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Glosse: Das bittere Aus des Michal Sadilek

Glosse

Das bittere Aus des Michal Sadilek

Tilmann Mehl
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    Michal Sadilek verpasst die EM nach einem Dreiradsturz.
    Michal Sadilek verpasst die EM nach einem Dreiradsturz. Foto: Petr David Josek/AP, dpa

    Kinderkrankheiten zählen zu den unerfreulichen Herausforderungen. Für Kinder, aber fast noch mehr für die Eltern. Masern, Mumps, Motzigkeit. Ein Dreikampf, der in vielen Familien ausgetragen wird. Sieger gibt es keine. Ein weithin unbeleuchtetes Feld sind die Kinderverletzungen. Buben und Mädchen schaffen es erstaunlich oft, sich den Arm zu brechen. Sie fallen von Rollern und Bäumen, stürzen beim Schlittschuhlaufen – und schaffen es dabei immer wieder, sich auf ihren brüchigen Ärmchen abzustützen.

    Die besonders wagemutigen Kinder versuchen sich daran, Treppenhäuser mit dem Dreirad zu bezwingen. Auch Risikoabwägung will erst noch gelernt werden. Nun aber ist der Bogen zur Europameisterschaft fast schon geschlagen. Große Turniere sind immer auch die Turniere der verpassten Chancen. Marco Reus kennt sich bestens aus. Michael Ballack wurde dereinst von Kevin-Prince Boateng um die Möglichkeit gebracht, bei der WM 2010 zu reüssieren.

    Der Legostein als natürlicher Gegner

    Auch, um sich nicht unwägbaren Gefahren im Haushalt auszusetzen, kommen die Mannschaften vor den Turnieren in Trainingslagern zusammen. Wie schnell würde man sich ansonsten bei dem Versuch, das als Kinderzimmer nur noch zu erahnende Schlachtfeld zu durchwaten, einen Legostein weit in die Fußsohle eintreten. Oder die Hand zu einem Fall für den Chirurgen werden, wenn die Bügelperlen zu einem Einhorn erhitzt werden. Schlimme Stichverletzungen nach dem nicht adäquaten Umgang von Sicherheitsnadel und abgerissenem Teddybär-Ohr.

    Manchem Spieler ist aber nicht zu helfen. Möglicherweise ist er in seiner Kindheit einmal zu selten vom Roller gefallen. Die Risikoabwägung hat immer noch keinen Punkt erreicht, in dem Kosten und Nutzen in einem guten Verhältnis stehen. Deswegen muss der bemitleidenswerte Michal Sadilek nun auf die EM verzichten. Der tschechische Nationalspieler hat sich kurz vor dem Turnier verletzt. Bei einem Dreiradunfall zog er sich eine Schnittwunde am Schienbein zu, die mit 65 Stichen genäht werden musste.

    Der 25-Jährige nutzte freilich keines der für den Hausgebrauch gedachten Mobile für Dreijährige. Er ist ja schon ein großes Kind und versuchte sich mit einem Kart an einem Berg. Der Berg gewann. Für Sadilek und die tschechische Nationalmannschaft ist das gleichermaßen bitter. So wie man Kinder nicht vor sämtlichen Gefahren des Alltags bewahren kann, ist es bei Fußballprofis eben auch. Eine der letzten Herausforderungen für Fußballtrainer.

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