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Glosse: Darum prüfe, wer sich misst: Warum die Analyse des Gegners so wichtig ist

Glosse

Darum prüfe, wer sich misst: Warum die Analyse des Gegners so wichtig ist

Tilmann Mehl
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    Xabi Alonso will garantiert nicht wie ein begossener Pudel nach dem Pokalfinale dreinschauen.
    Xabi Alonso will garantiert nicht wie ein begossener Pudel nach dem Pokalfinale dreinschauen. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Im Spitzensport ist es unabdingbar, die Stärken und Schwächen seines Gegners zu kennen. Früher ließen sich Trainer über verschlungene Wege Videos von entfernten Bekannten schicken. Da wurden dann auch mal Filme der gehobenen Erwachsenenunterhaltung mit dem Liebhaberstück FC Aberdeen gegen Hibernian Edinburgh überspielt. Wenn die VHS-Kassette Airmail und Zoll nach mehreren Wochen durchlaufen hatte, konnten sich Trainer endlich ein grieseliges Bild vom kommenden Gegner machen. Heute gibt es mehrköpfige Scouting-Abteilungen, die nichts anderes machen, als die Laufwege des Torwarttrainers bis hin zum Toilettengang zu analysieren. Überraschungen in der Spielgestaltung bleiben daher meist aus. 

    Dabei zieht der Sport doch einen Großteil seiner Faszination aus der Unvorhersehbarkeit. Im Aachener Straßenverkehr haben sich zwei Männer nun der Schönheit des Ungewissen erinnert und begaben sich in ein Motorsportrennen mit offenem Ausgang. Eine eingehende Stärken-Schwächen-Analyse vermieden die beiden Hobby-Verstappens. 

    Die Raser akzeptierten ihre Niederlage

    Als sie um drei Uhr morgens an einer roten Ampel ein unauffälliges Fahrzeug neben sich sahen, witterten sie ihre Chance. Die beiden fuhren vor- und rückwärts, ließen den Motor aufheulen und deuteten auf die blank vor ihnen liegende Straße. Natürliches Balzverhalten von Rasern in freier Wildbahn. Der Start glückte prächtig, überraschenderweise aber konnte der Konkurrent gut mithalten und noch überraschender leuchtete zum Klang des Martinhorns das Blaulicht. Die Amateur-Motorsportler akzeptierten sportlich fair ihre Niederlage gegen den PS-starken Arm des Gesetzes und stoppten am Straßenrand. 

    Sie waren freilich nicht die ersten, die einen sicher geglaubten Sieg aus den Händen geben musste. Erinnert sei an den Fuchs, der es unterließ, den Igel intensiv zu scouten. Sauron nahm die putzigen Hobbits auch eher auf die leichte Schulter. Wie einige spanische Abwehrreihen auf den kleinen Lionel Messi zu Beginn seiner Karriere reagierten, ist im Internet zu sehen. 

    Xabi Alonso wird die Lauterer sicher analysieren

    Darum prüfe, wer sich messen will. Die eigenen Stärken zu kennen, ist gut. Genauso wichtig aber ist die Analyse des Gegners. So wird Xabi Alonso seine Leverkusener beispielsweise nicht ins Pokalfinale schicken, ohne davor die zweitklassigen Kaiserslauterner intensiv analysiert zu haben. Nicht, dass es zu unliebsamen Überraschungen kommt. Auch wenn die Pfälzer eher nicht mit Blaulicht und Martinshorn auflaufen dürften.

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