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Kommentar: Koch vs. Keller? Keiner! Der DFB braucht mehr als einen neuen Präsidenten

Kommentar

Koch vs. Keller? Keiner! Der DFB braucht mehr als einen neuen Präsidenten

Tilmann Mehl
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    Rainer Koch (links) und DFB-Präsident Fritz Keller stehen sich unversöhnlich gegenüber
    Rainer Koch (links) und DFB-Präsident Fritz Keller stehen sich unversöhnlich gegenüber Foto: Federico Gambarini, dpa

    Fritz Keller hat sich als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes unmöglich gemacht. Er repräsentiert einen Verband mit über sieben Millionen Mitgliedern. Der Präsident des DFB wird nicht an Titeln gemessen, er braucht kein hervorragender Fußballer gewesen zu sein. Seine herausragende Aufgabe ist es, mit Würde dem Verband vorzustehen. Das kann Keller nicht mehr, nachdem er seinen Kontrahenten Rainer Koch mit dem Nazi-Richter Roland Freisler verglich. Es war eine ungeheuerliche verbale Entgleisung Kellers – schließlich schickte Freisler tausende Menschen in den Tod. Wer sich derart enthemmt äußert, kann nicht mehr stellvertretend für sieben Millionen Menschen auftreten.

    Dabei vereinte Keller viele Fähigkeiten in sich, die dem DFB auf dem Weg aus der gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit gut zu Gesicht hätten stehen können.

    Fritz Keller schien der optimale DFB-Präsident zu sein

    Charismatisch, moralisch integer und gut vernetzt schien er die optimale Wahl nach den bleiernen Jahren unter Reinhard Grindel gewesen zu sein. Der biedere Ex-Politiker traute sich weder, den Unrat des Sommermärchens fachgerecht zu entsorgen, noch war er gewillt, einem immer heterogener werdenden Verband eine Form zu geben, in der sich jeder und jede wiederfinden konnte. Keller hingegen packte an.

    Rainer Koch wurde von DFB-Präsident Fritz Keller massiv beleidigt.
    Rainer Koch wurde von DFB-Präsident Fritz Keller massiv beleidigt. Foto: Andreas Gora, dpa

    Einigen Verbandsvertretern ging das nach den bürokratisch verwalteten Jahren zu energisch. Doch der DFB-Präsident hätte die Energie gehabt, Gräben zu überwinden und gänzlich unliebsames Personal auszutauschen. Zudem hatte er das hehre Ziel, ein Präsident aller Mitglieder zu sein. Frauen und Männer, Kinder und Erwachsene, Deutsche und Ausländer – Keller wollte einen. Dass er es nicht geschafft hat, liegt an der Beleidigung, mit der er Koch überzogen hat.

    Rainer Koch scheint der Gewinner zu sein - vorerst

    Der Vizepräsident geht somit vorerst als Sieger aus dem Machtkampf hervor. Sein Widersacher Keller ist erledigt. Doch Koch wird es schwer haben, daraus Profit zu schlagen.

    Er steht für den alten DFB. Einen unbeweglichen Verband ohne Vision und Weiterentwicklung seines gesellschaftlichen Auftrags. Als Vertreter der Amateure war er während der Corona-Krise nicht zu hören. Wo Kinder und Breitensportler einen starken Fürsprecher gebraucht hätten, versagte Koch. Der Mann der Amateure zog in ein Gremium der Uefa ein und nickte die Erweiterung der Champions League und somit einen weiteren finanziellen Exzess ab.

    An der Spitze des DFB fehlt es an Gespür. Keller ließ sich von seinem aufbrausenden Naturell in die Sackgasse treiben, Koch ist der Inbegriff eines Bündnisse schmiedenden Funktionärs. So lässt sich kein Sieben-Millionen-Mitglieder-Verband im 21. Jahrhundert führen. Es braucht eine Idee von bunter Gesellschaft, und diese Idee muss mit Leben gefüllt werden. Diese Idee muss die Verbandsspitze glaubhaft repräsentieren. Sie muss die Nationalspieler davon überzeugen, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Keller kann das nicht mehr, und Koch wird es nie können.

    Der DFB benötigt ein moderneres Erscheinungsbild

    Der Verband in seiner föderalen Struktur profitiert von den gleichen Vorteilen wie die Bundespolitik – und hat ebenso mit den Problemen des Konstrukts zu kämpfen. Es wird immer wieder Konflikte geben, einige Zwistigkeiten werden nicht zu beseitigen sein. Das wird sich auch nicht ändern, wenn Keller nicht mehr im Amt ist. Damit der künftige Präsident aber unvoreingenommen wirken kann, ist auch ein Rückzug Kochs notwendig. Ansonsten macht sich der neue Mann – oder die neue Frau – sofort verdächtig, auf alte Seilschaften angewiesen zu sein. Ein in die Zukunft gewandtes Auftreten ist so nicht möglich.

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