Viele Fußballfans kennen es mittlerweile: Der Verein hat ein verhältnismäßig neues Stadion gebaut, weit weg von der Stadtmitte, eingerahmt in eine Parkplatzwüste und direkt bei der Autobahnanbindung. Charakteristisch für Stadt und Verein stehen Arenen immer seltener. Warum also nicht mal etwas wagen und eine neue Heimstätte für den Fußball bauen? Eine, die den Klub richtig verkörpert! Mithilfe einer künstlichen Intelligenz haben wir – zugegebenermaßen nicht immer ganz realistische – Fußballstadien kreiert, die typische Merkmale der Region oder des Klubs verbinden sollen. Herausgekommen ist dabei alles Denkbare und bisher auch Undenkbares. Arenen, bei denen die Bezeichnung Größenwahn noch untertrieben ist, Schlösser, die spontan zu Tribünen umgebaut werden, und sogar ein Wiesnzelt als Stadion.
Den Start macht die neue Heimstätte des FCA. Das Stadion liegt offenbar mitten in der Stadt, sogar seine Fassade ist an die Augsburger Altstadt angepasst. Das sieht doch schon mal gut aus! Doch was für Figuren zieren denn das Dach und das Spielfeld? Ohne den Auftrag, nach dem die KI das Stadion erstellt hat, wird das wohl nicht klar. Denn: Wir haben dem Programm vorgeschrieben, das Stadion in den Vereinsfarben zu gestalten und mit Merkmalen der Augsburger Puppenkiste zu verbinden. Auf den ersten Blick hat das auch geklappt. Nur genauer sollte auf die Figuren wohl nicht geschaut werden, offenbaren sich darin doch Fratzen aus so manchem Albtraum. Damit könnte das FCA-Stadion künftig unter den Jugendschutz fallen und nur Volljährigen zugänglich sein.
Beim FC Bayern standen typische Münchner Merkmale im Fokus. Das Rathaus sowie das Oktoberfest. Und siehe da: Die KI wurde kreativ und hat kurzerhand das ganze Stadion der Bayern in ein gigantisches Wiesnzelt verwandelt. Mit dem Dach hat das neue Modell sogar etwas Ähnlichkeit mit der Allianz-Arena. Ob die Fans des FCB dann künftig nur noch in Dirndl und Lederhose auf der Bierbank zusehen können, sagt die KI nicht. Immerhin: Der Umsatz bei Kaltgetränken dürfte im neuen Stadion steigen.
Die neue Spielstätte des Karlsruher SC kann sich sehen lassen. Ein episches Stadion, über das das Schloss Karlsruhe wacht. Eingebettet ist das Ganze im Wildpark, nachdem die Arena auch einst benannt wurde. Zwar sieht das Schloss in Wahrheit nicht ganz so spektakulär aus und auch der nebelumwobene Wildpark kommt wohl nicht jeden Tag gar so romantisch daher. Aber das neue Wildparkstadion macht was her, hier würde sich sicherlich der ein oder andere KSC-Fan wohlfühlen.
FC Heidenheim
In Heidenheim ist die KI völlig durchgedreht. Der Auftrag lautete: "Erstelle ein Stadion des FCH und verbinde es mit Elementen des Heidenheimer Schlossbergs." Nun ja. Aus dem Schlossberg wurde kurzerhand eine üppige Stadtvilla, die nach dem Bau wohl kurzfristig noch als Stadion umfunktioniert wurde. Immerhin: Zum Image des unverhofften Fußballzwergs der Bundesliga passt das Stadion von der Kapazität her irgendwie. Eine Frage bleibt jedoch: Wieso lässt FCH-Trainer Frank Schmidt während des Spiels Autos auf dem Feld fahren?
Was ist denn bei den Sechzigern los? Ein großes Stadion, auf dem ein gigantischer Löwe in Blau-Weiß thront und vermutlich verächtlich gen FC Bayern blickt. Im Hintergrund das Alpenvorland. Über die offene Tribüne, die an das Berliner Olympiastadion erinnert und das Logo, das verdächtig an die Bayern erinnert, lässt sich sicherlich streiten. Sollte der TSV aber jemals wieder in Liga eins spielen und das Stadion an der Grünwalder Straße nicht mehr infrage kommen, wäre die neue Löwenarena sicherlich eine Überlegung wert. Besser, als wieder bei den ungeliebten Bayern unterzukommen, ist es allemal.
RB Leipzig
Bei Red Bull Leipzig, äh, RasenBallsport Leipzig hat auch die KI schnell erkannt, wofür der Verein steht. Eine Marke. Obwohl die Stadt Leipzig unglaublich viel Fußballhistorie und Kultur hat, überträgt sich davon, abgesehen von einigen respektierten Fans, nur wenig auf den Bundesligaverein. Entsprechend ist auch das Stadion gestaltet: futuristisch, riesengroß, eher ein Red-Bull-Poster als eine Arena. Ohne den Auftrag dafür hat die KI hier möglicherweise ihre Fußballromantik entdeckt und eigenmächtig das RB-Stadion zur Werbefläche gemacht.
Hamburger SV
Mit dem Volksparkstadion hat der Hamburger SV schon eine ziemlich gute Heimstätte. Einzig die direkte Hafenlage war bisher nur eine Fantasie – bis die KI kam. Containerkräne und Schiffe direkt vor dem Eingang der Arena haben einen ganz eigenen Reiz. Ob die HSV-Fans ihren geliebten Volkspark gegen die Hafenlage eintauschen würden, bleibt wohl zweifelhaft. Falls Geldgeber Klaus-Michael Kühne aber Mal Lust auf was Neues haben sollte, findet er hier zumindest eine gute Inspiration.
Eintracht Frankfurt
Die Fans der Eintracht haben sich im Europapokal in die Herzen ganz Deutschlands gejubelt. Sogar in Europa ist Frankfurt mittlerweile neben seiner Skyline und dem Bankenviertel auch für den Fußball bekannt. Das neue Stadion der künstlichen Intelligenz verbindet die beiden Elemente direkt. Allerdings scheint es ein wenig kleiner zu sein und nicht so viel Platz für Zuschauerinnen und Zuschauer wie im aktuellen Stadion zu bieten. Für die Eintracht-Ultras also wohl keine Option.
FC Schalke 04
Die glorreichen Tage des Kumpel- und Malocherklubs Schalke 04 sind vorbei. Sportlich kämpft der Verein gegen die Bedeutungslosigkeit. Wie Gelsenkirchen und seine Menschen aber nach wie vor den Mythos Schalke leben, ist weiterhin Champions-League-würdig. Passend zum Verein aus Kohle untern Füßen zeigt dieses Stadion die stolze Tradition des Ruhrgebiets. Die Arena auf Schalke ist sogar in den Kohleabbau integriert. Einzig: Die Stickoxid- und Feinstoff-Werte vor Ort könnten es schwierig machen, einen Stadionbesuch zu erlauben. Den S04-Fans dürfte das aber egal sein.
VfL Wolfsburg
Der VfL Wolfsburg ist ein Werksklub, finanziert von Volkswagen. Das spiegelt sich auch im neuen Stadion des Bundesligaklubs wider, das von Autos und VW-Fabriken umzingelt ist. Die Spielstätte hat, gelegen in der Stadt, ihren Charme. Die Größe lässt aber Zweifel aufkommen, ob der Verein genügend Fans begeistern kann, die Tribünen vollzubekommen.
FC St. Pauli
Auf den ersten Blick unterscheidet sich dieser Entwurf gar nicht so sehr vom tatsächlichen Stadion des FC St. Pauli, dem Millerntor im sagenumwobenen Hamburger Kiez St. Pauli. Die Sepia-Optik, der Totenkopf, all das ist für Paulianerinnen und Paulianer nichts Unbekanntes. Ungewohnt dagegen sind die Tribünen vor dem Stadion, die außerdem noch in die falsche Richtung zeigen. Wobei: Auf St. Paulis Straßen gibt es auch abseits des Stadions genug zu sehen, sodass sich eine Tribüne durchaus lohnen dürfte.
Borussia Dortmund
Der BVB im Herzen des Ruhrgebiets. Ähnlich wie die ungeliebten Erzrivalen aus Gelsenkirchen verbindet die KI auch die Dortmunder mit der Geschichte der Region. Der Tagebau macht auch vor dem Fußball nicht halt, das Arenadach wird kurzerhand für die Produktion genutzt. Das scheint gut anzukommen, schließlich treiben sich auf dem Bild auch außerhalb des Großbaus abertausende BVB-Fans umher. Ob die legendäre gelbe Wand im neuen Stadion noch vorgesehen ist, lässt das Computerprogramm offen.
Bayer 04 Leverkusen
Bei Bayer 04 Leverkusen dreht die KI die Vorzeichen völlig um. Vermutlich den jüngsten sportlichen Erfolgen geschuldet, bekommt Bayer künftig ein Doppelstadion, um die Unmengen an neuen Fans überhaupt unterzubekommen. Wo die Leverkusener bisher Schwierigkeiten hatten, ihre Spielstätte vollzukriegen, wird in der neuen Arena einfach eine zweite Tribüne um die schon bestehende dazu gebaut. So können zur Meisterfeier im Mai dann auch geschätzte 500.000 Bayer-Fans das Spektakel bestaunen.
1. FC Köln
"Mer lasse de Dom en Kölle!" An dieses Urgesetz scheint auch die KI gebunden zu sein, obwohl das Gebäude eher an den Dom erinnert, als ihn ganz realitätsgetreu darzustellen. Auch wenn sie sich noch so tollkühne Ideen einfallen lässt – die Fans des 1. FC Köln von ihrem Dom-Stolz zu trennen, fällt der künstlichen Intelligenz nicht ein. Vermutlich handelt es sich dabei um einen programmierten Selbstschutz. Andernfalls dürften binnen weniger Stunden Tausende wütende Effzeh-Fans vor der Unternehmenszentrale für Unruhe sorgen. Deshalb lieber ein schönes Stadion mit Rheinblick für Köln.
Union Berlin
Hier ist wohl ein bisschen was durcheinander gekommen. Union Berlins Stadion hat plötzlich erschreckende Ähnlichkeit mit dem Stadion vom Stadtrivalen Hertha! Dieser Entwurf dürfte bei Anhängerinnen und Anhängern nicht unbedingt für Vorfreude auf ein neues Stadion sorgen. Schließlich bestreiten die Unioner in dieser Saison ihre Champions-League-Spiele bereits in Westberlin, was vielen eingefleischten Köpenickerinnen und Köpenickern nicht gefällt.
Dynamo Dresden
Dynamo ist ein stolzer Verein, Dresden eine schöne Stadt. Beides wurde in diesem Entwurf miteinander verbunden. Das Ergebnis ist erstaunlich gut. Die Tribünen sehen angemessen für die Größe des Vereins aus, die Fassade spiegelt die Dresdner Altstadt toll wider. Ob die DFL einem gelben Fußballfeld zustimmt, scheint aber zumindest zweifelhaft.
Hertha BSC
Hertha steht bei vielen symptomatisch für Westberlin und die besser Betuchten. Das neue Stadion dagegen ist schlicht, direkt neben dem Berliner Dom und gut in die Stadt integriert. Im Hintergrund befindet sich der Fernsehturm. Und im Hintergrund davon? Gleich ein weiterer Fernsehturm! Dit is anscheinend Berlin.
VfB Stuttgart
Ein weiterer Fernsehturm in Stadionnähe befindet sich beim VfB Stuttgart. Den Auftrag, das Stadion mit dem Cannstatter Wasen zu verbinden, hat die KI getrost ignoriert. Stattdessen liegt die Spielstätte nun neben Bahngleisen und am Neckar. Alles in allem ein durchaus ansehnliches Stadion.
FC Füssen
Um welchen Verein handelt es sich denn hier, der direkt am Fuße des Schloss Neuschwanstein spielt? Der FC Füssen kickt in der Kreisliga Allgäu Süd und ist der Heimatverein des Autors dieses Artikels. Aus reiner Neugierde sollte die KI auch zu einem verhältnismäßig wenig bekannten Verein ein für die Region typisches Stadion erstellen. Dem Programm fiel dann wohl als Erstes Neuschwanstein und der Lech ein. Mit so einer Lage würde der FCF den Weidachpark (Name des Stadions) vielleicht sogar einmal vollbekommen.