Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Geheimtaktik & Olympia-Tränen: Unvergessliche Sportmomente 2024

    • |
    • |
    Was vom Sportjahr 2024 übrig bleibt? Sicher die Erinnerung an das Finale der Fußball-EM (hier im Bild). Unsere Reporter haben sich an ihre Sportmomente erinnert.
    Was vom Sportjahr 2024 übrig bleibt? Sicher die Erinnerung an das Finale der Fußball-EM (hier im Bild). Unsere Reporter haben sich an ihre Sportmomente erinnert. Foto: Florian Eisele

    Ancelotti in der Kreisklasse: Sport-Journalisten sind schon furchtbar privilegiert. Zumindest dann, wenn Grundinteresse für Bewegungskünste vorhanden ist und man keine allzu große Schwäche haben tut, die deutsche Sprache betreffend. Muss man sich immer mal wieder vor Augen führen: Dieses Jahr wurden wir unter anderem dafür bezahlt, um von der Fußball-Europameisterschaft zu berichten oder den Olympischen Spielen. Spitzensport ist in seinen größten Momenten wunderbar.

    Die wenigsten Sport-Journalisten waren Spitzensportler. Irgendwas kam immer dazwischen. Verletzungen, Alkohol, Interesse an engeren zwischenmenschlichen Beziehungen – meist: mangelndes Talent. Natürlich will man aber trotzdem nachfolgenden Generationen an seinem Erfahrungsschatz teilhaben lassen. Wir Reporter haben noch dazu den Vorteil, in den Arenen des Landes wahre Meister ihrer Kunst regelmäßig zu bewundern und weil wir unter heftigem Zeitdruck und mächtigem Getöse wohlfeil formulierte Artikel verfassen können, sind wir kaum aus der Fassung zu bringen. Als Trainer der B-Jugend des SC Weßling bin ich daher ein stiller Beobachter wunderbar einstudierter Spielzüge – mögen auch die Schiedsrichter der Kreisklasse München anderes behaupten. Höhepunkt war zweifelsfrei ein 4:4 bei den spielerisch noch etwas stärker einzuschätzenden Pullachern. Wer es nun ganz genau nimmt, könnte der Ansicht sein, die Weßlinger Equipe hätte auch nur viermal die Mittellinie überquert. Der Trainer von Welt sagt dazu: Effizienz. Viermaliger Rückstand, viermaliger Ausgleich. Die Tore eins, zwei und drei nach Ecken. Im Training einstudiert wurde exakt eine Variante. Die Jungs entschieden sich während der Partie dazu, zu improvisieren. Manche sehen darin einen Autoritätsverlust. Man muss den jungen Männern auch Freiheiten lassen. Wie Ancelotti. Der letzte Treffer in der sechsten Minute der Nachspielzeit. Ein zweifelhafter (manch objektiverer Beobachter mag sagen: lachhafter) Foulelfmeter. Standardsituationen sind wichtig. Weiß jeder Spitzensportler. (Tilmann Mehl)

    Bestes Setting, bestes Ergebnis: Jessica von Bredow-Werndl reitet im Schlosspark von Versailles auf Dalera.
    Bestes Setting, bestes Ergebnis: Jessica von Bredow-Werndl reitet im Schlosspark von Versailles auf Dalera. Foto: Andrea Bogenreuther

    Rührendes bei OIympia: Große Gefühle sind bei den Olympischen Spielen an der Tagesordnung. Hier die überbordende Freude der Medaillengewinner, da die Enttäuschung all jener, die es nicht aufs Podium geschafft haben. Dazwischen ploppt auch Unerwartetes, Berührendes auf. Wie bei der Dressur-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl, die nach ihrem letzten Ritt in Paris ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Doch nicht aus Freude über Gold, sondern aus Wehmut. Denn dieser Moment war ein Abschied. Der Zeitpunkt, ihrer Erfolgsstute Danke zu sagen, nach dem letzten gemeinsamen Turnierauftritt. Und die Reiterin tat dies mit einem einzigen Satz, der die Journalistenschar in der Mixed-Zone kollektiv zu Herzen ging: „Dalera darf jetzt Mama werden.“ (Andrea Bogenreuther)

    Ein Konzert wird zur großen EM-Party 10. Juli: England spielt im Halbfinale der Fußball-EM gegen die Niederlande. Vielleicht hatte das so mancher nicht auf dem Schirm, bevor er Tickets für ein Konzert der Band „The Killers“ kaufte. Die US-Band spielte am selben Abend in der Londoner O2-World und sorgte mit ihrer Reaktion auf die Terminkollision für einen magischen Moment. Für die Schlussphase des Spiels unterbrach sie das Konzert und zeigte die letzten Minuten auf der Leinwand. Als der 2:1-Sieg Englands feststand, lagen sich Kane und Co. in den Armen – und die Party in der O2 World ging los. Rotes und weißes Konfetti schoss in die Luft, die berühmten ersten Gitarrenriffs des Megahits „Mr. Brightside“ waren zu hören. Es ist die Hymne aller Pubs auf der Insel, der drittmeistverkaufte Song aller Zeiten in Großbritannien – und an diesem Abend war es der Soundtrack für die große Party. Für einige Minuten waren tausende Menschen in kollektiver Freude vereint. Das versöhnte auch fast wieder mit dem mauen Fußball, den Englands Nationalmannschaft bei der EM gespielt hatte. (Florian Eisele)

    Der Pool in Doha war imposant, täuschte aber nur bedingt über das persönliche Scheitern hinweg.
    Der Pool in Doha war imposant, täuschte aber nur bedingt über das persönliche Scheitern hinweg. Foto: Andreas Kornes

    Knapp vorbei ist auch daneben Weiter oben schwärmt Kollege Mehl davon, wie schön es ist, andere machen zu lassen, was man selbst für richtig hält. Trainer halt. Nichts für mich. Was uns hingegen verbindet, ist mangelndes Talent. In meinem Fall fürs Schwimmen. Egal, dachte ich und meldete mich für die Schwimm-WM der Senioren an. Kann doch nicht so schwer sein, bei den (mittel)alten Herren eine Medaille abzugreifen. Also ab nach Doha, wo kurz zuvor noch die Profis im gleichen Pool ihre WM ausgetragen hatten. Spektakulär das Drumherum. Frustrierend das Mittendrin. Vier Hundertstel fehlten zur Medaille. Dann doch lieber schwäbische Meisterschaften im Hallenbad Haunstetten. (Andreas Kornes)

    Ein Autorennen in der Wüste: Die Rallye Dakar bietet besondere Einblicke.
    Ein Autorennen in der Wüste: Die Rallye Dakar bietet besondere Einblicke. Foto: Antonin Vincent, Audi

    Spektakel in der Wüste Diese Ruhe, diese Weite. Heller Sand, ein paar Dünen, dazwischen ein kleines Camp. Extra aufgebaut für die Besucher der Rallye Dakar. Es gibt arabische Köstlichkeiten, die auf dem Boden sitzend genossen werden. Bald ist es mit der Ruhe vorbei, wenn plötzlich die Autos auftauchen. Sie ziehen bei der rasanten Fahrt durch die Wüste eine große Staubwolke hinter sich her. Die Rallye Dakar fährt mittlerweile durch Saudi-Arabien. Durch ein Land also, dessen Herrscherfamilie stark in der Kritik steht wegen Nichtbeachtung von Menschenrechten oder anderer Verfehlungen. Große Sportveranstaltungen finden dennoch vermehrt dort statt. 2024 hat Audi die berühmteste Rallye der Welt gewonnen. (Marco Scheinhof)

    53.586 Fans feuerten die deutsche Handball-Mannschaft in Düsseldorf an.
    53.586 Fans feuerten die deutsche Handball-Mannschaft in Düsseldorf an. Foto: Tom Weller, dpa

    40 Grad unterm Dach Um Massen zu mobilisieren, muss alles ein Event sein. So auch bei der Handball-EM. Der Aufwand ist immens, um in Düsseldorfs multifunktionaler Arena beim Eröffnungsspiel einen Weltrekord aufzustellen. Um 20.41 Uhr erscheint am 11. Januar auf den riesigen Videoleinwänden die magische Zahl: 53.586. Mehr Publikum war bei einem Handballspiel vor Ort noch nie zugegen. Da nimmt man auch die Begleiterscheinungen in Kauf: Seit Tagen ist das Dach der Arena geschlossen. Heizstrahler sorgen am Spielfeld für angenehme 20 Grad und auf den obersten Rängen für bis zu 40 Grad. Fans trennen Hunderte Meter oder ein schlechter Blickwinkel vom Geschehen. Ob dieser Gigantismus sein muss? Kann jeder selbst für sich beantworten. (Johannes Graf)

    Diese dänischen Fans ließen sich die Stimmung nicht durch ein paar Regentropfen vermiesen.
    Diese dänischen Fans ließen sich die Stimmung nicht durch ein paar Regentropfen vermiesen. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Singing in the rain Das EM-Achtelfinale zwischen Deutschland und Dänemark hatte alles: Zwei Tore wurden nicht gegeben, ein Elfmeter und ein später Treffer brachten der DFB-Elf den 2:0-Sieg im Fußballkrimi ein. In der Schlussminute warf sich Antonio Rüdiger noch in einen Schuss und bejubelte seinen Block wie ein eigenes Tor. Für die Szenen abseits des Spiels sorgte aber ein Gewitter der 1A-Premiumklasse, das über das Dortmunder Stadion zog. Wegen der sintflutartigen Regenfälle musste das Spiel in der ersten Halbzeit 25 Minuten lang unterbrochen werden. Während die Mannschaften in die Kabinen flüchteten und die Reporter Regenjacken fester zogen, ließen sich einige dänische Fans die gute Stimmung nicht verderben und tanzten inmitten des Sturzbaches, der sich vom Dach der Arena direkt in den Zuschauerbereich ergoss. Sind eben sympathische und durch das nordische Wetter abgehärtete Leute. Zugleich stand die Einlage für die gute Stimmung, die zwischen Juni und Juli durchs Land flutete: Dänen, Niederländer und Österreicher und andere feierten die EM und brachten zumindest ein wenig Sommermärchen-Stimmung auf. (Florian Eisele)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden