufleben zu lassen, ist in Wahrheit ein Experiment, das in anderen Sportarten schon lange üblich ist. Am 8. Dezember wird der Trainer von Viktoria Köln, Olaf Janßen, im Drittligaspiel gegen den VfL Osnabrück verkabelt werden. Das bedeutet, dass alles, was er sagt, aufgezeichnet und zeitversetzt ausgestrahlt wird.

    Dahinter steckt die Idee des Bezahlsenders Magenta Sport. Das Fernsehangebot der Telekom hält neben der 3. Liga auch die Rechte an der höchsten deutschen Eishockey-Klasse. Hier hat der Sender bereits gute Erfahrungen mit den sogenannten Cable Guys gemacht und möchte das Konzept nun auch auf den Fußball übertragen. Offenbar reicht die Coach-Cam nicht mehr aus. Anweisungen, Sprüche und manchmal auch der eine oder andere Fluch sollen den Zuschauer noch näher ans Spiel bringen. Hätte es die Technik schon früher gegeben, man hätte dem Bundestrainer beim Popel-Essen sogar zuhören können. Schöne neue Welt.

    Man hätte gerne Pep Guardiola oder Werner Lorant als Cable Guy gehört

    Natürlich wissen die Trainer, wenn sie verkabelt sind, dass sie sich mit besonders schlimmen Unflätigkeiten besser zurückhalten. Viel mehr sind es die kleinen Auseinandersetzungen mit Gegnern, Schiedsrichtern und Spielern, die für durchaus unterhaltsame Momente sorgen können. Im Eishockey, aber auch in der amerikanischen Footballliga NFL, gibt es jede Woche ein Best-Of der schönsten Cable-Guy-Situationen. Da ist viel Herzliches dabei, einiges Spannendes und in den USA auch jede Menge Pieptöne, wenn die Beleidigungen nicht für das Ohr der jungen Zuschauerinnen und Zuschauer gedacht sind.

    Tatsächlich hätte man sich eine solche Verkabelung jüngst für Pep Guardiola gewünscht, als dieser sich beim 3:3 gegen Feyenoord Rotterdam die nicht vorhandenen Haare raufte und danach aussah, als hätte er gegen Mike Tyson zu seinen besten Zeiten gekämpft. Oder, etwas früher, für Werner Lorant, bei dem Magenta Sport froh gewesen wäre, dass sie nicht in die USA senden. Ein Massentinnitus wäre vor lauter Piepen wohl die Folge gewesen.

    Für Trainer wie Jürgen Klopp oder Diego Simeone hingegen reicht definitiv die Coach-Cam, um zu wissen, was sie sagen und denken. Und dann wäre da ja noch die Sache mit den Popeln. Nur weil etwas möglich ist, muss es eigentlich nicht heißen, dass es auch gemacht werden muss. Aber für diese Weisheit ist der Profifußball wahrscheinlich der falsche Adressat.

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