Die Bewerbung um den vakanten Mittelstürmer-Posten konnten die so unterschiedlichen DFB-Neulinge Tim Kleindienst und Jonathan Burkardt nach dem Training auf dem Platz auch noch vor den Kameras und Mikrofonen fortsetzen. Und so froh beide sind, erstmals im Kreis der Fußball-Nationalmannschaft dabei zu sein, so sehr brennen sie auf mehr: aufs erste Länderspiel - und am besten auf erste Tore für Deutschland.
«Wie die Einsatzchancen sind? Ja, ich denke schon, relativ hoch», sagte der 29 Jahre alte Gladbacher Kleindienst. Es sei «wahnsinnig cool, das Ganze zu erleben», sagte der 1,94 Meter große Stürmer nach den ersten Eindrücken. «Du spielst hier mit wahnsinnig guten Spielern zusammen.»
Henrichs verlängert Ausfallliste auf sieben
Der fünf Jahre jüngere und nachnominierte Mainzer Burkardt möchte sich ebenfalls nicht nur im Training, sondern am liebsten auch im Spiel präsentieren: «Selbstbewusst kann ich schon reingehen.» In der Bundesliga führt er mit 5:3 Toren im Vergleich mit Kleindienst.
Nachdem Julian Nagelsmann bei einer ungewohnt langen Ausfallliste, die der Leipziger Außenverteidiger Benjamin Henrichs mit seiner Abreise wegen Rückenproblemen auf sieben Akteure verlängerte, drei Viertel seiner Offensiv-Formation weggebrochen sind, lautet die Frage der Woche für den Bundestrainer: Wer schießt ohne die verletzten Offensivstars Niclas Füllkrug, Kai Havertz und Jamal Musiala in der Nations League gegen Bosnien-Herzegowina und Erzrivale Holland die Tore für Deutschland? Ein Debütant wie Kleindienst oder Burkardt?
Als vor einem Monat der beim 5:0 gegen Ungarn noch treffende Füllkrug vor dem zweiten Gruppenspiel in den Niederlanden mit Achillessehnen-Problemen passen musste, lautete Nagelsmanns Neuner-Lösung Deniz Undav. Der Stuttgarter erzielte beim 2:2 in Amsterdam prompt sein erstes Länderspieltor. Am Freitag (20.45 Uhr/RTL) in Zenica könnte Undav aber eher als hängende Spitze benötigt werden neben Florian Wirtz und Serge Gnabry.
Burkardts rasches Wiedersehen mit Torwart Vasilj
Wenn der im Fußball weit verbreitete Aberglaube Nagelsmann leiten sollte, dann läge die Aufstellungs-Lösung auf der Hand: Jonathan Burkardt. Der frühere U21-Europameister präsentiert sich nach einer langwierigen Knieverletzung gerade stärker als je zuvor. Und am Wochenende traf er in der Bundesliga beim Mainzer 3:1 gegen den FC St. Pauli doppelt. Und das gegen wen? Bosniens Nummer eins Nikola Vasilj.
«Vielleicht muss ich mich auch nochmal bei ihm bedanken, dass er beim ersten Tor rausgekommen ist», sagte Burkardt lächelnd, als er auf das schnelle Wiedersehen mit Vasilj angesprochen wurde. Der Patzer des Torwarts ermöglichte ihm ein Kopfballtor.
Nagelsmann nominierte den Mainzer Torjäger prompt nach, als tags darauf Havertz verletzt absagte. Der Plan B des Bundestrainers auf der Position im Angriffszentrum lautete nach dem Ausfall des verletzten Füllkrug freilich Kleindienst. Der Gladbacher verkörpert ein ähnliches Profil wie «Fülle»: Groß, wuchtig, kopfballstark. «Tim kann sich jetzt beweisen», hatte Nagelsmann angekündigt.
Kleindienst will die Gunst der Ausfälle von Füllkrug und Havertz für sich nutzen. Seine Trefferquote im Training sei «solide» gewesen, sagte er: «Ich kann mich nicht beschweren.» Und im internationalen Fußball gehe schließlich der Trend wieder zur echten Neun zurück, argumentierte Kleindienst, der vor zwei Jahren noch mit dem 1. FC Heidenheim in der 2. Liga spielte. «Die Qualität des klassischen Neuner wird wieder gebraucht», sagte er.
Nübel in Bosnien im Tor, Baumann gegen Holland
Wer am Ende stürmt, bleibt nach Nagelsmanns geheimen Übungseinheiten offen. Auch zur Torwartposition hat sich der Bundestrainer während der Tage in Franken öffentlich nicht positioniert. Nach dem langfristigen Ausfall von Marc-André ter Stegen (Patellasehnenriss) hatte der Bundestrainer dem Hoffenheimer Oliver Baumann (34) ein Spiel fix zugesagt - den Anfang in Zenica macht aber der Stuttgarter Alexander Nübel.
«Ich freue mich extrem darauf. (...) Ich habe meinen Eltern Bescheid gegeben. Pure Vorfreude jetzt auf Freitagabend», sagte der 28-Jährige vom VfB Stuttgart bei RTL. Routinier Baumann wird dann aller Voraussicht nach gegen die Niederlande im DFB-Tor stehen.
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