Alles drehte sich um Kylian Mbappé, im Kabinengang scharten sich die Kinder begeistert um den Superstar, den momentan vielleicht besten Spieler der Welt. Und selbst wenige Minuten vor dem Anpfiff gab Mbappé noch Autogramme, bevor es auf den Rasen der Arena ging. 100 Minuten später landete der zweimalige Europameister nach einem intensiven Spiel den erhofften Auftaktsieg gegen Österreich, Mbappé mit gebrochenem Nasenbein in der Uniklinik und Österreichs Teamchef Ralf Rangnick in der bitteren Turnierrealität.
"Logisch, wir sind enttäuscht. Wir haben gegen eines der besten Teams auf diesem Planeten kein Tor zugelassen, am Ende entscheidet ein äußerst unglückliches Eigentor und wir stehen vor einem Endspiel gegen Polen", analysierte Rangnick kurz und präzise. Der Mann aus dem Schwabenland genießt höchsten Respekt in Österreich, auch wenn sich die Journalisten der Alpenrepublik immer noch nicht erklären können, wie ausgerechnet dieser wortgewandte Stratege im Nachbarland dermaßen außergewöhnliche Erfolge feiern kann. Leipzigs Christoph Baumgartner sagt: "Rangnick ist das Beste, was Österreichs Fußball passieren konnte." Rangnick widerstand dem Werben des FC Bayern, weil er das Projekt Österreich nach zweieinhalb Jahren engagierter Aufbauarbeit nicht gefährden wollte. Und fast hätte es in Düsseldorf zumindest zu einer Punkteteilung gegen den Favoriten gereicht.
Faszinierendes Spiel zwischen Österreich und Frankreich
Didier Deschamps hatte ein schnelles Tor gefordert. Frankreichs Vorzeige-Angriffsreihe wirbelte, ohne jedoch wirklich gefährlich zu werden, Eckbälle von Antoine Griezmann blieben ohne Wirkung, die erste Chance Mbappés ergab sich in der neunten Minute, die Österreichs großartiger Torwart Patrick Pentz von Bröndby Kopenhagen aber zur Ecke entschärfen konnte. Erst danach machten sich die Österreicher bemerkbar und wurden durch einige Schnellangriffe gefährlich, es entwickelte sich ein faszinierendes Tempospiel. Aber die ganz großen Möglichkeiten ergaben sich erst nach einer halben Stunde. Die erste ging auf das Konto der Österreicher, als Dortmunds Marcel Sabitzer auf Baumgartner spielte, der den Ball aber nicht an Frankreichs Torwart Mike Maignan vorbeibrachte und in dessen Beinen hängen blieb (36. Minute).
Nur zwei Minuten später die Entscheidung, dazu benötigte der zweimalige Weltmeister aber die Hilfe der Österreicher. Wieder war es Mbappé, der die halbe Mannschaft des Gegners auf dem rechten Flügel beschäftigte, den Ball Richtung Elfmeterpunkt hereingab, Mönchengladbachs Maximilian Wöber stellte sich unglücklich in den Weg und fälschte beim Klärungsversuch per Kopf unhaltbar für Pentz in die lange Ecke ab.
Anschließend mühten sich die Österreicher, doch die Franzosen hielten konzentriert dagegen und verzeichneten die größeren Chancen. Das Spiel war fast vorbei, da passierte es. Mbappé krachte in der 86. Minute beim Kopfballversuch gegen die Schulter von Kevin Danso, ging zu Boden, blieb minutenlang blutüberströmt liegen, schnell war klar, dass das Nasenbein gebrochen war. Ob und wann Mbappé wieder zur Verfügung steht im Turnier, ist offen, operiert werden muss die Nase offenbar nicht. Schon zwei Stunden nach Mitternacht scherzte der Superstar schon wieder bei X: "Irgendwelche Ideen für Masken?" Deschamps hörte sich anders an: "Die Equipe ohne ihn ist eine andere als die mit ihm."
Kontrahent Rangnick gibt sich nach beeindruckenden 100 Minuten weiter kämpferisch: "Österreich ist ein Land mit sehr interessanten Spielern, hat mit der Nationalmannschaft aber noch nicht viel erreicht. Das wollen wir weiterhin ändern. Das Spiel gegen Polen besitzt Endspielcharakter, wir werden mit der besten Formation spielen, die wir haben."