Beim späten Abendessen im Teamhotel sahen Stefan Kuntz und seine U21 vor dem Fernseher, dass die Stars von Joachim Löw zum Neustart nicht so erfolgreich waren wie der der deutsche Fußball-Nachwuchs selbst.
Der späte Gegentreffer für Timo Werner & Co. beim 1:1 gegen Spanien gefiel den jungen DFB-Kickern nicht, das eigene 4:1 gegen Moldau lieferte trotz Freude und reichlich Torjubel auch Ansatzpunkte für eine kritische Analyse. Im Spitzenspiel um den Gruppensieg droht ohne eine Steigerung in Belgien ein Rückschlag im Kampf um das EM-Ticket. "Das ist wie ein Pokalspiel, hopp oder top", sagte Kuntz.
Der 57-Jährige zeigte sich nach dem ersten Länderspiel seit fast zehn Monaten "insgesamt sehr zufrieden". Aber der Europameister von 1996 mahnte auch eine Steigerung für den Quali-Gipfel am Dienstag (16.00 Uhr/ProSieben Maxx) an. "Ich könnte jetzt relativ hart sagen, dass das in der Verfassung gegen Belgien nicht reichen wird", sagte Kuntz, "aber ich würde genauso nachschieben, dass wenn wir die Erfahrung von heute mitnehmen, dann glaube ich, dass wir dieses Spiel sehr gut nutzen können, um auch für Belgien bereit zu sein."
Der Sieg in Wiesbaden gegen das limitierte Schlusslicht durch Tore von Mergim Berisha (10. Minute), Lukas Nmecha (62./Foulelfmeter), Nico Schlotterbeck (74.) und Florian Krüger (79.) brachte schonmal die im November beim 2:3 gegen Belgien verlorene Tabellenspitze zurück. "So lange wir alles in der eigenen Hand haben, ist das eine gute Ausgangsposition", stellte Kuntz fest.
Die neun Gruppensieger und der beste Zweite qualifizieren sich direkt für die zweigeteilte EM-Endrunde im kommenden Jahr in Ungarn und Slowenien. Die restlichen Gruppenzweiten kämpfen in Playoffs um die Teilnahme. Nach vier von acht Spieltagen führt Deutschland mit neun Zählern vor Belgien (7) und Wales (6).
"Wir haben ein Spiel verloren, aber wenn man ein Spiel verliert, ist das nicht so schlimm", sagte Kapitän Arne Maier mit Blick auf die Belgien-Niederlage. Der als Kapitän umsichtig agierende Hertha-Profi war erstmals seit der EM 2019 wieder dabei, gleich fünf Kollegen gaben ihr Debüt. Krüger glückte dabei das Kunststück, mit dem ersten Ballkontakt in der U21 gleich ein Tor zu erzielen. "Eine super Sache", sagte der Stürmer von Erzgebirge Aue. Nmecha (RSC Anderlecht) beendete eine Lange Tor-Durststrecke, Berisha (RB Salzburg) traf erstmals für das Kuntz-Team.
"Wir haben neue Spieler ausprobiert. Schön, dass die Stürmer getroffen haben", sagte der frühere Nationalmannschafts-Angreifer Kuntz. Für die Kraftprobe am Dienstag in Löwen gelte es allerdings, weniger Fehlpässe zu spielen, Lücken in der Defensive zu schließen und in der Offensive mehr Konsequenz an den Tag zu legen.
"Dieser ganze Mix führt dazu, dass wir sehr gut gewappnet gegen Belgien spielen", versicherte Kuntz. Er nahm von seiner Geisterspiel-Premiere eine persönliche Lehre mit: "Ich denke, dass ich beim Fluchen in Zukunft ein bisschen vorsichtiger sein muss."
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