In keiner anderen Sportart wird die Einhaltung der Etikette so mit Argusaugen überwacht wie im Golf. Da gibt es unverrückbare Regeln für das Outfit oder das Verhalten auf den Grüns. Dass sämtliche Shirts einen Kragen und Ärmel haben müssen, ist noch am einfachsten zu erfüllen. Schwieriger wird es, auf der Golfrunde immer dann die Klappe zu halten, wenn der Ball angesprochen wird. Also wenn sich ein Mitspieler oder eine Mitspielerin für einen Schlag bereit macht. Was unter Umständen schon eine ziemliche Weile dauern kann. Schlecht auch, wenn ausgerechnet in diesem Moment das Mobiltelefon klingelt.
Absolutes Etiketten-No-Go aber: Dem Flight-Partner durch die Putt-Linie zu marschieren! Für alle Nicht-Spielenden: Man sollte tunlichst vermeiden, Fußabdrücke auf jener Linie zu hinterlassen, auf der der Ball des Spielenden gleich in Richtung Loch rollen soll. Andernfalls könnte die Stimmung auf der Runde schnell in den Keller sinken.
Großes Missverständnis zwischen Golfprofi und Sicherheitsmann
Umso überraschender, dass der Golf-Knigge in einem anderen, sehr bedeutsamen Bereich gar keinen Regelbedarf sieht. So steht nirgendwo geschrieben, wie laut oder ungestüm man sich beispielsweise über einen Turniersieg freuen darf. Was nun zu einem großen Missverständnis bei den Canadien Open der amerikanischen PGA-Tour geführt hat. Denn als Nick Taylor als erster Kanadier seit 69 Jahren mit seinem letzten Putt den Sieg im Oakdale Golf & Country Club in Toronto besiegelte, geriet sein Teamkollege Adam Hadwin derart in Wallung, dass er mit einer Champagnerflasche bewaffnet das 18. Grün stürmte.
Eigentlich wollte der Weltranglsiten-70. angesichts des historischen Erfolgs seinem Teamkollegen nur um den Hals fallen. Doch bei seinem Etikette-Vergehen (auf einem Golfplatz rennt man nicht!) kam ihm die Reaktionsschnelligkeit eines aufmerksamen Sicherheitsmannes in die Quere. Im Stile eines Football-Tackles riss der den heranstürmenden Golfprofi filmreif von den Füßen. Der Security-Mann hatte geglaubt, er müsse einen Flitzer stoppen. Angesichts von so viel Pflichtbewusstsein müsste der Golf-Knigge also dringend erweitert werden. Um das Kapitel "Wie bringe ich eine Champagnerflasche in angemessener Form auf das 18. Grün“.