Oliver Baumann könnte vor seinem zweiten Länderspiel noch einmal in seinen Heimatort fahren - mit dem Rad. Der 34-Jährige, der nach geduldigen Jahren auf der Bank in der Nationalmannschaft einen goldenen Herbst erlebt, ist im beschaulichen Breisach am Rhein geboren, gut 25 Kilometer vom Spielort Freiburg entfernt. Sein Einsatz am Samstag (20.45 Uhr/RTL) in der Nations League gegen Bosnien-Herzegowina hat damit freilich nichts zu tun.
Es sei immer «so ein Running Gag», sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann, dass, wenn es um die Startelf der DFB-Auswahl geht, angeblich Dinge abseits der sportlichen Leistungsfähigkeit eine Rolle spielten. Geburtstage etwa, oder wenn ein Profi aus der Nähe kommt und als Lokalmatador ja mal eine Belohnung verdient hätte. Nein, das interessiert den Bundestrainer nicht.
Nach der schweren Knieverletzung von Marc-André ter Stegen (32) hat Nagelsmann den Ersatzmännern Baumann und Alexander Nübel (28) das Vertrauen ausgesprochen. Auch zum Jahresabschluss dürfte es wieder eine Arbeitsteilung geben; Nübel wird aller Voraussicht nach am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Budapest gegen Ungarn sein ebenfalls zweites Länderspiel absolvieren. Im Oktober hatte Nagelsmann gesagt, dass Baumann «einen Tick» vorne sei.
«Super entspannter» Austausch der Konkurrenten
«Klar, wir sind Konkurrenten und am Ende will jeder spielen», sagte Nübel in dieser Woche während einer Medienrunde. «Aber der Austausch ist fair, wir verstehen uns gut, es ist nichtso, dass wir uns aus dem Weg gehen.» Es sei sogar «super entspannt» im kleinen Kreis der DFB-Torhüter. Dritter Keeper in diesem Monat ist Stefan Ortega Moreno (32) von Manchester City, der zuvor noch nie für die DFB-Auswahl nominiert worden war.
Die Nummer drei ist aber eben die Nummer drei, das hatte Nagelsmann durchblicken lassen. Als Baumann und Nübel im Oktober jeweils ihr Debüt gefeiert hatten, war Janis Blaswich (33) von RB Leipzig mit dabei. Da gebe es «verschiedene Optionen», sagte Nagelsmann. Bernd Leno (32), der ter-Stegen-Vertreter Nummer eins sein wollte, und Kevin Trapp (34) gehören augenscheinlich nicht mehr dazu.
Jüngere Torhüter sollen sich auf U21-EM fokussieren
Dass aktuell außer Nübel, dem weiterhin eine Zukunft beim FC Bayern vorausgesagt wird, kein Torwart diesseits der 30-Jahre-Grenze eine Rolle spielt, wäre in anderen Zeiten ein Dilemma für einen Bundestrainer gewesen. Wirklich zukunftssicher schaut das nicht aus. Nagelsmann denkt aber ohnehin nur bis zur WM 2026 in Amerika. Dann ist entweder ter Stegen in Bestform zurück - oder die Alternativen Nübel und Baumann sind eingespielt.
Aus dem Kreise der Jüngeren drängt sich zudem kein Torwart so sehr auf, dass sich Prioritäten Richtung A-Auswahl verschieben würden. «Da ist sicherlich auch der eine oder andere dabei, aber wir haben im Sommer auch ein großes U21-Turnier und ich sehe nicht den Sinn dahinter, U21-Keeper einzuladen, dass sie dann zehn Tage bei uns sind und ihrer Mannschaft fehlen, mit der sie im Sommer den Titel holen sollen», sagte Nagelsmann. «Das fände ich seltsam, wenn es nicht zwingend notwendig ist.»
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