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Wie es Real Madrid ins Champions-League-Finale geschafft hat

Champions League

Wie der Wahnsinn von Madrid möglich wurde

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    Karim Benzema brachte durch seinen verwandelten Strafstoß Real Madrid  ins Finale der Champions League.
    Karim Benzema brachte durch seinen verwandelten Strafstoß Real Madrid ins Finale der Champions League. Foto: Bernat Armangue, dpa

    Irgendwann an diesem Abend war alles ein wenig durcheinandergeraten. Es muss so gegen halb elf gewesen sein, als das Chaos einmal mehr einzog in dieses wunderbare Stadion. Als Real Madrid ein weiteres Mal den Anschein erweckte, sich nun endgültig aus dieser Champions-League-Saison zu verabschieden. Als viele Fans die Arena bereits verließen, weil sie nicht an ein weiteres Wunder glauben wollten und sich lieber einen gemütlichen Platz in der noch weitgehend leeren U-Bahn suchten.

    Eine 3:4-Hinspielniederlage sowie ein 0:1-Rückstand hatten eigentlich nur noch den Schluss zugelassen, dass sich zwei englische Teams am 28. Mai in Paris um den Titel in der Königsklasse duellieren werden. Der FC Liverpool hatte bereits seine Teilnahme klargemacht, Manchester City war kurz davor. Dann das.

    Doppelschlag von Rodrygo zu einer Spielzeit, in der viele Teams ihre Aktivitäten bereits einstellen. Real Madrid aber hat es zur Perfektion getrieben, sich in schier aussichtslosen Situationen noch zu befreien. Zwei Tore in der Nachspielzeit also, später in der Verlängerung ein verwandelter Strafstoß von Karim Benzema, schon war Real Madrid Finalteilnehmer. Als magisch mag dieses erneute Aufbäumen bezeichnet werden, als überraschend. Irgendwie aber hat all dieses Chaos System.

    Wie Toni Kroos zum Co-Trainer wurde

    Zu den Eigentümlichkeiten dieses Abends gehörte, dass Toni Kroos in der Verlängerung plötzlich zu einem wichtigen Ratgeber wurde. Zum Co-Trainer von Carlo Ancelotti. Der Italiener ist zwar schon 62 Jahre alt, was bei manchem Zeitgenossen dazu führt, sich Ratschlägen gegenüber verschlossen zu zeigen. Wer soll einem solchen Haudegen schon noch etwas sagen können? Ancelotti ist da anders, wie Kroos hinterher erklärte. „Er ist einfach so. Dass er nicht sagt: ,Ich mache das‘, wenn er leichte Zweifel hat, dass er uns da mit reinholt“, sagte Reals Mittelfeldspieler, dessen eigentliche Arbeitszeit bereits in Minute 68 geendet hatte.

    „Der Trainer hatte selbst ein paar Zweifel, wen er noch bringt und wen nicht. Wir selbst haben auch alle ein paar Fußballspiele gesehen. Dann kann man sich ein bisschen austauschen“, sagte Kroos noch, was zugleich eine schlüssige Erklärung für Madrids Widerstandskraft gegen alle möglichen Unwägbarkeiten war. Der Teamzusammenhalt ist ein entscheidender Faktor, was bei einer Ansammlung so vieler Top-Spieler nicht gewöhnlich ist. Ancelotti aber hat es hinbekommen, dass ein gemeinsamer Geist durch Reals Kabine schwebt. „Das beschreibt ihn richtig gut, und warum es auch mit der Mannschaft immer gut funktioniert. Es ist überragend“, sagte Kroos.

    Ancelotti ist etwas gelungen, was kein Trainer vor ihm geschafft hat: Der Italiener hat in allen fünf europäischen Top-Ligen den Meistertitel gewonnen, der spanische hatte ihm noch bis zum vergangenen Wochenende gefehlt. Ein Verdienst, das natürlich immer eng im Zusammenhang mit den Arbeitsplätzen steht. In der Bundesliga ist ein Titelgewinn mit den Münchner Bayern wesentlich leichter zu erreichen als etwa mit dem FC Augsburg.

    Also profitiert Ancelotti immer auch von der Wahl seines Arbeitgebers. Das kann er aber auch nur wegen seines unbestrittenen Könnens. Wenngleich seine Amtszeit in München nur eine kurze Haltbarkeitsdauer hatte. Die Saison 2016/17, immerhin mit dem Meistertitel gekrönt, und ein paar Spieltage der darauffolgenden Runde noch – dann war es schon vorbei zwischen Carlo Ancelotti und den Münchnern.

    Pep Guardiola braucht weiterhin Geduld

    In Madrid scheint es ein wenig besser zu funktionieren. Wenngleich irgendwann die Comeback-Fähigkeiten Reals ein Ende finden werden. Schon drei Mal in dieser Champions-League-Saison haben sie sich zurückgekämpft. Im Achtelfinale ging das Hinspiel bei Paris Saint-Germain mit 0:1 verloren. Das Rückspiel begann mit einem Rückstand und endete mit einem 3:1-Sieg. Im Viertelfinale setzte sich Real im Hinspiel beim FC Chelsea mit 3:1 durch, nur um im Rückspiel 15 Minuten vor Schluss 0:3 zurückzuliegen. Aber auch das bremste Madrid nicht, nach Verlängerung hieß es 2:3. Und nun der Coup gegen Manchester.

    Pep Guardiola muss in der neuen Saison also einen weiteren Versuch starten, die Champions League mit City zu gewinnen. Und Reals Fans wissen spätestens seit Mittwoch, dass sie das Stadion nie zu früh verlassen sollten. Als sie auf dem Heimweg mitbekamen, was sich abspielte, wollten sie zurück in die Arena. Das aber durften sie nicht mehr.

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