Es ist ein schwieriges Verhältnis zwischen den Radprofis und ihren Fans. Die Hobbyradler kaufen erst die sündteuren Modelle ihrer Vorbilder, strampeln oft lange vor dem Peloton die Tagesetappe wohin auch immer hinauf, um dann stundenlang für die wenigen Sekunden zu warten, in denen ihre Stars an ihnen vorbeizischen. So weit, so gut. Der Wahnsinn an den Rampen und Steigungen gehört zum größten Radspektakel der Welt einfach dazu. Doch immer wieder verdirbt eine kleine Minderheit dem großen Rest mindestens die Show. Der Fanatismus und die Dummheit der Anhänger gefährden das Leben der Radsportler.
Tour de France: Fan steht einen halben Meter auf der Straße
So hielt bei der ersten Tour-Etappe 2021 eine offensichtlich verwirrte Frau ein Pappschild mit den Grüßen an "Omi" und "Opi" in die Höhe und löste damit einen Massensturz aus, in den Tony Martin verwickelt war und glücklicherweise trotz Verletzungen weiterfahren konnte. Nicht so glimpflich kam jetzt am Samstag Steff Cras davon. Auf der achten Etappe der Tour de France nach Limoges kam es in der Abfahrt sechs Kilometer vor dem Ziel zu einem Sturz. Grund für den Crash war ein Zuschauer, der nun von Cras heftig kritisiert wurde. Weil der Fan einen halben Meter auf der Straße stand und sich auch nicht zurückzog, als das Feld angerauscht kam.
Der Belgier zog sich so schwere Verletzungen zu, dass er aufgeben musste. Auf Twitter beschimpfte Cras den Fan: "Du hast keinen Respekt vor den Fahrern! Ich hoffe, du fühlst dich richtig schuldig. Wegen dir muss ich die Tour verlassen."
Cavendish muss einen großen Traum begraben
Auch Mark Cavendish musste am Samstag seinen großen Traum beerdigen. Der 38-Jährige zog sich bei einem Sturz einen Schlüsselbeinbruch zu und musste ebenfalls aufgeben. Cavendish, der wie Eddy Merckx 34 Tageserfolge in der Statistik hat, wollte in diesem Jahr mit 35 Etappensiegen alleiniger Rekordhalter werden. Der Brite hatte im Mai erklärt, seine Karriere nach dieser Saison beenden zu wollen. Seine 14. Tour sollte seine letzte sein.
Folgenlos bleiben die Dummheiten der übermotivierten Fans nicht. Die Zuschauerin mit dem Oma-Opa-Schild, nach Angaben ihres Anwalts eine fragile Persönlichkeit, wurde nach einem Prozess in Brest zu einer Geldstrafe von 1200 Euro verurteilt. Die Tour-Organisatoren hatten von juristischen Schritten gegen die Frau abgesehen. Doch der internationale Radprofiverband CPA hatte an einer Klage festgehalten, um für mehr Respekt für die Radsportler zu werben. Geholfen hat es, siehe Steff Cras, genau: nichts.