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Glosse: Abwehrspieler beim Schweinezüchter – über Strafen im Fußball

Glosse

Abwehrspieler beim Schweinezüchter – über Strafen im Fußball

Johannes Graf
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    Hier lernt man das Sauberhalten.
    Hier lernt man das Sauberhalten. Foto: Marcus Merk

    Das passende Strafmaß zu finden, ist wirklich schwierig. Verhältnismäßig sollte es sein. Wer Menschen nach dem Leben trachtet, der ist kaum mit jemandem zu vergleichen, der in des Nachbars Garten pinkelt. Zu den größten Errungenschaften unserer Gesellschaft zählt, dass Strafen nie dem Körper schaden dürfen. In der Nachbetrachtung für Kopfschütteln sorgen sollte, dass das "absolute Gewaltverbot" in der Kindererziehung erst 1989 (!) in der Verfassung verankert wurde. Zuvor hatten Eltern hierzulande quasi freie Hand. 

    Noch länger an einer Prügelstrafe festgehalten hat Saudi-Arabien. Erst 2020 schaffte Kronprinz Salman diese Form von Züchtigung ab. Das Image eines Reformers vertrug sich irgendwie nicht mit einem derart antiquierten Weltbild. Eine Fußball-WM möchte man demnächst ja auch noch austragen. Katar hatte schon viel Ärger wegen Menschenrechtsverletzungen. Kann man sich alles ersparen, indem man sich modern gibt. Also: kein Auspeitschen bitte. 

    Scheich prügelt mit Peitsche auf Fußballer ein

    Womöglich sind die Modernisierungen in seinem Land bislang nicht bis zu einem Fußballfan vorgedrungen. Jedenfalls meinte dieser, er müsse einen Spieler nach dem Finale im saudi-arabischen Supercup zwischen Al-Hilal und Al-Ittihad mit einer Peitsche darauf hinweisen, dass die Niederlage nicht in seinem Sinn war. Von der Tribüne aus schlug der Scheich plötzlich auf einen Spieler ein, als dieser gen Kabine ging. 

    In hiesigen Stadien hätte der Zuschauer seinen Unmut wohl mit einer Ladung Bier zum Ausdruck gebracht. Aber ist natürlich schwierig in einem Land, in dem striktes Alkoholverbot herrscht. Ungeachtet dessen, dass jegliche Form von Gewalt zu verurteilen ist, hätte eine Geldstrafe den Spieler wohl bedeutend härter getroffen. Die Idee der Liga basiert schließlich darauf, die Stars des Erdballs mit dem Inhalt von Dagobert Ducks Geldspeicher in die Wüste zu locken

    Stellt sich dennoch die Frage, mit welchen Sanktionen ein Fußball-Profi an seine Verpflichtungen erinnert werden könnte. Übernehmen Torhüter Schichten als Security, damit sie lernen, wie man Tore bewacht? Helfen Abwehrspieler dem ortsansässigen Schweinezüchter beim Ausmisten, damit sie wissen, wie man den Strafraum sauber hält? Besuchen Außenbahnspieler ein Fahrsicherheitstraining, damit sie nicht aus der Spur geraten? Und bringen sich Stürmer demnächst in Managerseminaren auf den neuesten Stand, um Zielvorgaben zu erfüllen? 

    Das richtige Strafmaß zu finden, ist wirklich schwierig. 

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