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Glosse: Das überraschende Comeback der Ohrfeige - bald auch wieder im Fußball?

Glosse

Das überraschende Comeback der Ohrfeige - bald auch wieder im Fußball?

Florian Eisele
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    Lukas Podolskis Ohrfeige für Michael Ballack 2009: ein Spätwerk der Schellen-Ära.
    Lukas Podolskis Ohrfeige für Michael Ballack 2009: ein Spätwerk der Schellen-Ära. Foto:  SWR/Fernsehen

    Die Ohrfeige – auch Schelle, Backpfeife, Watschn oder bairisch-vulgo Fotzn genannt – spielt in der Geschichte des Fußballs eine wichtige Rolle. Weite Teile davon wären etwa ohne den Wirkungstreffer, den der junge Franz Beckenbauer von Gerhard König, seinerzeit Spieler von 1860 München, kassiert hätte, anders verlaufen.

    Beckenbauer, damals noch in Diensten des SC 1906 München, stand eigentlich bei den Löwen im Wort für einen Wechsel, überlegte es sich aber noch mal und ging zu den Bayern. Der Rest ist bekannt.

    Dresdens Willi Konrad verstand sich auch auf Verbal-Gewalt

    Auch in den Jahrzehnten danach wären weite Teile des Fußballs ohne die Klatscher mit der flachen Hand nicht denkbar gewesen. Willi Konrad, Vorstandsmitglied beim damaligen Bundesligisten Dynamo Dresden etwa, drohte nervigen Journalisten live vor der Kamera schon mal mit Ungemach ("Isch hau ihne auf die Fresse, mehr sinnse ned wert").

    Unvergessen ist der Vorfall beim Bayern-Training 1999 zwischen Lothar Matthäus und Bixente Lizarazu. Den Disput darüber, wer beim fünf gegen zwei in die Mitte soll, löste der Franzose letztlich nonverbal. In der Nationalmannschaft wurde ebenso gewatscht – etwa, als Lukas Podolski sich 2009 mit einer taktischen Anweisung Michael Ballacks nicht einverstanden zeigte. Podolski, sonst bekanntermaßen ein Meister des geschliffenen Wortes, vermittelte dem Capitano mitten auf dem Feld, was er von dessen Verbesserungsvorschlägen hielt.

    Die Ohrfeige war ein archaisches Element

    Die Watschn war ein archaisches Element, im Fall von Matthäus und Ballack gar ein hierarchisches Herausfordern des Stammes-Silberrückens – und als solches schien sie den Sprung in den Laptop-Fußball der Neuzeit nicht mitgemacht zu haben.

    Gewatscht wird schon lange nicht mehr – umso erstaunlicher war es, dass die Schelle an einem Wochenende gleich ein doppeltes Comeback feierte. Sowohl bei der Oscar-Verleihung als auch am Rande des Box-Kampfes von Felix Sturm. Wobei der Frontaltreffer, den Oliver Pocher in Ringnähe einstecken musste, mit "Ohrfeige" noch recht verhalten umschrieben ist.

    Und nun? Wird nun bald auch wieder im Fußball gewatscht, was die Handflächen hergeben? Ausschließen sollte man nichts, auch in Personalfragen liebt die Bundesliga Rückgriffe in andere Fußball-Jahrzehnte. Felix Magath hat seit kurzem ja auch wieder einen Job.

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