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Champions League: Lyon als große Überraschung der Königsklasse

Champions League

Lyon als große Überraschung der Königsklasse

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    Der Präsident von Olympique Lyon, Jean-Michel Aulas, war vor dem Finalturnier pessimistisch.
    Der Präsident von Olympique Lyon, Jean-Michel Aulas, war vor dem Finalturnier pessimistisch. Foto: Yoan Valat/EPA/dpa

    Eigentlich hätte sich Olympique Lyon das Finalturnier der Champions League sparen können. Das war jedenfalls die Meinung des allmächtigen Clubchefs Jean-Michel Aulas.

    Sein Team und auch das von Meister Paris Saint-Germain würden "massakriert". Das sei unvermeidlich, hatte Aulas prophezeit, nachdem die Saison in der französischen Ligue 1 wegen der Coronavirus-Pandemie abgebrochen worden war.

    Doch das Massaker ist ausgeblieben. Stattdessen gehört Lyon plötzlich zu den besten vier Teams Europas und ist die große Überraschung des Königsklasse. Erst mussten Superstar Ronaldo und Juventus Turin im Achtelfinale dran glauben, dann wurde Pep Guardiola mit seinem Starensemble zurück nach England geschickt.

    Und nun die Bayern? Trainer Rudi Garcia hat große Lust auf eine weitere Sensation am Mittwoch (21.00 Uhr/Sky und DAZN). "Der Appetit kommt mit dem Essen. Unser Selbstvertrauen ist gewachsen", sagt der Coach, bleibt aber bescheiden: "Wir sind die Außenseiter gegen die Bayern. Jetzt ist ein weiteres Kunststück nötig."

    So richtig erklären können sie sich in Lyon den plötzlichen Höhenflug selbst nicht. Als die Saison abgebrochen wurde, lag OL auf dem siebten Platz nach einem "schrecklichen Jahr", wie Aulas einräumte. Damit schien besiegelt, dass der einstige Serienmeister erstmals seit 1996 international nicht vertreten ist.

    Aulas kämpfte gegen den Saisonabbruch an, bemühte die Gerichte, brachte verrückte Ideen zur Fortsetzung der Spielzeit hervor - und erntete neben juristischen Pleiten viel Kopfschütteln in einem Land, das zu dieser Zeit andere Probleme hatte als eine Meisterschaft, die sportlich eh schon entschieden war.

    "Die Spieler haben auf diese Ungerechtigkeit reagiert", sagt Aulas und beschwört den Zusammenhalt. Leidenschaftlich haben sie gegen Juve und Man City verteidigt. Dazu verfügt das Team über den ein oder anderen Schlüsselspieler wie Holland-Star Memphis Depay, der nach einem Kreuzbandriss wieder zu alter Form gefunden hat, oder Flügelmann Maxwel Cornet. Und auch die taktischen Entscheidungen von Garcia griffen. So brachte gegen Manchester die Einwechslung von Moussa Dembelé mit zwei Toren den Sieg.

    Coach Garcia hatte von Beginn an einen schweren Stand in Lyon. Schon bei seinem Amtsantritt im Oktober 2019 war er von den eigenen Fans angefeindet worden. Schließlich hatte Garcia zuvor den großen Rivalen Olympique Marseille trainiert - und das mit mäßigem Erfolg. Seine Bilanz in Lyon bis zum Saisonabbruch (9 Siege in 18 Ligaspielen) trug auch nicht gerade zur Beruhigung des eigenen Anhangs bei. "Er macht zuerst seine Arbeit und ist kein Kommunikator, der die Anerkennung sucht. Ich fühle mich bestätigt in meiner Entscheidung und freue mich für ihn", sagt Aulas.

    Und so kommt der 71 Jahre alte Präsident, der bereits seit 1987 an der Spitze des Vereins steht, in den seltenen Genuss eines Halbfinals in der Königsklasse. Das gelang bisher nur 2010, als die Bayern unter Louis van Gaal Endstation waren. Die Münchner sind ohnehin nicht gerade der Lieblingsgegner der Südfranzosen, gab es doch in acht Spielen nur zwei Siege. Einer davon, das 3:0 im Jahr 2001, veranlasste aber den damaligen Bayern-Präsidenten Franz Beckenbauer zu einer legendären Wutrede ("Altherrenfußball" und "Uwe-Seeler-Traditions-Mannschaft"). Wenige Monate später gewannen die Münchner die Champions League.

    © dpa-infocom, dpa:200818-99-209621/3 (dpa)

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