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Kommentar: Nagelsmann muss pragmatischer denken und handeln

Kommentar

Nagelsmann muss pragmatischer denken und handeln

Johannes Graf
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    Bundestrainer Julian Nagelsmann (links) klatscht Joshua Kimmich nach der Pleite in Wien ab.
    Bundestrainer Julian Nagelsmann (links) klatscht Joshua Kimmich nach der Pleite in Wien ab. Foto: Tim Groothuis, witters

    Das Schlimmste an diesem Abend in Wien war womöglich das Mitleid, das man mit den Nationalspielern haben musste. Zeugt es doch davon, dass der Glaube verloren gegangen ist, diese Mannschaft könne bei der Heim-EM noch irgendetwas Erbauliches zustande bringen. Viermal hat eine deutsche Nationalmannschaft den Weltmeistertitel gewonnen, geblieben ist vom einstigen Aushängeschild der Nation ein schwarz-weißes Häufchen Elend. 

    Doch genau das möchte Bundestrainer Julian Nagelsmann verhindern. Man müsse "raus aus der Opferrolle", betonte er nach der Blamage an traditionsreicher Spielstätte. Er selbst hat und hatte es in vier Testspielen in der Hand, eine schlagkräftige Mannschaft zu formen und die Vorfreude auf die EM im eigenen Land zu wecken. Um diese zu erzeugen, muss er jedoch handeln. Konsequent und unangenehm. 

    Was hilft es, wenn sich Trainer und Spieler untereinander bestens verstehen, aber auf dem Platz versagen? In den Tests gegen die Türkei und Österreich hat der DFB-Trainer wertvolle Zeit verloren, die er hätte nutzen müssen. Wie er selbst am Dienstag unter den Eindrücken der Demütigung durch den Nachbarn gestand, muss er bis zu den nächsten Länderspielen im März Anpassungen vornehmen. Um eine Mannschaft für ein Turnier zu rüsten, bedarf es keiner taktischen Überforderung, sondern Struktur, Kompaktheit und Mentalität. Warum hielt Nagelsmann stur an Kai Havertz als Linksverteidiger fest? Warum bot er erneut Julian Brandt auf, das krasse Gegenteil eines Mentalitätsmonsters? 

    Die Nationalmannschaft braucht pragmatische Lösungen und "deutsche Tugenden"

    Nagelsmann klagte zwischen den Zeilen, dass ihm keine guten Verteidiger zur Verfügung stünden. Betonte zugleich, dass die Stärke der Mannschaft das Offensivspiel sei. Allerdings hat er, sonst niemand, den Kader zusammengestellt. Allein zwei Maßnahmen hätten mehr Stabilität bewirkt: Pascal Groß im defensiven Mittelfeld als Abräumer und Joshua Kimmich auf der Position des Rechtsverteidigers. Ob das Kimmich, der sich selbst in einer zentralen Führungsrolle verortet, nun gefällt oder nicht, darf die Überlegungen Nagelsmanns nicht beeinflussen. Im zentralen Mittelfeld bliebe so Platz für Ilkay Gündogan und Leon Goretzka. Und kurz zur Erinnerung: Mit dem gelernten Innenverteidiger Benedikt Höwedes als Linksverteidiger ist Deutschland 2014 Weltmeister geworden. 

    Pragmatische Lösungen sind gefordert, um der Mannschaft den Weg zurück zu einer Turniermannschaft zu ebnen. Wenn DFB-Sportdirektor Rudi Völler deutsche Tugenden wie Kampf und Leidenschaft einfordert, klingt das floskelhaft, trifft aber den Kern. Wer diese Anforderungen auf dem Platz erfüllt, obliegt den Entscheidungen Nagelsmanns. 

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