Die Partie, die in dieser ersten Runde des DFB-Pokals am meisten nach «David gegen Goliath» aussieht, rangiert eher unter ferner liefen. Oberligist TuS Koblenz empfängt am Montag im beschaulichen Sportpark Oberwerth den vier Ligen höher spielenden VfL Wolfsburg. Einen größeren Klassenunterschied hat keine der 29 weiteren Partien am Wochenende zu bieten - manche der vermeintlich anderen Kleinen, die gegen die ganz Großen spielen, sind auf dem Papier gar nicht mehr so klein.
«Vor ein paar Jahren waren wir noch im Amateurfußball», sagte Trainer Thomas Wörle vom SSV Ulm der «Süddeutschen Zeitung», dessen Club das große Los gezogen hat. Ulm empfängt an diesem Freitag (20.45 Uhr/ZDF und Sky) Rekordsieger FC Bayern - aber eben nicht als Regional-, sondern inzwischen als Zweitligist. Sein Club sei der «absolut krasse Außenseiter», sagte Wörle. Aber: Unter bestimmten Umständen könne «eine ganz kleine Pokalchance ein bisschen größer» werden.
In der Liga spielt der einst finanziell massiv angeschlagene Club seit dieser Saison in aller Regelmäßigkeit gegen große Namen aus Köln, Hamburg und Gelsenkirchen. Was sind da schon die Bayern? «Surreal» sei die Entwicklung, sagte Wörle, der den Rekordmeister aus seiner Zeit als langjähriger Trainer der Münchner Fußballerinnen bestens kennt.
Lübeck zieht um
Mehr Dorfverein-Charme im Pokal hätte grundsätzlich die Partie von Regionalligist Phoenix Lübeck gegen Borussia Dortmund am Samstag (18.00 Uhr/Sky). Gegen den Champions-League-Finalisten zieht der Außenseiter aber aus dem heimischen Buniamshof in den großen Hamburger Volkspark. Zehntausende Fans werden erwartet, alle brauchen wegen des Ticketsystems des Hamburger Gastgebers eine «HSV.ID».
«Unfassbar, ein unfassbar tolles Los für den Verein, die Fans, die Spieler», sagte Phoenix-Sportdirektor Frank Salomon den «Lübecker Nachrichten» nach der Auslosung. Der Club spielt nach der Saison 1976/77 erst zum zweiten Mal überhaupt in der ersten DFB-Pokal-Runde mit. Das sieht schon sehr nach dem ewig beschworenen Duell von «David gegen Goliath» aus.
Dass die Ligazugehörigkeit abseits aller Bibelvorlagen noch lange nicht ausschlaggebend für den Pokal sein muss, hatten in den vergangenen Jahren immer wieder vermeintlich kleine Vereine demonstriert. In der vergangenen Saison scheiterte Drittligist 1. FC Saarbrücken nach Siegen unter anderem gegen die Bayern und Eintracht Frankfurt erst im Halbfinale - an Zweitligist 1. FC Kaiserslautern, der das Finale gegen Bayer Leverkusen knapp, aber unterlegen mit 0:1 verlor.
Für die Kleinen lohnt sich's
In der vorausgegangenen Spielzeit hatte es den aktuellen Titelträger erwischt: Bayer verlor in der ersten Runde beim damaligen Drittliga-Aufsteiger SV Elversberg. In der Saison 2020/21 war für Leverkusen im Achtelfinale nach einer Niederlage bei Regionalligist Rot-Weiss Essen Schluss. In dieser Spielzeit steigt Bayer wegen des Supercups gegen den VfB Stuttgart wie auch die Schwaben erst später ein und spielt das Erstrundenspiel bei Regionalligist FC Carl Zeiss Jena am 28. August.
Finanziell kann der Pokal für die Kleinen mit jedem Sieg ein Segen sein. Der Deutsche Fußball-Bund schüttet für die Teilnahme an der ersten Runde 209.453 Euro aus, pro Runde verdoppelt sich die Summe jeweils. Wer überwintert und im Viertelfinale mitspielt, bekommt dafür 1.675.625 Euro - davon mag ein Bundesligist keinen besonders tollen Neuzugang kaufen können, in der 3. Liga ist das bei vielen Clubs schon ein Drittel des gesamten Personaletats für den Spielbetrieb.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden