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Fußball-WM 2018: In Augsburg drückt Südkoreanerin Mun ihrer Mannschaft die Daumen

Fußball-WM 2018

In Augsburg drückt Südkoreanerin Mun ihrer Mannschaft die Daumen

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    Fiebert mit ihrem Heimatland: die Südkoreanerin Soyong Mun.
    Fiebert mit ihrem Heimatland: die Südkoreanerin Soyong Mun. Foto: Johannes Graf

    Wenn die WM-Begegnung zwischen Deutschland und Südkorea angepfiffen wird, wird Soyong Mun vor dem Fernseher sitzen und ihrer Nationalmannschaft die Daumen drücken. Sie wünscht den Südkoreanern den Sieg, hat Hoffnung. Sie weiß aber auch, dass Deutschland klarer Favorit im abschließenden Gruppenspiel ist (16 Uhr/ZDF). Seit rund sieben Jahren lebt die Asiatin in Deutschland, Lebensmittelpunkt ist ihr eigenes Restaurant, das "Seoul Kitchen", mitten in Augsburg gelegen. "Ich bin immer in meinem Lokal, immer in Bereitschaft", sagt Mun und lächelt.

    Die Südkoreanerin will in ihrem Restaurant auch einmal Landsmann Koo bekochen

    Allgemein lächelt die dunkelhaarige, schmächtige Frau viel. Manchmal auch aus Verlegenheit, weil ihr ein bestimmtes deutsches Wort entfallen ist. Denn die Sprache, wirft Mun ein, stelle sie weiterhin vor Probleme. "Sie ist für mich unglaublich schwer", begründet Mun. Gelernt hat sie diese trotzdem, und das in kurzer Zeit. Dass Asiaten fleißig sind, ist nicht nur ein Klischee, Mun verkörpert es. Über zehn Stunden verbringt sie täglich in ihrem Restaurant. Einen bestimmten Gast vermisst sie dort allerdings bisher: Landsmann Ja-Cheol Koo, der beim Fußball-Bundesligisten FC Augsburg unter Vertrag steht. Leider sei er bisher noch nicht da gewesen, berichtet Mun. Koo bevorzugt in Augsburg das japanische Restaurant "Manyo", an trainingsfreien Tagen sucht der Profi zudem häufiger in München ein bestimmtes Restaurant auf.

    Fleisch, Fisch, reichlich Gemüse, viel Reis. Auch wenn Koo seit knapp sieben Jahren als Fußballprofi in Deutschland lebt, die Sprache spricht und europäisches Leben kennt, asiatisches Essen ist dem Spieler des FC Augsburg lieber. Womöglich ruft es Heimatgefühle bei Koo hervor.

    Soyong Mun kann das verstehen. Auch die 43-Jährige hält engen Kontakt nach Südkorea, schickt Nachrichten oder telefoniert mit Verwandten. Der Weg zu ihrer Cousine Sumy Büchner ist hingegen kurz, sie arbeitet als Fachärztin für Herzchirurgie am Zentralklinikum. Ihre Cousine ist ein Grund, warum Mun in Deutschland Wurzeln geschlagen hat. Büchner bestärkte Mun, hierzubleiben, nachdem ihr Mann verstorben war.

    Der Sport hilft bei der Annäherung zwischen Süd- und Nordkorea

    Mun ist in Seoul geboren und aufgewachsen, in der Hauptstadt hat sie den Ingenieur kennen und lieben gelernt, mit ihm zog sie 2011 nach Stuttgart. Ein halbes Jahr später war sie allein. Eine "sehr schwierige Zeit" sei das gewesen, mehr will Mun dazu nicht sagen. Letztlich hat sie sich dafür entschieden, in Deutschland zu bleiben. "Ich wollte die erste Besitzerin eines koreanischen Restaurants in Augsburg sein", sagt sie. Vor ein paar Monaten war es soweit, seitdem gehört ihr ganz offiziell das "Seoul Kitchen". Spricht Mun über ihr Lokal, hellt sich ihre Miene ebenso auf, wie wenn sie auf die politischen Vorgänge in ihrer Heimat blickt. Nach Jahren des Stillstands nähern sich die verfeindeten Länder aus dem Süden und Norden der Halbinsel an. Mun hofft, dass sich das Verhältnis weiter entspannt und man sich versöhnt.

    Teils hilft dabei der Sport. Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Pyeongchang liefen die Athleten aus Süd- und Nordkorea gemeinsam ins Stadion ein. Dieser Tage bewegen nicht die Winterspiele die Menschen, vielmehr fiebern Millionen mit ihren Fußballern. Soyong Mun ist keine Anhängerin einer Klubmannschaft, begeistert sich aber für die Nationalmannschaft. Nach den Niederlagen gegen Schweden und Mexiko hat Mun mit den Fußballern gelitten.

    Wie die 43-Jährige halten es inzwischen etliche Südkoreaner. Seit der WM 2002 in Südkorea und Japan sei die Begeisterung in ihrer Heimat groß, berichtet Mun. Damals stand Südkorea im Halbfinale und unterlag Deutschland knapp 0:1. Mun erlebte diese Euphorie hautnah vor Ort mit, am Mittwoch sitzt sie in Augsburg vor dem Fernseher.

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