Sport hat viel mit Automatismen zu tun. Murmeltierartig täglich das Gleiche zu wiederholen, darauf beruhen Trainingsinhalte. Wer Bewegungsprozesse verinnerlicht, ruft im Wettkampf Muster ab und erhöht so seine Erfolgsaussichten. Ergibt also durchaus Sinn, dass der Klippenspringer ein wenig übt, ehe er sich aus knapp 40 Metern Höhe in Acapulco vom Felsen stürzt. Im Champions-League-Finale zwischen Dortmund und Madrid, das die Borussia unglücklich 0:2 verlor, zeigten die kickenden Millionäre auf dem Rasen ebenso das Ergebnis stetigen Übens mit dem Ball. Hochleistungssport ähnelte allerdings zugleich der Auftritt von Uefa-Präsident Aleksander Ceferin. Konzentriert und konsequent setzte er seinen Matchplan um.
Uefa-Präsident Aleksander Ceferin hängt nach dem Champions-League-Finale Medaillen in Rekordtempo um den Hals
Schiedsrichtern, Spielern und Trainern eine Medaille um den Hals zu hängen, traut sich wohl jeder zu. Was allerdings Ceferin vorführte, war Fließbandarbeit in Perfektion. Linke Hand Medaille greifen, rechte Hand den Geehrten positionieren, linke Hand Medaille zum Kopf führen, rechte Hand Schlaufe um den Hals legen – ratzfatz fertig. Und das alles in weltrekordverdächtig wenigen Sekunden. Dahinter muss edelmetallhartes Work-out stecken. Täglich lässt Ceferin das Personal am Uefa-Sitz in Nyon antanzen, Putzfrauen, Chauffeure und Greenkeeper bestückt er stakkatogleich mit Blechplaketten. Zuvor hat Ceferin im Hand-Greif-Arm-Streck-Beuge-Fitnessgerät seine Muskeln trainiert, danach knetet ein Masseur den beanspruchten Uefa-Boss durch.
Weil neben der Champions League noch Medaillen in der Europa League, Conference League und internationalen Frauen-Wettbewerben überreicht werden, wird Medaillenvergabe zum Fulltime-Job. Und die Arbeit hört einfach nicht auf. Jetzt kommt die EM. Mögen sich die Nationalspieler noch aufs Turnier vorbereiten, Fließbandarbeiter Ceferin hat Automatismen längst verinnerlicht.