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Glosse: Darum ist Mittelmaß in der Bundesliga alles andere als grau

Glosse

Darum ist Mittelmaß in der Bundesliga alles andere als grau

Johannes Graf
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    Sternchen in der Champions League: Kein europäischer Wettbewerb ohne eigenen Spielball.
    Sternchen in der Champions League: Kein europäischer Wettbewerb ohne eigenen Spielball. Foto: Jan Woitas, dpa

    Die Meisterschaft mag entschieden sein, aber keine Sorge, einen Haken muss man hinter diese Bundesligaspielzeit nicht setzen. Gibt ja schließlich andere Ziele, für die es sich lohnt, nach ihnen zu streben. Europapokalplätze beispielsweise. Denn der europäische Dachverband Uefa hat wahrlich ein Herz für die Kleinen. Solidarität wird großgeschrieben. Jeder bekommt ein Stückchen vom Kuchen. Und wenn der nicht reicht, kredenzt der spendable Gönner einfach beim nächsten Mal eine größere Torte. Mit der Conference League hat die Uefa neben Champions League und Europa League einen dritten Wettbewerb eingeführt. Allein der Blick auf die Zahl in der ersten (72 Vereine) und zweiten Qualifikationsrunde (110) zeigen, wie elitär dieser Wettbewerb ist. Deutsche Teilnehmer steigen in den Play-offs zur Gruppenphase ein, an der nur noch schlappe 44 Klubs beteiligt sind. 

    Aber hey, wer wird denn da kleinlich sein? Europapokal bleibt Europapokal. Als wäre ein Auswärtsspiel am Donnerstagabend beim kasachischen FC Tobol Kostanay oder nordmazedonischen FC Struga keine Reise wert. Dafür lohnt jede Grätsche und jedes gesundheitsgefährdende Kopfballduell? Darmstadt, Mainz und Köln werden die Absteiger und den Releganten ausspielen, Leverkusen, Bayern, Stuttgart, Dortmund und Leipzig die Champions League-Teilnehmer. Und alle anderen dürfen sich internationale Hoffnungen machen. Viel zu banal wäre es, würde der Fünftplatzierte in der Europa League und der Sechstplatzierte in der Conference League antreten. Kein Uefa-Wettbewerb, der nicht durch Hintertörchen erreicht werden könnte. 

    Pläne für eine European Second Champions Super Underdog League gibt es bestimmt schon

    Leverkusen gewinnt den DFB-Pokal – zusätzlicher Starter in der Europa League. Freiburg gewinnt die Europa League und startet in der Champions League – zusätzlicher Starter in der Europa League. Zudem gibt es in dieser Spielzeit einmalig eine Ein-Jahreswertung der Uefa. Hintergrund ist eine Revolution, die dringend nötig war: die Aufstockung der Champions League-Gruppenphase auf 36 Teams. In der Rangliste führt Italien derzeit vor Deutschland. Bleibt das so – spielen fünf Klubs aus der Bundesliga in der Königsklasse. Absoluter Looser ist, wer da nicht international spielt. Tabellenplatz sieben, acht oder neun in der Bundesliga – einst graues Mittelmaß. Jetzt existiert in diesen Regionen die Aussicht auf rauschhafte Flutlichtabende unter der Woche. 

    Und sollte es tatsächlich Klubs geben, die noch ganz normal in dieser Bundesliga spielen – auch für diese lässt sich die Uefa bestimmt noch was einfallen. Aufstockung in Champions, Europa oder Conference League geht immer. Und Pläne für eine European Second Champions Super Underdog League gibt es bestimmt auch schon. 

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