Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten
International
Icon Pfeil nach unten

Fußball in China: Chinas Super League ist ein Kicker-Millionenspiel

Fußball in China

Chinas Super League ist ein Kicker-Millionenspiel

    • |
    Carlos Tevez stürmt künftig für Shanghai Shenhua.
    Carlos Tevez stürmt künftig für Shanghai Shenhua. Foto: David Fernandez (dpa)
    Das Geld lockt Ezequiel Ivan Lavezzi nach China.
    Das Geld lockt Ezequiel Ivan Lavezzi nach China. Foto: Yoan Valat (dpa)

    Was verschlägt einen Fußball-Star wie den Argentinier Ezequiel Ivan Lavezzi in die ostchinesische Küstenstadt Qinghuangdao? Die Schwerindustrie sowie der größte Kohle-Hafen des Landes machen die Stadt nicht gerade zu einem Luftkurort. Immer wieder erreicht der offizielle Smog-Index ungesunde Werte. Auch der Startpunkt der Chinesischen Mauer, der in der Nähe besichtigt werden kann, oder gebratene Garnelen, für die

    Aber vielleicht das schwindelerregende Gehalt, das sein Verein Hebei Fortune dem 31-Jährigen seit seinem Wechsel von Paris Saint-Germain angeblich zahlt. Laut Medienberichten, zu denen sich Hebei Fortune nicht äußern will, verdient Lavezzi jetzt in China pro Woche 578.000 Euro, 150.000 Euro mehr als das kolportiere Salär von Cristiano Ronaldo. Damit wäre der Argentinier - 2014 Final-Verlierer gegen die deutschen Weltmeister - der bestbezahlte Spieler der Welt. 

    Und Lavezzi ist in guter Gesellschaft. Mehr als vier Milliarden Yuan (540 Millionen Euro) zahlten chinesische Clubs in diesem Jahr für 95 ausländische Spieler, wie Chinas Volkszeitung berichtet. Neue, lukrative Fernsehverträge sowie zahlungskräftige Konzerne als Sponsoren sorgen dafür, dass Chinas Vereine so aberwitzige Summen für ausländisches Fußball Know-how zahlen können. 

    Erst vergangene Woche folgte der brasilianische Nationalspieler Oscar dem Lockruf des großen Geldes aus Fernost: Der 25-Jährige soll ab Januar bei Shanghai SIPG mehr als 21 Millionen Euro im Jahr kassieren. Der FC Chelsea soll dafür über 70 Millionen Euro Ablöse erhalten haben - der bislang teuerste Wintertransfer. 

    Schon zuvor hatte Shanghai Oscars Landmann Hulk für rund 56 Millionen Euro verpflichtet. Alex Teixeira, Ramires, der Ivorer Gervinho. Sie alle spielen mittlerweile in China - die Liste lässt sich noch lange fortsetzen, und Clubs im Westen schlagen Alarm.

    China: Horrend hohe Gehälter locken Fußball-Stars nach China

    Auch Lavezzis Landsmann Carlos Tevez wechselt nach China. Der Club Shanghai Shenhua verpflichtete den 32-Jährigen für eine Ablösesumme von elf Millionen Dollar von den Boca Juniors aus Buenos Aires. Zu den Umworbenen gehört Berichten zufolge auch Weltmeister Lukas Podolski von Galatasaray Istanbul.

    Die neue Finanzkraft der Super League sei potenziell eine "globale Gefahr" für den Fußball, warnte Chelsea-Boss Antonio Conte nachdem er Oscar ziehen lassen musste. Ausgerechnet die mit Geld um sich werfenden Premier-League-Clubs fühlen sich also bedroht.

    "Chinesische Fans verfolgen schon lange den internationalen Fußball und verlangen ein ähnliches Niveau auch für die eigene Liga", entgegnet Wang Huyuan, Sportjournalist der Staatszeitung "Global Times". Mehr Stars würden für die Vereine auch mehr Fans bedeuten. Und auch für Trainer ist der Markt lukrativ: Marcello Lippi, Felipe Luiz Scolari, Felix Magath folgten dem Ruf aus Fernost, wie einst Klaus Schlappner in den 90er Jahren als Trainer-Pionier.

    Allerdings gibt es erste Anzeichen dafür, dass die Millionen künftig zumindest dosierter fließen werden. Chinas Präsident Xi Jinping ist zwar selbst ein großer Fußball-Fan und träumt von einem WM-Titel für sein Land. Gegen überzogene Gehälter und Ablösesummen für Stars aus dem Ausland will die Regierung nun aber offenbar trotzdem vorgehen. 

    Chinesische Unternehmen kaufen sich in Firmen in Deutschland ein

    Chinesische Unternehmen kaufen sich seit einigen Jahren in Firmen in Deutschland ein. Beispiele:

    EEW ENERGY: Die chinesische Holding Beijing Enterprises gibt Anfang Februar bekannt, den Spezialisten in der Müllverbrennung EEW Energy from Waste aus Helmstedt für rund 1,44 Milliarden Euro zu übernehmen.

    KRAUSSMAFFEI: Der Spezialmaschinenbauer wurde im Januar von ChemChina, dem größten Chemiekonzern Chinas, für 925 Millionen Euro gekauft. ChemChina kam unlängst erneut in die Schlagzeilen - mit einem 43-Milliarden-Dollar-Angebot für den Schweizer Agrarchemie-Anbieter Syngenta.

    KOKI TECHNIK TRANSMISSION SYSTEMS: Das chinesische Unternehmen Avic Electromechanical Systems übernimmt 2014 den sächsischen Autozulieferer. Ein Kaufpreis wird nicht genannt.

    HILITE: Avic übernimmt 2014 für 473 Millionen Euro den deutschen Autozulieferer.

    TAILORED BLANKS: Der Industriekonzern Thyssenkrupp schließt 2013 den Verkauf seiner Tochter an den chinesischen Stahlkonzern Wuhan Iron and Steel ab. Zum Preis machen beide Seiten keine Angaben.

    KION: 2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

    KION: 2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

    KIEKERT: Der Weltmarktführer für Pkw-Schließsysteme, Kiekert, ging 2012 in chinesische Hände. Der Hersteller aus Heiligenhaus bei Düsseldorf wurde vom börsennotierten chinesischen Automobilzulieferer Lingyun übernommen.

    In einem Kommentar schrieb das Parteiorgan "Volkszeitung" kürzlich, dass die Millionen für ausländische Stars eine echte "Graswurzel-Bewegung" in Chinas Fußball verhindern würden. Die Qualifikation für die WM 2018 ist praktisch schon passé. Zeitgleich kündigte Chinas Fußballverband eine Regeländerung an: Künftig sollen nur noch drei statt wie bisher vier ausländische Spieler pro Verein gleichzeitig auf dem Platz stehen dürfen. 

    AZ/dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden