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Fußball: Wie die deutsche U21 die Tugenden vom Speicher der Geschichte holte

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Wie die deutsche U21 die Tugenden vom Speicher der Geschichte holte

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    Deutscher Abräumer: Arne Maier trennt Daniel Braganca vom Ball.
    Deutscher Abräumer: Arne Maier trennt Daniel Braganca vom Ball. Foto: Damjan Zibert, Getty Images

    Wer bestimmte Landsleute mit bestimmten Charaktereigenschaften verbindet, läuft oft in die Falle. Stereotype sind das, nichts weiter als Vorurteile. Niemand wird mehr Italiener des laxen Umgangs mit Regeln zichtigen, der einen adrianischen Blitzer zum Auslösen zwang. Wo bitte ist der berühmte britische Humor, wenn der Wirt im Pub die letzte Runde einläutet? Stattdessen macht sich die Deutsche Bahn Zug um Zug über die zugeschriebene deutsche Pünktlichkeit lustig.

    Alles Humbug also. Oder auch nicht. Mal wieder dient der Sport als Lehrbeispiel. Gilt der teutonische Athlet als trainingsfleißig, wird ihm nur selten ein Übermaß an Talent bescheinigt. Stattdessen ärgerten über Generationen hinweg die deutschen Sportlerinnen und Sportler die viel begabtere Konkurrenz durch Fähigkeiten, die als "deutsche Tugenden" Einzug in Sportlexika hielten.

    Lukas Podolski (r) und Bastian Schweinsteiger jubeln mit dem Pokal nach dem WM-Finale 2014.
    Lukas Podolski (r) und Bastian Schweinsteiger jubeln mit dem Pokal nach dem WM-Finale 2014. Foto: Andreas Gebert (dpa)

    Özil leichtfüßelte, Poldi und Schweini waren locker

    Kampf, Wille, Widerstandsfähigkeit. Eingemottet mit der alten BRD, auf dem Speicher der Geschichte gleich neben dem Eichenfurnier-Einbauschrank und Wetten, dass …? Machte sich ja auch international viel besser, wenn Özil durch die Abwehrreihen leichtfüßelte oder Poldi und Schweini die neue deutsche Lockerheit repräsentierten. Locker und leichtfüßig ist nun aber nicht mehr und plötzlich entdecken die Zuschauer wieder Gefallen an allem, was nach schwerer Arbeit aussieht.

    Auf dem Eis gibt es zahlreiche Mannschaften, die behänder mit dem Puck umgehen, keine aber warf sich derart euphorisch Schlagschüssen entgegen wie das deutsche Team. Dass die blauen Flecken nicht mit einer Medaille belohnt wurden, mag letztlich an talentierteren Gegnern gelegen haben – die Fans aber erfreuten sich an dem so willensstarken WM-Vierten.

    Ähnlich erging es dem deutschen Fußball-Nachwuchs. Mögen Spanier oder Portugiesen dem Ball allerlei Kunstvolles entlocken, am Sonntagabend freute sich die germanische U21 über den Sieg bei der Europameisterschaft, weil sie im Zweifelsfall eine beherzte Grätsche dem Übersteiger vorzog. Kommt eben alles wieder. Röhrenjeans, deutliche Wahlsiege der CDU, erfolgreiche Nationalteams. Die Deutschen sind einfach ein berechenbares Volk.

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