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Glosse: Bei Schwarz-Gelb sieht ein Schalke-Fan rot

Glosse

Bei Schwarz-Gelb sieht ein Schalke-Fan rot

Johannes Graf
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    Ehernes Gesetz des Fußballs: Wer Königsblau liebt, hasst Schwarz-Gelb.
    Ehernes Gesetz des Fußballs: Wer Königsblau liebt, hasst Schwarz-Gelb. Foto: Ina Fassbender, dpa

    Mitunter wirkt der Alltag immens kompliziert. Fliegen beispielsweise. Wird ein ewiges Rätsel bleiben, wie 500 Tonnen engelsgleich durch die Luft schweben. Oder warum jemand, der in Australien sitzt, sich via Videocall mit jemandem, der in Europa sitzt, in Echtzeit austauschen kann. Das Leben hält allerdings zugleich Einfaches bereit. Schwarz oder weiß – und kein grau. Pro oder contra – und kein sowohl als auch. Für oder wider – und kein beides. Im Sport mag es teils Unentschieden geben, letztlich ist dies jedoch nichts mehr als der Blinddarm des Gewinnens und Verlierens.

    Weitaus wankelmütiger agieren hingegen Fußballprofis, wenn es um die Wahl eines Klubs geht. Am einen Tag busseln sie das Wappen von Verein A, um eine Wechselperiode später sich Verein B angehörig zu fühlen. Derart opportunistisch würde die Anhängerschaft niemals ihre Leidenschaft verraten, sie ist in den Farben strikt getrennt. In München wird blau und rot gedacht, in Glasgow blau und grün, in Mailand rot-schwarz und blau-schwarz. Und im Ruhrpott schwarz-gelb und königsblau. Wer die einen liebt, hasst zugleich die anderen.

    Schalke-Fan zu sein kann manchmal komplizierter sein als fliegen

    Welche Ausmaße diese Vereinstreue – andere sprechen von Lebenseinstellung – eines Fanatikers haben kann, zeigte sich im Kreis Gotha (Thüringen). Als ein Schalke-Fan an einer Baustelle vorbeilief, sah er rot. Beziehungsweise schwarz-gelb. Kabelbrücken in diesen Farben ließen ihn zum blauen Hulk mutieren, in seiner Raserei riss er den Leitungsschutz ab. Schaden: rund 6.500 Euro. 

    Wen der Anblick eines Baustellenutensils derart aus der emotionalen Bahn wirft, kämpft sich wohl durch einen schwierigen Alltag. Nicht nur, dass er Bienen, Feuersalamandern und Tigerenten nach dem Leben trachtet, jedes Ortsschild muss fürchten, ein paar Beulen abzubekommen. Mit einem Taxi wird er sich niemals chauffieren lassen, Pakete der Deutschen Post nimmt er nicht an, und sollte es eine Koalition aus CDU und FDP geben, wird er sich aus Protest ans Reichstagsgebäude kleben. 

    Gefahr droht ihm am Arbeitsplatz. Im Paragraf BGV A8 der Berufsgenossenschaftlichen Vorschrift für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit ist gesetzlich geregelt, dass dauerhafte Gefahrenstellen mit schwarz-gelbem Klebeband gekennzeichnet werden müssen. Sich an schwarz-gelbe Vorgaben halten – würde ein Königsblauer nie machen. 

    Schalke-Fan zu sein kann manchmal komplizierter sein als fliegen. 

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