Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Glosse: Das Prinzip Trainingslager: Warum Teams gerne wegfahren

Glosse

Das Prinzip Trainingslager: Warum Teams gerne wegfahren

    • |
    • |
    Sagt ja keiner, dass im Trainingslager nur trainiert werden muss.
    Sagt ja keiner, dass im Trainingslager nur trainiert werden muss. Foto: Jens Kalaene, dpa

    Weshalb Individualsportler Trainingslager beziehen, bleibt eines der großen Rätsel der Körperertüchtigung. Es gibt tatsächlich Ausnahmen, da mag es seine Berechtigung haben, das gewohnte Umfeld zu verlassen. Beispielsweise, um in der Höhe zu trainieren. Das ist toll für die Leistungsfähigkeit, weil die dünnere Luft in der Sierra Nevada oder in Ecuador ganz wunderbare Auswirkungen auf Lunge und Blut hat. Außerdem verirren sich die Dopingjäger auch ungern in unwägbares Gelände. Ansonsten aber lässt sich in Deutschland ebenso fleißig schwimmen, laufen und Rad fahren wie etwa auf Mallorca. Vorteil der Insel: garantierte Sonnenstunden. Nachteil: störende Touristen (oder andere Sportler im Trainingslager, die Becken, Laufbahnen und Straßen verstopfen).

    Den größten Nutzen aber hat das Trainingslager für den Mannschaftsgeist. Ansonsten könnten sich Fußballer oder Handballer oder allerhand andere Mannschaftssportler ja auch auf dem vereinseigenen Gelände auf die kommende Saison vorbereiten. Die Plätze in Bayern sind sicherlich von ähnlicher Qualität wie jene in Südafrika, wohin es den FC Augsburg verschlagen hat, oder auch in Südkorea, wohin der FC Bayern reist. Dieser Mannschaftsgeist versteckt sich anscheinend gerne im Ausland.

    Der Mannschaftsgeist ist ganz heiß auf den Mannschaftsabend

    Dort versuchen ihn dann die Mannschaften durch rituelle Tätigkeiten hervorzurufen und im Mannschaftskern zu verankern. Teambuilding-Maßnahme nennt sich das. Der Mannschaftsgeist soll sich zeigen, wenn man zusammen in Schlauchboten Gebirgsflüsse bezwingt, oder sich im Hochseilgarten gegenseitig absichert. Derlei gefällt dem Mannschaftsgeist. Den größten Gefallen aber kann man ihm tun, wenn ein Mannschaftsabend veranstaltet wird. Früher wurde der je nach gesellschaftlichem Kontext Koma-Saufen oder Kneipentour genannt. Es ist leicht vorherzusagen, welche Dynamik ein Abend zur freien Verfügung annimmt, wenn Mitzwanziger zusammen Raum und Zeit teilen. Bücherklubs werden eher nicht gegründet. Der Mannschaftsabend ist einer der Gründe, weshalb auch viele Amateurvereine ins Trainingslager fahren. Sie halten gerne mehrere Mannschaftsabende ab - und oftmals muss es dafür noch nicht einmal Abend sein. Der Mannschaftsgeist hat sowieso nur ein vages Zeitgefühl.

    Der Augsburger Mannschaftsgeist wird allerdings auf eine harte Probe gestellt. Möglicherweise wird er sich nicht vollkommen entfalten können. Mit Kristijan Jakic und Nediljko Labrovic durften zwei Spieler wegen Visa-Problemen nicht zu ihrem Team reisen. Sie müssen vorerst individuell trainieren. Weil man ja auch als Einzelsportler ins Trainingslager kann: Vielleicht mögen die beiden in die Sierra Nevada. Oder nach Mallorca. Etliche Fußballer, Keglerinnen und Schafkopf-Runden haben dort schon den Mannschaftsgeist gesucht und gefunden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden